Todesstrafe

"Phoenix roxx the house" - Offtopicgerödel

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Beitragvon Dorian » 27.08.2010 11:25

ME hinkt der Abtreibungsvergleich und wenn wir damit hier einsteigen, sollten wir gleich splitten. Da sind wir bei Aepfeln und Birnen, wenn auch ein spannendes Thema.
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Beitragvon well_done » 27.08.2010 11:26

@ dragulin.. wolltest du nicht erzieher werden?! .... oder hab ich das falsch im kopf? mit deiner einstellung solltest du das lieber lassen.
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Beitragvon madmaxx » 27.08.2010 11:32

Vom Gedanken des sicheren Tatnachweises muss man sich verabschieden. Den gibt es nicht. Gerade ist rausgekommen, dass ein gerichtsmedizinisches Institut in den USA seit 1987 nach Gutdünken Beweise gefälscht hat, je nach dem, welchem Staatsanwalt man noch was geschuldet hat. ( http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0 ... 35,00.html )
DNA ist auch nicht immer wasserdicht.

Die Sache mit den Abtreibungen hat hier nur auf den ersten, sehr oberflächlichen Blick etwas verloren. Dabei geht es um die Frage, ab wann ein Mensch ein Mensch ist und ab wann empfindungsfähig. Die Zeit in der Frauen in Deutschland abtreiben dürfen, ist die, von der man annimmt, dass der Fötus noch kein eigenes Bewusstsein entwickelt hat.

Was den Freiheitsentzug angeht: es gibt da eine Trennung zwischen Persönlichkeits- und Freiheitsrechten. Persönlichkeitsrechte sind das Recht auf körperliche Unversehrtheit und alles was damit zusammenhängt. Diese stehen aus, wie ich finde nachvollziehbaren Gründen, auf einer anderen Stufe als die Freiheitsrechte.
Oder anders gesagt: Persönlichkeitsrechte sind grundsätzliche Menschenrechte. Freiheitsrechte sind solche, die ein demokratischer Staat benötigt, um zu funktionieren. Darunter fallen z.B. Versammlungs- und Reisefreiheit. Somit ist ein Entzug letzterer in engem Rahmen, nämlich wenn die Rechtsgüter anderer Menschen in Gefahr sind, durchaus hinnehmbar.

Grundsätzlich kann man wohl sagen das es keine rationalen Argumente für die Todesstrafe gibt, aber eine ganze Menge dagegen.
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Beitragvon Buddha_Eyes » 27.08.2010 11:33

@ Dorian: Du hast Recht, Rache kann (da fordert der BGH ein umfassende Würdigung der Tatmotive) ein niedriger Beweggrund sein.. ebenso übrigens wie "einem Menschen jegliches Lebensrecht absprechen".

@ well_done
Das Problem ist, daß es vielen Menschen einfach nicht möglich ist, mit Tätern Mitleid zu empfinden.. da kannst Du noch so viel apellieren - das setzt voraus, ihre Taten emotional ein wenig ausblenden zu können - und das ist manchen eher gegeben als anderen.
Ich habe genügend mit Mißbrauchstätern, Mördern und anderen Straftätern gesprochen, deren Lebensgeschichte einfach nur grauenhaft war - und auch wenn etwas derartiges nicht im rechtssinne entschuldigt (also die Tat als nicht vorwerfbar erscheinen läßt), so sollte es nach meinem Verständnis zumindest genügend emotionales Verständnis wecken, um die Person nicht liquidieren zu wollen.
Ich habe zumindest in meiner bisherigen Zeit nur wenige Menschen kennengelernt, die per se "böse" waren.

Hat sich einer der "Schwanz-ab-Fraktion" z.B. mal gefragt, wie das wohl ist, wenn man aufgrund von Umständen, die man sich ja nicht selbst ausgesucht hat, als sog. "Kernpädophiler" schlichtweg keine anderen sexuellen Bedürfnisse hat, als die nach Kindern - straffrei zu bleiben erfordert demnach einen vollständigen Verzicht auf jegliche Sexualität. Klar - das ist dann eben von diesen Menschen auch zu verlangen und zu leisten... keine Frage. Ich denke aber, jeder hier kann sich schnell ausmalen, daß das für einen Menschen eine erhebliche Herausforderung darstellt.
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Beitragvon Sheep » 27.08.2010 11:35

Guten Morgen zusammen.

Wenn die Strafe wirklich eineindeutig nachweisbar und der Täter nicht rehabilitationsfähig ist bin ich schon für die Todesstrafe.


Genau diesen Standpunkt vertrete ich.
Allerdings wirklich nur unter der Prämisse, dass derjenige zu 100% überführt wurde.

Wenn man nun jemanden Toetet, weil er einen Mord begangen hat und als Rechtfertigung dafuer das Beduerfnis nach Vergeltung (das ist nichts anderes als Rache) in Anspruch nimmt, muessen dann diese Befuerworter oder gar die Buerger dieses Staates auch hingerichtet werden weil sie einen Mord begabgen haben?


Hier geht es nicht darum Rache zu nehmen. Es geht darum eine potenzielle weitere Gefahr für die Gesellschaft zu eliminieren. Wie ich schon mehrfach sagte. Dies würde auch geschehen, wenn diejenigen bis zu ihrem tatsächlichen Lebensende eingesperrt bleiben würden.
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Beitragvon Dragulin » 27.08.2010 11:35

Klar gibt es viele die solche sachen selber erlebten und die eine sehr schlechte erziehung hatten, aber kann man das immer als Entschuldigung nehmen?
Ich persönlich habe kein Problem damit, wenn einer erkennt das es an der Kindheit liegt und er sich dessen bewusst wird, das es falsch ist bzw. zumindest die Hilfe in Anspruch nimmt und den Willen zeig sich zu ändern.
Ich habe ein Problem mit denen, die nicht Therapierbar sind, weil sie es selbst nicht wollen und nicht einsehen. Die gehören für mich einfach weg...ob nun tatsächlich Lebenslang im Kerker oder Tod is mir dabei soweit Wurst, hauptsache diese Person kommt nicht wieder in die freie Wildbahn.

Und wann wird eigentlich dieser Kreislauf durchbrochen? Opfer werden zu Tätern, deren Opfer wieder zu tätern werden etc.
Bei irgendeiem Opfertäter muss man halt mal anfangen und ihn tatsächlich Lebenslang wegsperren, dann gibbet keine weiteren Opfertäter...zumindest weniger.

Was ich in diesem System allerdings bezweifel ist, das die Therapien tatsächlich erfolgreich durchgeführt werden. Da trägt die schwere Vergangenheit zu einem verminderten Urteil bei und dann? Kommt der Täter nach 2 Jahren haft wieder raus...aber wie lange braucht man tatsächlich für eine gescheite Therapie? Ich glaube nicht das da 2 Jahre ausreichend sind.

Insgesamt gesehen ist dies wieder eine Diskussion, die auf beiden seiten ihre befürworter hat und bei der auf beiden Seiten argumente auftreten, die auch in gewisser weise verständlich sind.
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Beitragvon Buddha_Eyes » 27.08.2010 11:37

Hier geht es nicht darum Rache zu nehmen. Es geht darum eine potenzielle weitere Gefahr für die Gesellschaft zu eliminieren.

Dafür ist die Liquidation der betreffenden Person aber nicht erforderlich..
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Beitragvon well_done » 27.08.2010 11:39

ich erwarte noch nicht mal mitleid, ich erwarte nur ein wenig verständnis für die menschliche psyche und deren entwicklung...


zumal ich mich auch immer frage, das mag für manch einen zwar jetzt auch wie äpfel und birnen sein,

warum jemand, der ein kind/eine frau vergewaltigt und tötet (oder auch am leben lässt),
ein schlimmerer mensch ist, als der jenige, der bei nem bandenkampf n messer zieht und sein gegenüber absticht?! oder der im drogenmillieu den kleindealer erschiesst? das sind nämlich im prinzip die jenigen, die aus niedern motiven, oft grundlos, primitiv töten, nur weil die gegebenheiten grade so sind, wie sie sind.

ich bin aber wahrscheinlich generell zu liberal und zu tollerant dem menschen ansich gegenüber, glaube aber, wenn ich das nicht wäre, könnte ich meinen job nur halb so gut machen, wie ichs tu.
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Beitragvon Natsumi » 27.08.2010 11:41

madmaxx hat geschrieben: Die Zeit in der Frauen in Deutschland abtreiben dürfen, ist die, von der man annimmt, dass der Fötus noch kein eigenes Bewusstsein entwickelt hat.


doch das weiß man - der Fötus hat in dieser Zeit noch nichtmal im Ansatz
ein entwickeltes Nervensystem. Ein Bewusstsein ergibt sich aus hirnorganischen
Gründen sogar erst viel viel später. Aber das weiß man und es zu sagen
is eh Firlefanz weil es bei so einer Disskussion immer um ganz was
anderes geht.
Sorry fürs OT, scheint aber jetzt ein Nebenschauplatz zu sein ^^
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Beitragvon Sheep » 27.08.2010 11:42

Ich habe zumindest in meiner bisherigen Zeit nur wenige Menschen kennengelernt, die per se "böse" waren


Und genau diese Leute würde ich gern auf dem Stuhl sehen Buddha.
Wenn jemand psychisch labil ist (und ich meine nachgewiesen, denn auch hier fließt mancher Cent in die Tasche eines Gutachters) und einen Mord begangen hat, dann sollte er einfach nur weggesperrt werden, bis er irgendwann nach vielen vielen Jahren den Knast im Holzkasten verlässt.

Aber was kann ich schon von einem System erwarten, in dem ein Vergewaltiger weniger Zeit im Knast sitzt als jemand, der sich mal den neusten Kinofilm gezogen hat ?
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Beitragvon well_done » 27.08.2010 11:43

achja... lebenslange verwahrung gibt es und wird auch praktiziert. meistens dann nicht im gefängnis sondern in der forensik.
ich komme, auf dem weg zur arbeit, recht häufig an genau so einer "verwahranstalt" vorbei, da wir eine auf dem gelände haben.
und da sitzen nicht nur vergewaltiger und mörder, sondern auch andere straftäter die nicht als rehabilitierbar gelten.
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Beitragvon Natsumi » 27.08.2010 11:46

Sheep hat geschrieben:Genau diesen Standpunkt vertrete ich.
Allerdings wirklich nur unter der Prämisse, dass derjenige zu 100% überführt wurde


Das ist ja genau der Punkt über den sich zb. Buddha hier schon den
Mund fusselig geredet hat ...
Wenn du also nur unter der Vorrausetzung einer unfehlbaren
Rechtsprechung für die Todesstrafe bist , dann bist du ja ansich eh
dagegen.
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Beitragvon Dragulin » 27.08.2010 11:50

well_done hat geschrieben:@ dragulin.. wolltest du nicht erzieher werden?! .... oder hab ich das falsch im kopf? mit deiner einstellung solltest du das lieber lassen.


Wieso? Kinder lernen besser als Erwachsene und da hat man noch am ehesten die Chance, ethnische Werte zu vermitteln.

Und dein Kommentar hätteste dir auch verkneifen können, der passt hier nämlich überhaupt nicht hin.

madmaxx hat geschrieben:Dabei geht es um die Frage, ab wann ein Mensch ein Mensch ist und ab wann empfindungsfähig.


Darauf wollte ich hinaus.


@sheep: seh ich ähnlich.

Wie gesagt: man sollte in manchen Fällen einfach mal härter durchgreifen...(Muss nicht gleich Tod sein, aber Freiheitsentzug dann tatsächlich durchziehen und nicht wieder vorzeitig entlassen usw.)
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Beitragvon well_done » 27.08.2010 11:50

"psychisch labil" find ich überigens in dem zusammenhang einen witz.

hier geht es nicht um einen leichten knacks weg zu haben,
hier geht es um menschen, deren gesamten wert und normen vorstellungen komplett verrutscht sind, die ein komplett anderes verständnis von normalität haben, sich häufig nur unter großen bemühungen dem gesellschaftlichen leben anpassen, im prinzip gute schauspieler sind und deren bedürfnisse, auf grund von entwicklungspsychologischen "fehlern" nicht mit den normalgültigen übereinstimmen. die sich teilweise darüber bewusst sind und es oft auch ein lebenlang oder zumindest über einen verdammt langen zeitraum schaffen, abstitent zu bleiben und ihre persönlichen bedürfnisse und empfindungen versuchen, aufzuschieben.

ein ganz netter bericht, der zur thematik passt ist dieser hier: http://www.psychotherapiepraxis.at/artikel/sexualtherapie/zwangsgedanken_paedophilie.phtml

der geht zwar nicht in die tiefen, reisst aber ganz gut an, WIE es zu taten kommen kann! ...



@ dragulin: ich bin selbst erzieherin, gelernt im elementar bereich und arbeite seit 3 jahren in der intensivbetreuung für erwachsene psychisch kranke mit besonders herausforderndem verhalten. und wenn ich eines gelernt habe, während der ausbildung und während meiner arbeit jetzt,
dann ist es das, dass die persönliche meinung immer hinten ansteht und es verdammt schwer wird, fuss zu fassen, wenn man selbst radikal denkt und extreme meinungen vertritt und tolleranz als ein gut ansieht, welches nur dann gilt, wenn alles recht glatt läuft.
aber ihr werdet euch in der ausbildung sicherlich auch ausgibieg mit entwicklungspsychologie und auch sexualentwicklung beschäftigen,
vll. wirst du dann auch die ein oder andere sache respektvoller und weniger radikal betrachten und noch mal überdenken, was du hier so vertrittst.
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Beitragvon Natsumi » 27.08.2010 11:51

Sheep hat geschrieben:Aber was kann ich schon von einem System erwarten, in dem ein Vergewaltiger weniger Zeit im Knast sitzt als jemand, der sich mal den neusten Kinofilm gezogen hat ?


Daß das Strafmaß hier oft zu unverhältnismäßig ist und auch ansonsten genug
Verbesserungsbedarf herrscht ist klar, da haste schon Recht. Ein
System ohne Todesstrafe ist auch ned perfekt - die perfekte
Rechtssprechung gibts nirgens.
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