Wahlen, Parteien und Alternativen

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Re: Wahlen, Parteien und Alternativen

Beitragvon Buddha_Eyes » 29.08.2013 17:20

Also,
da ja die ganze Diskussion sich jetzt tatsächlich um einen Rätekommunismus als Staatsform dreht, fassen wir mal zusammen, was dessen Grundkonzepte sind und gucken mal, was davon überhaupt und dann noch bei vorsichtiger Extrapolation der gegenwärtigen Entwicklungen noch funktionieren kann:

Ich lasse jetzt mal dem Mumpitz mit der Arbeiterklasse und dem Bürgertum und all dem weg – denn ich denke die Idee, einige „Klassen“ aus der politischen Willensbildung auszuschlie0en ist so offensichtlicher Stuss, dass das wohl niemand ernsthaft fordern wollte (Davon mal abgesehen, dass so etwas wie eine „Arbeiterklasse“ innerhalb der kommenden 20-30 Jahre eh verschwinden wird).

Demnach basiert die gesamt Herrschaftsausübung auf der Herrschaft sogenannter regional zu schaffender „Räte“, welche durch das Volk gewählt werde, die Legislative, Exekutive und Judikative in sich vereinen (dass allein diese Idee dem Konzept eines modernen Rechtsstaats elementar widerspricht und ich denjenigen Salonkommunisten gerne sehen würde, der bereit wäre, sich dieser Herrschaftsform z.B. in einigen Gemeinden von MekVop zu unterwerfen, lasse ich mal außen vor – man muss ja auch mal radikal denken dürfen) und einem imperativen Mandat unterliegen, also von der Mehrheit des „Wahlvolks“ jederzeit abgewählt werden können.

Also gut – jedes System, welches gleichzeitig alle Staatsfunktionen in sich vereinen möchte, braucht zwangsnotwendig Geld (oder irgendeine andere Form der Währung). Dieses kann mal blöderweise nicht drucken (ich hoffe, die finanzwissenschaftlichen Gründe dafür niemandem erklären zu müssen, weil der Text sonst ausartet). Will man die Unabhängigkeit der Räte aufrecht erhalten, müssten sie dieses selbst einnehmen (sonst kann man sich die Idee auch gleich sparen). Demnach läge das Steuerfindungsmonopol ausschließlich bei den jeweiligen Räten – das wären dann auf dieser Organisationsstufe wohl die Kommunen.
Also hätten wir ein System in dem jede Kommune jede beliebige Steuer selbst erheben könnte – was passiert? Na klar: Bürger und Unternehmen ziehen dorthin, wo das jeweilige Steuersystem für sie an günstigsten ist. Das wären wahrscheinlich diejenigen, die ihre Einnahmen auch aus Natur- und Bodenschätzen zu gewinnen im Stande wären und damit niedrige Steuern anzubieten hätten. Demnach wären in einem Staat erhebliche Wanderungsbewegungen zu beobachten. Dort tritt dann irgendwann Wohnraumknappheit ein – was zweierlei Effekte haben könnte. Entweder es wird wie wild gebaut, was dann natürlich eine massive „Verstädterung“ einer Region zur Folge hätte - mit all den daraus sich ergebenden Konsequenzen: Irgendwann wird dann das Leben dort so unattraktiv, dass diejenigen, die es sich leisten wollen (oder können) dorthin abwandern, wo das Leben teurer ist – so wird aus alten „Brachflächen“ plötzlich Luxuslebensraum (was man so modern als „Gentrifizierung“ bezeichnet).

Oder die „steuergünstigen“ Kommunen betreiben von vornherein eine „Abwehrpolitik“ gegen neue Zuzöglinge – was letztlich auch einer Art „Elitenbildung“ Vorschub leistet.
Was ich damit sagen will: Wenn man solch ein System etabliert, dann kann man eigentlich nicht verhindern, dass die jeweiligen „Verwaltungseinheiten“ miteinander in einen Wettbewerb miteinander treten (das ist bei den Steuern nur eines von vielen Beispielen) es sei denn, man etabliert eben doch ein überwölbendes Zentralorgan (welches in dem System ja auch alle Staatsgewalten in sich vereinen müsste). Das wäre dann letztlich nichts anderes als ein „Wahlabsolutismus“ – eigentlich auch ne lustige Idee – aber die ist wohl nicht gerade das Ziel der Apologeten eines Rätekommunismus.

Uns jetzt stellen wir uns ein solches System auch noch in einer radikal vernetzten Gesellschaft vor – also einer solchen, in der jeder jederzeit einen Einblick darin hätte, was in den anderen Organisationseinheiten so läuft und damit natürlich auch genau wüsste, wo er/sie im Verhältnis zu dem restlichen Staatsgebiet deutlich besser oder schlechter behandelt würde…… ich glaube man braucht nicht zu viel Phantasie um sich die Folgen auszumalen.

Was ich damit sagen möchte: Solche Ideen klappen vielleicht noch dort, wo die einzelnen Organisationseinheiten weitgehend unabhängig von den anderen agieren können und vor allem die Bürger nicht mobil und uninformiert sind. In einer hochtechnologischen Gesellschaft kann man das die sich zwangsnotwendig aus einem Rätesystem sich ergebende Ungleichbehandlung der Staatsbürger nicht aufrechterhalten. Das macht die einzelnen Organisationseinheiten letztlich arbeitsunfähig.

Ich gebe zu, das ist jetzt nur einer dieser Beispiele dazu, was nicht funktioniert – aber ein Ausschlußsystem ist ja auch ne Methode des Erkenntnisgewinns
Expect nothing..
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Re: Wahlen, Parteien und Alternativen

Beitragvon DannyM3 » 29.08.2013 17:24

Für das eigene Seelenheil ist es sicher besser, auszublenden, auf wessen Kosten unsere Privilegien gehen.



Absolut bei dir !

Wir hier gehören zu den ganz großen Profiteuren dieses Systems.

Und ich kenne wenige die auch nur auf den geringsten eigenen Luxus verzichten um die Differenz an notleidenden Kaffeebohnenpflücker weiterzugeben. Das ist jetzt zwar tatsächlich Stammtischargumentation aber für mich der Grund warum unsere Gesellschaft noch weit weit weit von einem funktionierenden Rätekommunismus entfernt ist.


Edith
Toller Beitrag Buddha. Destruktiv - aber sehr gut :D
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Wahlen, Parteien und Alternativen

Beitragvon upsidedown » 29.08.2013 17:38

Buddha_Eyes hat geschrieben: (Davon mal abgesehen, dass so etwas wie eine „Arbeiterklasse“ innerhalb der kommenden 20-30 Jahre eh verschwinden wird)


In KZ's oder lassen wir sie unter Brücken erfrieren? Zu asozialen Leistungsverweigerern, deren Mehrheit nur von Ausnahmen echter Opfer durchbrochen würde, haben wir die ja schon herunter stilisiert.
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Re: Wahlen, Parteien und Alternativen

Beitragvon LÖö » 29.08.2013 17:48

Oh, the irony...
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Re: Wahlen, Parteien und Alternativen

Beitragvon DannyM3 » 29.08.2013 18:00

Bevor ihr jemanden vergast oder erfrieren lasst solltet ihr euch ggf. über eine gemeinsame Definition von Arbeiterklasse einigen :lol:
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Re: Wahlen, Parteien und Alternativen

Beitragvon sara31 » 29.08.2013 18:02

Ich mag echt heulen. Wollt unbedingt die Tierschutzpartei wählen und was ist? Treten in NRW nicht an. Das macht mich sooo sauer.
Jetzt fang ich wieder von 0 an und hab keine Ahnung, was oder wen ich wählen soll. Dieser Wahl-O-Mat bringt mich auch nicht weiter.
Ich informiere mich jetzt mal weiter über die demokratisch-ökologische Partei, Alternative für Deutschland und über die PARTEI (ich liebe diese Satire, aber ob sie in der Politik so angebracht ist, na ja..) und schau dann mal.

Ist sowieso kacke, weil ich Briefwahl machen muss... bis ich das alles beantragt habe, steht die nächste Bundestagswahl an!
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Re: Wahlen, Parteien und Alternativen

Beitragvon LÖö » 29.08.2013 18:05

Ich habe übrigens auch gerade den Wahlomaten befragt - demnach stimme ich zu beinah 90 % mit der Linken und den Frauen (oh Wunder) überein. Vielmehr nachdenklich stimmt mich, dass die NPD noch vor CDU/CSU und FDP rangiert - allerdings ist es angesichts der Fragen nach beispielsweise Mindestlohn nun auch nicht SO verwunderlich. Dennoch. Meh.
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Re: Wahlen, Parteien und Alternativen

Beitragvon sara31 » 29.08.2013 18:07

Die NPD war laut Wahl-o-Mat an dritter Stelle, nach der Tierschutzpartei und der PARTEI. Na ja, die picken halt irgendwie "allgemeine" Thesen raus, denen ich dann doch irgendwie zustimme, aber sonst ist das Programm von denen doch totaler Mist..

Die CDU/CSU ist bei mir auf dem 7. Platz gelandet. Würd son Driss auch nicht wählen

..ist trotzdem irgendwie schwer, sich zu entscheiden
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Beitragvon upsidedown » 29.08.2013 18:13

DannyM3 hat geschrieben:Bevor ihr jemanden vergast oder erfrieren lasst solltet ihr euch ggf. über eine gemeinsame Definition von Arbeiterklasse einigen :lol:

Ach so. Ich hab da was verwechselt. Arbeiterklasse sind nur Arbeitende.
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Re: Wahlen, Parteien und Alternativen

Beitragvon Hizzo » 29.08.2013 18:51

Briefwahlunterlagen sind nach ca 2 Tagen bei dir :wink:
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Re: Wahlen, Parteien und Alternativen

Beitragvon exelworks » 29.08.2013 18:53

LÖö hat geschrieben:Ich habe übrigens auch gerade den Wahlomaten befragt - demnach stimme ich zu beinah 90 % mit der Linken und den Frauen (oh Wunder) überein. Vielmehr nachdenklich stimmt mich, dass die NPD noch vor CDU/CSU und FDP rangiert - allerdings ist es angesichts der Fragen nach beispielsweise Mindestlohn nun auch nicht SO verwunderlich. Dennoch. Meh.


:lol: irgendwie finde ich das ganze witzig

Bild



zum thread...sehr interessante unterhaltung...
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Re: Wahlen, Parteien und Alternativen

Beitragvon Lüssa » 29.08.2013 19:27

Hab den Wahlomat auch mal befragt, bei mir kam FDP raus. Mh, eher nicht.
Welche Frage mich ein bisschen verwundert hat, war die mit der Pille danach.
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Re: Wahlen, Parteien und Alternativen

Beitragvon LÖö » 29.08.2013 19:29

Wieso?
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Re: Wahlen, Parteien und Alternativen

Beitragvon Lüssa » 29.08.2013 19:34

Wusste nicht, dass es da eine Diskussion dazu gibt.
Hab da auch kurz überlegen müssen, was ich anklicke; habe dann neutral gewählt weil ich mich nicht zwischen den Vor- und Nachteilen einer rezeptfreien Abgabe entscheiden konnte.
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Beitragvon DannyM3 » 29.08.2013 19:35

"neutral" ...hab's noch.nie so oft im wahlomat ankreuzen müssen
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