Ich äußere mich ja eher selten, aber die Diskussion finde ich doch recht interessant
well_done hat geschrieben:würden einfach alle, von der soz. unterschicht bis zur upperclass, fleisch nicht mehr als grundnahrungsmittel ansehen, sondern als ergänzendes produkt und es entsprechend seltener und qualitativ bewusster kaufen, würde das schon einen riiiiesen unterschied machen.
dem kann ich so zustimmen, das Problem ist nur warum sollte jmd Fleisch nicht mehr als Grundnahrungsmittel ansehen obwohl er in den meisten Fällen so sozialisiert wurde. Die Gründe warum jmd Vegetarier oder Veganer wird unterscheiden sich ja von "ich mag kein Fleisch" bis zu eigenen "moralisch-ethischen Wertevorstellungen" von daher ist es relativ schwer jmd der Fleisch als Grundnahrungsmittel ansieht, davon zu überzeigen sein Konsumverhalten zu ändern, insbesondere wenn das eigene Werteverhalten ja direkt angegriffen wird, da es ja "unethisch sei" Dinge wie Massentierhaltung etc zu unterstützen.
well_done hat geschrieben:ich finde es extrem, das grade in soz. schwachen schichten oft billig fleisch en masse gekauft wird, weil gemüse ja sooo teuer ist. da gibts dann täglich tk-chicken nuggets, salami pizza, billig hack und fischstäbchen.. aber für obst und gemüse reicht die kohle nicht.
dies Argument wird relativ häufig vorgebracht und kommt auch in einigen Studien immer wieder gerne vor, ist aber nicht ganz richtig. Fleisch wird Milieu-übergreifend sehr häufig konsumiert. Die Gesundheitsprobleme in sozial weniger priviligierten Schichten resultieren meist aus erhöhten Konsum von Fertiggerichten, die wiederum zuviel Fett und Zucker enthalten sowie einen meist deutlich erhöhten Süßigkeitenkonsum. Zwar stimmt es, dass zumindest in Deutschland die niedrigste soziale Schicht 1/5 mehr Fleisch isst als die oberste soziale Schicht, in Grammzahlen ausgedrückt klingt das ganze aber iwi weniger beeindruckend und witzigerweise geht meist die sogenannte Mittelschicht am häufigsten in Fast-Food Restaurants, in denen man ja das Billigfleisch vermuten könnte. Interessanterweise bedeutet ja eine erhöhte Nachfrage, dass der Preis steigt, was übrigends der Grund dafür war, weswegen Fleisch in sozial schwachen Haushalten früher häufig nicht erschwinglich war.
well_done hat geschrieben:und die industrie macht es durch spott-preise mögliche.. die wiederrum ja eben durch die hohe nachfrage entstehen.
das ist so eine Sache mit dem Angebot und der Nachfrage, wenn es eine hohe Nachfrage nach einem Produkt gibt steigt meistens der Preis, wenn die Industrie wiederum versucht diese Nachfrage zu decken kann der Fall eines Überangebots auftreten (welches bei Fleisch meiner Ansicht nach in Deutschland zumindest der Fall ist) wodurch der Preis meistens in den Keller geht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Großteil des billig Fleisches in den Müll wandert (und von da manchmal mit Kampfpreis wieder auf den Markt auftaucht, da das Überangebot dazu zwingt die Produktionskosten sehr sehr gering zu halten um überhaupt Profit zu erwirtschaften). Die billigen Fleischpreise resultieren daher meiner Ansicht nach aus einem Überangebot an Fleisch als durch eine sehr hohe Nachfrage nach diesem Produkt.
well_done hat geschrieben:es fehlt, in meinen augen, einfach auch aufklärung im bereich nahrung.
wenn ein 5-jähriger nicht weiß, dass ein chicken nugget mal ein huhn war, finde ich das erschreckend und gruselig.
ist so richtig, da müsste mal richtig Geld in die Hand genommen werden aber bei den sozialen und Bildungsausgaben wird ja gerne immer am wenigsten ausgegeben. Inwieweit eine höhere Aufklärung zu einer geringeren Lust am Fleischkonsum führen könnte ist allerdings rein spekulativ, da es sich hier ja meist um eine moralische Frage handelt diese Frage dementsprechend rein subjektiv ist und der Begriff der Moral von Gesellschaft zu Gesellschaft, Kultur zu Kultur und Generation zu Generation sehr unterschiedlich gehandhabt wird.
well_done hat geschrieben:würde das bewusstsein dafür steigen, in allen schichten, würde der bedarf geringer werden und die industrie müsste reagieren, es würden weniger tiere leiden müssen und weniger getreide als futtermittel herhalten müssen.
diese Schlußfolgerung ist wie oben schon erwähnt spekulativ und keine bewiesene Theorie und wenn man die Unterpunkte sich betrachtet die darin enthalten sind so lässt sich die vereinfachte Schlußfolgerung einfach nciht halten, da der Punkt gestiegenes Bewusstsein führt zu geringeren Fleischkonsum eben nicht zwingend ist.
well_done hat geschrieben:entsprechend kotzt mich diese "ich alleine kann eh nix machen"-haltung extrem an. das ist so ein deppen argument!
wenn 1000 von euch sich zusammen schliessen und den fleischkonsum nur etwas reduzieren (noch nicht mal komplett einschränken) wäre damit sicher ein kleiner 1. schritt getan. vom stillstand passiert jedoch einfach mal.. gar nix.
dies ist erstmal verallgemeinernd und als nächstes beleidigend um einen möglichen Diskussionsteilnehmer der einen anderen Standpunkt einnimmt auf einer persönlichen Ebene im Vorfeld zu diskreditieren.
Zudem fehlt warum jmd seinen Fleischkonsum einschränken sollte, wenn er mit dem status quo so nach seinem eigenen Wertecodex glücklich ist. Und dies ist meistens der Punkt an dem die Moral wieder ins Spiel kommt und die Schlußfolgerung gezogen wird, dass sein Fleischkonsum mit Schuld daran trägt, dass es Massentierhaltung etc. gibt. Schon allein diese Unterstellung ist erstmal sehr angreifend, weil sie auf einer moralischen Ebene argumentiert und dem Gegenüber bedeutet, seine "Weltsicht" ist falsch während die eigene die richtige ist.
Wer einen toleranten Standpunkt einnimmt befürwortet ebenso, dass es vegetarische und vegane Lebensweisen gibt und dementsprechend ein solches Speiseangebot, so wie er auch befürwortet, dass es eben "Normalverbraucher/Fleischesser" (mir fällt leider kein Begriff ein der nicht für die eine oder andere Gruppe eine negative Inklusion verleiht) gibt, die ihrem Konsum ungehindert nachgehen wollen.
Von diesen Ausgangspositionen sollte man sich in einer Diskussion aufeinander zu bewegen, da man als toleranter Mensch ja versucht einen Kompromiss zu schließen der beide Lebensweisen miteinander versöhnen kann.
Dies öffnet natürlich die Tür für Extrempositionen wie "Massentierhaltung darf nicht toleriert werden" und "Vegetarier fressen meinen Essen alles weg" , die aber erstmal losgesondert von den unterschiedlichen Lebensweisen betrachtet werden sollten, da man sonst wieder die moralisch-wertende und damit die subjektive Komponente in die Diskussion einbringt.