Ich möchte euch das nicht vorenthalten. Gestern, im Zug nach Stuttgart:
Folgende Gesprächsfetzen, 3 Reihen vor mir im (zugegebener Maßen ziemlich leeren) IC. Hauptperson: eine etwas betagtere Dame, mit frischer Dauerwellen-Frise und einem rosaroten Jäckchen an. Begleitperson: ??? (da sie im Prinzip nie sprach und somit auch irgendwie nicht weiter aufgefallen ist)
Ich wache nach einem kurzen Nickerchen im IC auf und das Erste was ich höre ist „Da glaub aber nicht, dass die drei Männer dieses… na… (sie sucht das Wort) … also... ähm… Mobiltelefon wieder in den Gang gebracht bekommen hätten!“ Ich denke… ok, ältere Dame (ziemlich durchdringende Stimme in hohem Frequenzbereich), die muss sich mit sowas ja auch nicht auskennen.
Ca. 10 Minuten später kommt das Gespräch auf Alkohol. (keine Ahnung, warum oder wieso) „Ich weiß genau, dass Männer, die regelmäßig Bier trinken, Alkoholiker sind. Vielleicht sollte ich auch mal meinen Arzt fragen, ob ich Alkoholikerin bin. Ich trinke ja schließlich auch ziemlich viel Äppelwoi.“

Eine halbe Stunde später klingelt ein Handy… ziemlich laut... es dauert bis man wildes Kramen hört (es ist Miss Rosarot). Sie ist natürlich zu langsam. Als sie ans Telefon geht und „Hallo?!?“ sagt, hat der Anrufer schon aufgelegt. Dies verwirrt die Dame. Sie guckt wohl offensichtlich auf ihr Display, hält dieses ihrer Begleitperson unter die Nase und sagt: „…49… was ist das denn für eine Nummer?“ Die Begleitung klärt auf, dass dies die internationale Vorwahl von Deutschland sei. „Aso…“ (ich sehe von hinten förmlich die Fragezeichen über ihrem Kopf empor schweben) Eine Minute später klingelt es nochmal (es war wohl dringlich, wie wir gleich feststellen werden).
Rosarot: (dieses Mal rechtzeitig) „Hallo?!“
Anrufer: …
R: Ah, Norbert, hallo. Du, ich sitze gerade im Zug. Wir sind kurz vor Mannheim.
Norbert: …
R: Nee, Norbert, tu das nicht. Du bist da doch noch viel zu jung für. Was willst du denn machen? Nur noch zuhause vor dem Fernseher sitzen? Du kannst noch was. Lass dich nicht unterkriegen.
N: …
R: Nee, Norbert! Raff dich auf und mach was! (ich sehe Ausrufezeichen hinter jedem gesprochenen Wort) Guck mal, ich bin ja auch schon seit heute Morgen um 7 unterwegs. Und gleich bin ich ja in Mannheim. Dann kannst du mich ja nochmal anrufen.
N: …
R: Was machst du?
N: …
R: Ah, du gehst Tennis spielen in Frankfurt. Verstehe. Da musst du aber aufpassen, wegen deinem Tennisarm. Hihi.
N: …
R: Naja, dass du halt keinen Tennisarm bekommst. Hihi.
N: …
R: Norbert? Norbääääärt? Hallooooooooooo…..?!?.....
Zu ihrer Begleiterin gewand stellt Miss Rosarot fest (und das ganz ohne fremde Hilfe), dass das Gespräch wohl unterbrochen wurde. Aber es war wohl wirklich dringend, was Norbert sich von der Seele reden musste, denn keine 30 Sekunden später klingelte wieder das „Mobiltelefon“. Bevor Miss Rosarot ans wirklich laut klingelnde Telefon geht, lässt sie ihre Begleitperson aber noch wissen, dass Norbert sie wohl nicht in Ruhe lassen will. (Ach? Echt? …also ich wäre von alleine nicht auf diese Schlussfolgerung gekommen und bin sehr froh, dass sie uns allen im Wagon das noch mal so deutlich und klar gemacht hat..

) Dann geht sie endlich ans Telefon:
R: Ja?
N: …
R: Ja, ich sitze doch im Zug, Norbert, da passiert das schon mal, dass man unterbrochen wird.
N: …
R: Bitte?
N: …
R: Dann geb ich dir mal Medizin vom Hittlich. Du, der macht aus alten Menschen wieder ganz neue Menschen! Ehrlich!
N: …
R: Naja… was brauchst du denn?
N: …
R: Wir können ja mal zusammen den Katalog durchgehen.
N: …
R: Ja, auch für die Potenz hat er Mittel. – Nicht wie dieses… na, wie heißt es nochmal… also… ahja, Viagra… diese blauen Pillen. Das ist ja nichts. Der Hittlich hat da viel bessere Pillen.
N: …
Durchsage: Sehr geehrte Damen und Herren. In wenigen Minuten erreichen wir Mannheim Hauptbahnhof. Der Ausstieg befindet sich in Fahrtrichtung rechts. Vielen Dank, dass Sie mit der Deutschen Bahn gereist sind!
R: Du Norbert, wir sind jetzt gleich am Bahnhof, ich muss jetzt auflegen. Lass uns einfach nochmal telefonieren.
N: …
R: Nein, ich muss morgen auch wieder ganz früh raus und bin dann den ganzen Tag beschäftigt, aber danach, ja?!
N: …
R: Ja, okay, tschüß!
N: …
Das Gespräch wird beendet. Alle im Wagon Reisende giggeln und kichern vor sich hin. Der Begleitperson ist das Ganze wohl etwas peinlich. Sie versucht die Situation etwas abzuschwächen.
Begleitperson: Ach, der Norbert hat bestimmt nur Spaß gemacht.
R: Der Norbert? Nein!!!! Glaub mir, das war sein völliger Ernst! Ich habe extra etwas anzüglich mit ihm gesprochen, weißt du?! Der mag das. Jaja, der mag das. Aber das darf seine Frau bestimmt nicht wissen. Ich würd dem ja sogar die Pillen bestellen und bezahlen. Aber huch, der Zug hat ja schon angehalten, schnell raus. Sonst fahren wir noch weiter.
Sagte es und entschwand in Windeseile aus dem fast schon wieder losfahrenden Zug – ich wußte in dem Moment nicht, ob ich mich darüber freuen sollte oder nicht, dass sie ausgestiegen ist/aussteigen musste...
