von Buddha_Eyes » 19.03.2014 9:22
Es wird doch diskutiert...
Das Problem ist eben, dass es verschiedene Perspektiven auf dieses Thema gibt, die man einfach nicht durcheinanderwerfen darf:
1. Subjektive Erfahrungen des Kunden: Diese sind bereits völlig unterschiedlich, weil wir mitunter über völlig verschiedene Produkte reden. Zwischen der verhältnismäßg gering dosierten Emla (die über eine längere Dauer wohl vorwiegend Placebo-Effekte generiert) und teils wirklich absurd hoch dosierten Produkten ist eben alles vorhanden. Da dann neben den verschiedenen Produkten und deren Wirkweisen auch noch die Psychologie dazu kommt, sind solche Aussagen wie: "Bei mir hat's geholfen und ich bin nicht zusammengeklappt" zwar leidlich interessant, aber letztlich eben nicht verallgemeinerungsfähig.
Hinzu kommt die unterschwellige Sorge, bei der Verwendung von Lokalanästhetika als Schummler oder Weichei angesehen zu werden - was die Verteidigung solcher Substanzen nur umso heftiger werden lässt.
Natürlich ist auch die Ablehung solcher Cremes auf Kundenseite oft ebenso im Subjektiven verankert und damit ebensowenig hilfreich.
2. Subjektive Erfahrungen von Tätowierern: Auch hier erfährt man Verschiedenes. Fast allgemeine Auffassung aller Tätowierer die ich kenne ist, dass ausgerechner Emla das Tätowieren derart erschwert und die Ergebnisse derart in Gefahr bringt, dass dieses Produkt nicht empfohlen wird. Bei anderen Produkten (die ohne Ausnahme in einem Tattoostudio nicht abgegeben werden dürften und in weiten Teilen sogar verschreibungspflichtig wären) ist ein negativer Einfluss auf das Tätowieren nicht oder weniger zu erkennen. Für den Tätowierer (der rechtliche Bedenken einmal hinten angestellt) sind solche Mittelchen wohl erst mal ne feine Sache: Der Kunde hält still, man kann absurd lange Sitzungen durchziehen, gerade auf Conventions kriegt man damit auch größere Werke sauber beendet und der Kunde kann hinterher auch noch stolz sagen: "Ich hab 7 Stunden auf den Rippen durchgehalten".
Dann gibt es eben noch die Fraktion, die teils aus idellen Gründen ("Ein Tattoo muss man sich verdienen"), teils aus dem Bedürfnis nach Gesetzeskonformität auf derartige Hilfmittel verzichtet. Aber auch das sind jeweils individuelle Entscheidungen und eben auch nicht so sehr hilfreich.
3. Objektivierbare Argumente
Das sind nun eben mal die rechtlichen und medizinischen Aspekte der Verwendung entsprechender Substanzen und die sind von der Tendenz her ziemlich eindeutig: Das, was frei in der Apotheke erhältlich ist, ist zu einem weiten Teil (Emla) ungeeigent und nur wenig effektiv (ja, ich weiss, auch da sind andere Cremes zu erwerben, die - aus tätowiertechnischer Sicht - besser funktionieren, aber dann eben medizinisch für den Einsatz auch deutlich bedenklicher sind). Das, was sonst in manchen Studios und vielfach auf Conventions zu finden ist, birgt objektiv noch höhere rechtliche und medizinische Risiken.
Ob die eingegangen werden, müsen eben die Beteiligten für sich entscheiden und solange sicher ist, dass sowohl Kunde als auch Tätowierer wirklich wissen, was sie da tun, welche Risiken bestehen und dass eine eventuell vorhandene Haftpflicht des Tätowierers für negative Folgen nicht einstehen und die eigene Krankenkasse sich die Behandlungskosten wohl beim Kunden wiederholen wird, ist mir persönlich völlig wumpe was da wer macht.
Aber individuelle Erfahrungen und Meinungen kann man eben "nur" akzeptieren - folgern lässt sich daraus nach meinem Dafürhalten wenig. Und verallgemeinerungsfähig und damit Basis für eine Empfehlung sind sie sicher nicht. Man würde doch auch niemandem regelmäßigen THC-Konsum anraten nur weil man selbst damit im wesentlichen positive Erfahrungen gemacht hat, oder?
Expect nothing..