Bonesman ist Bonesman, sickboy. Siehst Du die Zusammenhänge nicht???
Kerry auf Kennedys Spuren
JFK - diese Initialen haben schon einmal die US-amerikanischen Konservativen zur Verzweiflung gebracht. Richard Nixon, vor 44 Jahren Präsidentschaftskandidat der Republikaner, hatte alle Mühe mit seinem demokratischen Konkurrenten John F. Kennedy. Sein selbstsicheres und offensives Auftreten bei den seinerzeit erstmals inszenierten TV-Duellen ließ Nixon alt aussehen. Kennedy zog schließlich nach einem knappen Sieg ins Weiße Haus ein. Die Konservativen waren sauer.
Spross des Ostküsten-Adels
JFK - das sind auch die Initialen des möglichen Herausforderers von US-Präsident Bush: John Forbes Kerry. Wie Kennedy stammt der heute 63-Jähige aus der Ostküsten-Aristrokratie, wohlbehütet in einem katholischen Haus aufgewachsen. Beide studierten auf der Elite-Uni Yale. Wie Kennedy kehrte er aus einem Krieg mit Orden dekoriert zurück. Als 18-Jähriger hat Kerry sogar eine Affäre mit einer Halbschwester der Präsidenten-Gattin und wird von ihr auf den Landsitz Kennedys eingeladen. Hier begegnen sich die beiden. Kerry, ein glühender Anhänger Kennedys, darf mit dem Präsidenten Segel-Turns unternehmen.
Dekorierter Vietnam-Veteran
Die Republikaner um George W. Bush (58) fürchten den neuen JFK, weil dieser - im Gegensatz zum derzeitigen Oberbefehlshaber der US-Armee - den Krieg aus eigener Erfahrung kennt. Freiwillig meldet sich Kerry 1966 zum Militärdienst und kommandiert als junger Offizier eines der Schnellboote, die im Mekong-Delta unterwegs sind. Es sind Szenen wie aus Hollywood-Filmen, die Kerry selbst erlebt, - Heldengeschichten, wie sie die US-Amerikaner lieben: Bei einem der Einsätze geht ein Mann über Bord. Kerry befiehlt das Boot zurück, ohne Rücksicht auf die eigene Sicherheit zieht er unter heftigem Feindbeschuss und am Arm schon verwundet seinen Kameraden aus dem Wasser. Dafür erhält der Offizier den "Bronzenen Stern", nur eine von mehreren Auszeichnungen, die er mit nach Hause bringt.
Bush diente zu Hause
George W. Bush hingegen, soviel steht fest, schob im heimischen Texas Dienst bei der Nationalgarde - ein vergleichsweise ruhiger Job. Bush habe davon profitiert, dass sein Vater Kongressabgeordneter gewesen sei, unkte die "Washington Post" - sonst wäre er wohl zum Kriegsdienst eingezogen worden. Der notorische Bush-Kritiker und Buchautor Michael Moore resümiert in gewohnter Schärfe: "Bush ist einfach ein Deserteur, und jeder weiß es."
Im Rampenlicht
Kerry, der heute noch unter Albträumen leidet, münzt seine Kriegserfahrungen nach seiner Rückkehr aus Vietnam in politisches Kapital um. Vor einem Senatssausschuss stellt er 1971 die Frage: "Wie können Sie noch irgendeinem Mann befehlen, für einen großen Irrtum zu sterben?" Kerry thematisiert auch Kriegsverbrechen: Vergewaltigungen, Folter und Brandschatzungen ganzer Dörfer. Nachdem diese Szene über die TV-Schirme flimmert, wird der Vietnam-Veteran zum Helden der Kriegsgegner: In Washington spricht der junge Mann mit dichtem Haar und markantem Kinn vor einer Viertelmillion Demonstranten. Damit zieht er freilich den Hass der Nixon-Administration auf sich. Präsidentenberater werden beauftragt "irgendetwas" über den ambitionierten Ex-Soldaten herauszufinden: "Lasst uns diesen jungen Demagogen zerstöre", heißt es in einem Papier.
Karriere in Massachusetts
Die Angst Nixons vor Kerry bleibt aber unbegründet. Der Vietnam-Veteran, seit 1970 verheiratet mit Julia Thorne, wählt nach erfolglosen Ambitionen auf ein Mandat im Kongress einen bürgerlichen Karrierepfad. Er studiert Jura und wird Staatsanwalt. Erst 1982 stellt er sich wieder einer Wahl: Kerry wird geschäftsführender Gouverneur von Massachusetts. Nur zwei Jahre später erobert er dann den Senatssitz des Bundesstaates und verteidigt diesen seither gegen jeden Gegenkandidaten. Kerry macht sich einen Namen als Kritiker von Reagans Wirtschaftspolitik und ermittelt im Iran-Contra-Waffen-Skandal.
Scheidung und neue Ehe
Privat läuft es weniger gut für den Senator: Die Ehe mit Julia Thorne geht 1982 in die Brüche. "Die Politik hat ihn aufgefressen", sagt seine Ex-Gattin später. Kerry erwirbt sich in dieser neuerlichen Junggesellenphase den Ruf eines Frauenhelden. 1995 heiratet er dann Teresa Heinz, Erbin eines Ketchup-Imperiums - geschätztes Vermögen: 500 Millionen Dollar. Teresa Heinz war zuvor mit einem waschechten Republikaner verheiratet. Das und ihr Reichtum machen sie bei den demokratischen Parteifreunden verdächtig. Gekonnt umschifft das Paar diese Kritik mit einem plumpen Witz: Vor Reportern fragt Kerry seine neue Gattin, wie ihr denn Massachusetts gefalle. "Ich liebe Massachusetts. Wieviel kostet es?", erwidert Teresa Heinz.
Imageprobleme
Kerry selbst allerdings ist nicht gerade berühmt für seinen Humor. Häufig wird er eher als "abgehoben", "arrogant" und "unterkühlt" abgestempelt, was auch daran liegt, dass er seine komplizierten Reden mit gebildeten Zitaten spickt. Mittlerweile krempelt er dieses Image um, zeigt sich im offenen Hemd, strafft seine Ausdrucksweise und hört sich bei Hausbesuchen geduldig die Geschichten der Wähler an.
Kritiker des Irak-Krieges
Für welche Politik steht John Kerry? Den Irak-Krieg hatte er mit einem Votum als Senator grundsätzlich gebilligt, aber seither ständig kritisiert. Schwer nachzuvollziehen und wohl nur mit seinen Ambitionen zu erklären, selbst ins Weiße Haus einziehen zu wollen. Dafür braucht er die Stimmen der Kriegsgegner. Präsident Bush wirft er vor, "die arroganteste, ungeschickteste, verwegenste und am stärksten ideologische Außenpolitik der modernen Geschichte" zu betreiben. Mit solch rhetorischem Störfeuer versucht der Demokrat seine schwammige Position zum Irak-Krieg zu verdecken. In seinen Reden kündigt Kerry an, er wolle die Beziehungen zu "alten Allliierten und neuen Partnern" verbessern, um eine globale Koalition gegen den Terrorismus zu gründen. Präventive Militärschläge bleiben in den Augen Kerrys eine Option, allerdings nur wenn die Gefahr für die Sicherheit der USA "wirklich bedrohlich" ist.
Liberale Position in der Abtreibungsfrage
In der Umweltpolitik verspricht er "grünere und sauberere Gemeinden". Kerry möchte zudem die Abhängigkeit von ausländischem Öl verringern. Die in den Vereinigten Staaten hitzig diskutierte Frage, unter welchen Umständen Frauen abtreiben dürfen, bringt Kerry in die Schusslinie der Konservativen. Er befürwortet eine liberale Regelung und will als Präsident nur solche Richter berufen, die diese Position auch mittragen.
Gegner der Todesstrafe
Die Todesstrafe lehnt Kerry mit der Begründung ab, er habe selbst töten müssen. Nur bei terroristischen Taten sei sie gerechtfertigt. In der Wirtschafts- und Steuerpolitik greift Kerry den amtierenden Präsidenten an, weil von dessen Steuerentlastungen nur die Wohlhabenden profitiert haben. Er dagegen wolle stärker die Familien der Mittelkassen fördern.
Kerry ist wählbar
Mit diesen relativ gemäßigten Positionen ließ er seinen demokratischen Kontrahenten Howard Dean bereits hinter sich. Dessen radikale Rhetorik polarisiert zu sehr. Wahlen werden auch in den USA in der Mitte gewonnen. Kerry ist weniger aggressiv als der populistische Kriegsgegner Dean - für die Demokraten also ein "wählbarer Kandidat".
Manko des Nordstaatlers
Gelingt es ihm tatsächlich, das Weiße Haus zu erobern, wäre er der erste demokratische Präsident aus einem Nordstaat nach 1960. Seither ist es nur den Südstaatlern Jimmy Carter und Bill Clinton gelungen, über Republikaner zu triumphieren. Damals, vor 44 Jahren, hieß der Präsident John F. Kennedy. Ein Wink des Schicksals? Der neue mächtigste Mann der Welt trüge ebenfalls die Initialen JFK.

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