Gladiator hat geschrieben:@Herger
Da bist Du eher die Ausnahme in Deutschland was die Chefseite anbelangt.
Mag sein... ich kann nur von meinen Erfahrungen berichten & die waren bisher nunmal durchweg positiv.
Das Risiko, daß ich meine Tinte aufgrund einer weniger toleranten Chefetage im Beruf auch irgendwann verdecken muß, ist nicht zu unterschätzen... damit hast du auf sicherlich recht... aber genau das ist auch der Grund, wieso ich weder am Hals- noch auf meinen Händen Tattoos habe.
Sollte ich meine Tinte verdecken müssen, zieh ich nen longsleeve drüber & gut ist's.
Was damit auf mich zukommt, weiß ich recht genau... ich hab, bevor ich den Schritt zum bunten Unterarm gewagt habe, nicht umsonst etwa 3 Jahre lang Sommer wie Winter lange Ärmel in der Klinik getragen.
Aber wie gesagt... von meinen Patienten & deren Angehörigen gab's bisher weder eine Beschwerde, noch irgendeine negative Äußerung mir gegenüber... somit glaube ich tatsächlich, daß die vielerorts durchgeführten Reglementierungen der Chefs eher aus ner völlig unbegründeten- als ner berechtigten Angst entstehen.
Abgesehen vom freundlichen & fachlich kompetenten Auftreten in ner Therapiesituation ist's meiner Erfahrung übrigens auch im sonstigen Klinikalltag zu beobachten, daß die Leute sehr wohl mitdenken: wenn ich z.B. ner alten Dame den Aufzug aufhalte, ihr rein/raus helfe... oder auch einfach nur die Türe vom Behindertenklo auf/zu mache und ihr dann auch noch das Licht anknipse, hab ich bei Omi & allen anderen dies mitbekommen, einfach nur gewonnen... und dann ist's tatsächlich scheißegal wie ich aussehe... ich bekomm ein, zwar oft überraschtes (weil erstmal das Weltbild vom bösen Tätowierten zusammenbricht), aber dennoch sehr freundliches Lächeln & ich bleibe in Erinnerung... denn das Lächeln bekomme ich auch weiterhin immer dann, wenn ich der Person begegne.
Ich denke wirklich, daß es oftmals drauf ankommt, wie man sich selbst mit seiner Tinte gibt... ich kann mich als der Tätowierte darstellen, der anders ist & meine Tätowierungen als Stigma tragen, welches mich von der übrigen Gesellschaft abgrenzt, oder ich kann schlicht & ergreifend der nette Typ von nebenan sein, der zufälligerweise halt bunte Arme hat... entsprechend wie ich mich verhalte, wird man mir begegnen.
...
Gerade auf Psych., würd ich mir, je nachdem wo ich eingesetzt bin (geschlossene/offene), schon eher überlegen, ob ich meine Tinte zeige... der Wiedererkennungswert steigt schon enorm mit bunten Armen... und bei Patienten, deren Verhalten man nicht wirklich mit dem der Allgemeinheit vergleichen kann, könnte das schon mal eher zum Problem werden

The year is 2083. Gender no longer exists. We all identify as different flavors of Doritos. I am Cool Ranch and this is my story.