Todesstrafe

"Phoenix roxx the house" - Offtopicgerödel

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Beitragvon OneDollar » 26.08.2010 21:58

Und was, wenn die falsche Person hingerichtet wird? Übernimmst du die Verantwortung?
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Beitragvon LÖö » 26.08.2010 22:39

KABA hat geschrieben:Reue und Geständnis gut und schön, ändert aber mMn nichts an der Tatsache dass das eine Opfer jetzt HIV positiv ist. Sicher hat er Mitschuld wenn er sich auf Sex ohne Kondom einläßt, aber dennoch ist es unverzeihbar dass ich mich als Täter darauf einlasse wenn ich von meiner Krankheit weiß ! Das wär in etwa so wie wenn man sagt "ja gut, nachts im Central Park ists gefährlich, wenn du da ausgeraubt oder erschossen wirst biste selbst schuld" :roll:


Jeder aufgeklärte Mensch weiß, wie man sich vor HIV (und so ziemlich allen anderen Geschlechtskrankheiten) effektiv schützen kann... Und wer bei 'nem One-Night-Stand direkt auf's Kondom verzichtet, der spielt mit dem Feuer. Ich sehe da auf beiden Seiten die 'Schuld'.
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Beitragvon Sheep » 26.08.2010 23:11

OneDollar hat geschrieben:Und was, wenn die falsche Person hingerichtet wird? Übernimmst du die Verantwortung?


Ja. Und das geschieht mit Sicherheit, denn auch hier passieren juristische Fehler. Aber ich denke, dass der Nutzen größer als der Schaden ist.
Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass ich kein Problem damit hätte den Hebel umzulegen bzw. den Knopf zu drücken.

Ich denke wir haben hier ein Thema, bei dem wir nie zu einem Ende bzw. einer Entscheidung kommen würden, da die eigene Meinung einfach zu eingefahren ist.
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Beitragvon madmaxx » 26.08.2010 23:26

Gesplittet.

Das Zeitalter der Aufklärung brachte große kulturelle Fortschritte. Die Formulierung grundsätzlicher Menschenrechte ist gar nicht hoch genug zu bewerten.
Kein Staat dieser Welt, der dieses Erbe mit Füßen tritt, indem er sich anmaßt, zu entscheiden, wer lebt oder nicht hat von mir auch nur den geringsten Respekt zu erwarten.
Sobald der Staat beginnt, die selbstgesetzten Normen zur Befriedigung von niederen Trieben auszusetzen, verliert er jede ethische Glaubwürdigkeit. Er gibt damit seine innersten Werte auf, denn er stellt sich auf die gleiche Stufe wie die Verbrecher die er aus puren Rachegelüsten umbringt.
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Beitragvon Dorian » 26.08.2010 23:32

Sheep hat geschrieben:Wie gesagt: Ich bin keines Falls für das niededrmähen eines ganzen Staates. Allerdings hat in meinen Augen jemand, der z.B. ein kleines wehrloses Kind vergewaltigt und danach tötet nichts anderes verdient als den Tod.
...


In meinen Augen auch nicht. Enn jemand mit meiner Nichte sowas machen wuerde, dann sollte derjenige hoffen, dass ich nicht meine gesamte Kreativitaet auslebe.

Aber: Sowas ist Unrecht, gehoert bestraft und darf durch einen Staat nie (!!!) Toleriert oder begangen werden. Die Rache die man verspuert ist ein nicht minderer niederer Beweggrund und die Justiz darf sich nicht zum Instrument dieses machen lassen!
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Beitragvon DevilTFT » 26.08.2010 23:39

Sheep hat geschrieben:Allerdings hat in meinen Augen jemand, der z.B. ein kleines wehrloses Kind vergewaltigt und danach tötet nichts anderes verdient als den Tod.


Sehe ich auch so . Sind wir halt beide primitiv :)
Und selbst wenn das vergewaltigungsopfer überlebt hat es ein Leben lang einen Schaden , vor allem wenn der Täter nach 6 Monaten fies lächelnd an ihm vorbei läuft , und das dann täglich :evil:

In dem Fall mit der NoAngels Sängerin verstehe ich aber eins nicht .
Das war doch ein OneNightStand , oder ?
Wie kann man heutzutage noch so blöd sein und ohne Gummi durch die Gegend poppen :roll: ?
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Beitragvon OneDollar » 26.08.2010 23:54

Sheep hat geschrieben:
OneDollar hat geschrieben:Und was, wenn die falsche Person hingerichtet wird? Übernimmst du die Verantwortung?


Ja. Und das geschieht mit Sicherheit, denn auch hier passieren juristische Fehler. Aber ich denke, dass der Nutzen größer als der Schaden ist.


Mit der gleichen Begründung könnten wir auch wieder Sklaven halten und Frauen als minderwertige Menschen behandeln.
Und ich glaube dir nicht, dass du der Familie des fälschlicherweise Hingerichteten erklären würdest, dass es leider ein Fehler war, dies aber nunmal vorkommt und sie deshalb damit leben müssen. Ob die Angehörigen dann auch nach Todesstrafe für die Vollstrecker schreien?

DevilTFT hat geschrieben:Und selbst wenn das vergewaltigungsopfer überlebt hat es ein Leben lang einen Schaden , vor allem wenn der Täter nach 6 Monaten fies lächelnd an ihm vorbei läuft , und das dann täglich :evil:


Und die Todesstrafe würde die Situation für die Betroffene in irgendeinerweise besser machen?
Zuletzt geändert von OneDollar am 26.08.2010 23:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Buddha_Eyes » 26.08.2010 23:57

Toll, madmaxx... und was soll ich jetzt noch schreiben..?
:mrgreen:
Ok - also, um es mal noch weiter zu systematisieren. Nach unserer modernen Strafrechtsdoktrin ruht der Strafzweck auf drei Säulen: Generalprävention (also, die Allgemeinheit daran hindern, Straftaten zu begehen), Spezialprävention (also, den spezifischen Straftäter daran hindern, erneut Straftaten zu begehen) und den Wiedergutmachungsgedanken. Letzterer spielt eine eher untergeordnete Rolle, weil dafür auch das Zivilrecht mit heranzuziehen ist.

Zum Thema Generalprävention ist zu sagen, daß es heute unter Kriminologen weitgehend unbestritten ist, daß die Höhe der zu erwartenden Strafe keine signifikante Auswirkungen auf die Delinquenzwahrscheinlichkeit hat (sonst müßte auch Texas der friedlichste Ort der Welt sein). Ist zwar interessant, daß Politiker gerne als Reflex auf eine vermeintlich erkannte Strafbarkeitslücken immer die Strafandrohungen anheben wollen - aber es ist unter denjenigen, die sich mit dem Fach beschäftigen allgemein bekannt, daß das symbolische Gesetzgebung ist, die den Vorteil hat, nix zu kosten (aber eben auch nix bringt, außer daß das Volk das Gefühl hat, es würde etwas unternommen).

Aus spezialpräventiven Gründen ist es schlichtweg unverhältnismäßig, jemanden zu exekutieren.. den identischen Effekt kann man auch ohne Tötung des Straftäters erreichen. Vor allem muß man einfach klarstellen, daß es sich gerade bei Tötungsdelikten regelmäßig um solche handelt, die nur sehr selten wiederholt werden. Serienkiller sind eine extreme Ausnahmeerscheinung.

Bleibt eben nur das Wiedergutmachungsinstrument. Das Interessante ist, daß das Auge-um-Auge - Prinzip von so gut wie niemandem in letzter Konsequenz vertreten wird. Kaum einer möchte, daß der Vergewaltiger selber vergewaltigt wird, der Körperverletzer seinerseits verprügelt, der Dieb selbst bestohlen etc.. Warum dann gerade bei Tötungen anders vorgehen?
Wie entscheidenwir eigentlich, bei welchen Delikten hingerichtet wird? Mord? Totschlag? Kindesmißbrauch? Vergewaltigung? Schwere Wirtschaftsdelikte (in China bis jetzt möglich)?, Schwere BTM-Delikte (in mehreren Ländern mit dem Tode bedroht)? Warum beim einen aber nicht beim anderen?
Das Argument mit der Fehlverurteilungen ist ebenfalls kaum von der Hand zu weisen - da finde ich Dich, sheep auch bisher kaum nachvollziehbar. Habe ich Dich richtig verstanden, daß Du lieber einen Unschuldigen hinrichtest, als einen Schuldigen am Leben zu lassen.. das kann ich nur sehr schwer akzeptieren.
Ebenfalls sehr interessant ist, daß in den USA sehr umfangreiche Untersuchungen darüber vorliegen, ob Opfer von Straftaten oder Angehörige derselben, die der Exekution des Täters beigewohnt haben, sich danach irgendwie besser fühlten - es war fast ausnahmslos nicht der Fall. Die Todesstrafe taugt also nicht einmal als Wiedergutmachungsinstrument.
Den von madmaxx - m.E. absolut zu Recht - erhobenen Einwand, daß ein Staat, der die Tötung eines anderen Menschen anordnet um das "Rachebedürfnis" seiner Bürger zu befriedigen, jegliche eigene Legitimation verliert, kann man auch kaum aus der Welt schaffen.

Um es kurz zusammen zu fassen: In einer Welt, in der Vernunft eine gewisse Bedeutung hat, ist für die Todesstrafe schlichtweg kein Platz. Ich habe persönlich noch nicht ein einziges von Ratio getragenes Argument pro Todesstrafe gehört, welches einer kritischen Prüfung standgehalten hätte (und emotional habe ich vor Leuten Angst, die sie befürworten..).
Zuletzt geändert von Buddha_Eyes am 27.08.2010 0:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Dragulin » 27.08.2010 0:02

DevilTFT hat geschrieben:Wie kann man heutzutage noch so blöd sein und ohne Gummi durch die Gegend poppen :roll: ?


Einfach weglassen? Oder keins dabei haben aber rattig wie Nachbars Lumpi sein? Keine Ahnung...

Aber gibt genug solche Leute...leider... :roll:
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Beitragvon Sheep » 27.08.2010 0:02

Aus juristischer Sicht wäre er Vollstrecker die Exekutive und letzten Endes ist es sein Beruf. Es ist die Aufgabe der Kriminalisten fälle so aufzuklären, dass es den Richtigen trifft. Und ja, wenn ich der Vollstrecker wäre, der jemanden auf Beweisbasis hinrichtet, dessen Unschuld im Nachhinein bewiesen wird, hätte ich kein Problem damit es der Familie zu sagen, auch wenn es nicht meine Aufgabe wäre.

Ich meiner Heimat wurden Menschen noch während meiner Lebzeit hingerichtet. 97 wurde die Todesstrafe dort abgeschafft. Als 2006 eine repräsentative Umfrage gemacht wurde, haben 77% für eine Wiedreinführung gestimmt.

Der Vergleich zur Sklavenhaltung hinkt ein wenig, oder ?
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Beitragvon Buddha_Eyes » 27.08.2010 0:06

Als 2006 eine repräsentative Umfrage gemacht wurde, haben 77% für eine Wiedreinführung gestimmt.

Und das sagt jetzt was?
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Beitragvon OneDollar » 27.08.2010 0:07

Sheep hat geschrieben:
Der Vergleich zur Sklavenhaltung hinkt ein wenig, oder ?


Ich habe ja auch nicht die Todestrafe mit Sklavenhaltung verglichen, sondern deine Orientierung am Nutzenprinzip, welches ja offensichtlich individuelles Leid in Kauf nimmt, solange es der Allgemeinheit "dient".
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Beitragvon Sheep » 27.08.2010 0:12

Buddha_Eyes hat geschrieben:
Als 2006 eine repräsentative Umfrage gemacht wurde, haben 77% für eine Wiedreinführung gestimmt.

Und das sagt jetzt was?


Zum einen eine Randinformation und zum anderen wollte ich damit aufzeigen, dass die Todesstrafe keinesfalls ein aussereuropäisches Phänomen ist und es auch hier genug Befürworter gibt.
Denn es wird gern mal als typisch amerikanisch/fernöstlich dargestellt.
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Beitragvon LÖö » 27.08.2010 0:17

Wenn man sich überlegt, worauf die amerikanische Ideengeschichte so stammt und wenn man sich mal die europäische Geschichte anschaut, dann sieht man ja eh, dass es beileibe kein exotisches Phänomen ist. Ich bin aber auch ganz dankbar drum, dass die Todesstrafe aus den hier schon sehr ausfürhlich dargelegten Gründen abgeschafft wurde und hoffe, dass dies in den USA auch einmal bundesweit der Fall sein wird.
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Beitragvon Buddha_Eyes » 27.08.2010 0:17

Bei uns gäbe es wohl auch rund 45% Befürworter.. entscheident ist für mich die Frage, ob die Staatsführung eingesehen hat, daß es keine Ligitimation dafür gibt.
Wahrscheinlich würden aus bloßer Uninformiertheit auch 50% aller Menschen hier vertreten, daß man Vergewaltiger doch (zumindest chemisch) kastrieren sollte - einfach weil sie nicht wissen, daß der erwünschte Effekt nicht eintritt. So etwas ist oft das Resultat fehlender Information und sagt nichts über die Richtigkeit der Forderung aus.
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