Als Ingenieur weiss man, dass hin und wieder mal etwas was auf dem Reissbrett bzw. CAD Bildschirm auch ganz toll ausschaut, zudem materialsparend, kostengünstig, umweltfreundlich und was weiss ich noch ist. Alle Simulationsvorgänge werden mit Auszeichnung bestanden, das Ding geht in Produktion und macht ab da nur noch Probleme. Das Material gibt es nicht her, die Bedingungen sind anders als erwartet oder das DAU Problem schlägt zu (Dümmster Anzunehmender User). Man kann dann am Prinzip festhalten und es verschlimmbessern, bestenfalls geht dann halt die Klimaanlage im ICE nicht, schlimmstenfalls fällt ein Flieger mit 350 Leuten runter. Ist alles real passiert. Besser man lässt es gleich sein und vermeidet solche Fehler zukünftig. Schon die alten Dakotaindianer sagten: „Wenn du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, so steige ab“
Im Bereich der Politik aber scheint der Mensch nicht lernfähig zu sein, es gibt ja inzwischen einige Modelle die leidlich funktionieren, noch besser würden sie sicher funktionieren, wenn man sich gelegentlich mal an Kennedys Leitspruch: „ Frage nicht, was der Staat für Dich tun kann, sondern was Du für den Staat tun kannst“ erinnern würde. Nein, da greift man zu anderen Methoden und will das Problem des toten Pferdes durch die Anschaffung einer größeren Reitpeitsche lösen. Nach dem Motto: Was theoretisch so gut ist, MUSS doch klappen.
Mal ganz abgesehen davon, dass das ganze Rätesystem einen wichtigen Aspekt der Demokratie, nämlich die Gewaltenteilung zwischen Exekutive und Legislative ausser acht lässt – es hat nie funktioniert, alle Versuche endeten im Chaos oder in Diktaturen mit wirtschaftlichen Turbulenzen und Massenarmut. Ob es von innen oder außen zu Fall gebracht wurde, ist dabei für mich irrelevant.
Das klingt in der Theorie alles ganz toll „Die Arbeiter entscheiden in der Fabrik“ na ja, der Begriff Mitarbeiter wäre vielleicht besser. Nun entscheidet heute der Betriebsrat in Großunternehmen ohnehin mit – meist sehr vernünftig und realitätsnah – aber was macht ihr eigentlich, wenn der Eigentümer das doch anders sieht ?
Der Eigentümer ist heute kein Zigarre rauchender Tycoon, den man einsperren, bei Bedarf ein wenig foltern, und bei mangelnden Klassenbewusstsein notfalls erschießen kann, sondern ein Ölscheich in Bahrein oder irgend eine anonyme Kapitalgesellschaft. Natürlich kann man als guter Marxjünger die Dinge „vergesellschaften“ also im Klartext stehlen. Aber dann verlagert der Eigentümer halt das Geschäft woanders hin, das Geld, was ja nicht in Säcken im Keller, sondern als Bits auf Computern lagert, ist in Millisekunden abgezogen, die Logistik wird gekappt, die Könner, die international immer einen Job finden, hauen ab und die verbleibenden Mitarbeiter können sich ihre verrottenden Maschinen anschauen. Kein Umsatz, kein Einkommen – ganz einfach. Theorie und Praxis sind nun mal zwei Welten.
Der Egoismus des Menschen ist nun mal ein eindeutiger evolutionärer Vorteil, sonst wären wir möglicherweise alle sehr nett zueinander, würden aber die hübschen Tattoos noch gegenseitig mit Knochensplittern in der Höhle stechen.
