Dragon-Koi hat geschrieben:@ upsidedown freut mich, dass du dich wieder einschaltest<br />Wie wär's mit Zypern (griechischer/türkischer Teil)? oder der Konflikt Grossbritannien und Nordirland?
Ich bin nur aus bestimmten Parts raus

Das sind schon sehr aussergewöhnliche Beispiele die ja ein miteinander verwandtes Problem haben (das sich wohl aufgrund der fortgeschrittenen Zeitgeschichte nicht mehr im Ursinn der traditionellen Protagonisten lösen lassen wird). Da gehts um Autonomiefragen.
Bei einer Bundestagswahl in Deutschland geht es jedoch auch nicht um die Behandlung des Krieges oder unserer Gesellschaft, um den Bau von S21, AKW oder was auch immer.
In Mitteleuropa geht es ums Geld und die Tatsache, dass unser Wirtschaftssystem so pervertiert ist, dass das meiste Geld nur noch mit Geld gemacht wird. Begriffe wie "Aufschwung", die in Politik und Medien gehandelt werden, haben nicht mehr mit der Erwartung von Unter- und Mittelschicht zu tun.
Tatsächlich wird es künftig nicht mehr, sondern weniger Arbeit geben, also mehr Arbeitslose. Die Einkommen werden weiter sinken. Feste Beschäftigung und planbares Einkommen, das ermöglicht am "gesellschaftlichen" Leben zu partizipieren, werden immer seltener. Nicht aber der Traum davon. Zeitgleich manifestiert sich eine Gesellschaft, in der Geld zur Teilhabe am Leben der Gesellschaft erforderlich ist. Die Lebensumstände entwickeln sich für eine steigende Anzahl von Menschen zu einem Leben im Massenhamsterrad, in der die hektische Bewegung zum Lebenserhalt keine Reflektion der Umstände zulässt.
In diesem Spektakel spielen Parteien keine demokratische Rolle mehr. Sie sind die Vollstrecker einer neoliberalen Wirtschaft. Die Entscheidungen einer SPD, CDU, FDP oder Grünen sind sich nicht so ähnlich, weil sie alternativlos wären. Sie sind es, weil sie das Diktat der Wirtschaft sind.
Wir müssen den Gürtel nicht noch enger schnallen und das Sozialsystem abschaffen, weil es etwa "irrsinnig" wäre. Wir sollen den Arbeitsmarkt nicht noch weiter von menschlichen Erfordernissen entfremden und liberalisieren, weil es alternativlos und förderlich für den og Aufschwung und seine reale Wahrheit wären, sondern weil es in der modernen Wirtschaft keine Arbeit für alle, nicht für die meisten und auch nicht für viele geben wird und damit auch keine erforderlichen staatlichen Einnahmen aus Einkommen. Wir programmieren uns gerade darauf, die künftigen Verlierer verhungern zu lassen.
In diesem Rahmen sind die vorgespiegelten Programme der Parteien reine Puppenspielertheater. Gewählt wird ein Programm, gemacht wird etwas anderes.
Die Tatsache ist leider, dass man wahrscheinlich weder an dieser komplexen Problematik, noch an einzelnen Entscheidungen der Regierung durch Wahlen etwas verändern könnte. Dafür bräuchte es eine Demokratie 2.0 - einen gesellschaftlichen Denkprozess über eine Demokratie, die wirklich den gesellschaftlichen Fragen gerecht wird.
Den wird es aber nicht geben, weil er die herrschenden Zustände zwangsläufig aufbrechen würde.
Mein Traum von einer Initialzündung zB über eine schlagartig so mangelnde Wahlbeteiligung, der die Benennung einer/mehrerer Regierungsparteien unmöglich macht und die Regierung zu einer nachhaltigen Veränderung zwingt (was dann immer noch dahingestellt sei), wird einer bleiben.
Aber er erscheint mir die bessere Alternative als die NPD oder andere dämliche Freaks zu wählen.
Was denkst Du? Wie könnte man eine politische Gesellschaft so gestalten, dass aus ihr kaum manipulierbare Entscheidungen hervorgehen, die der Gesellschaft gerecht werden?
Hat jemand einen Modellansatz? Eine Theorie?