Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid?

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Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid?

Gar nicht!
157
25%
Ich habe es vorher mit ihnen besprochen.
164
26%
Keine Ahnung, warte auf den richtigen Moment...
171
27%
Meine Familie ist selber tätowiert.
50
8%
Anders, schreibe es in den Thread.
86
14%
 
Abstimmungen insgesamt : 628

Re: Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid

Beitragvon Manwe » 28.02.2012 16:35

upsidedown hat geschrieben:Der Punkt am Ende ist der Abnablungsprozess. Wenn wir uns vom Abnablungsprozess versprechen, dass wir dann von unseren Eltern akzeptiert werden als das was wir sind, hatten wir keinen. Es geht (in meinen Augen) darum, dass wir den elterlichen Rat (in der Konstellation des Machtgefälles) nicht mehr brauchen und uns selber akzeptieren als das was wir sind, ohne dass wir dafür einen Zuspruch benötigen.

Und da beißt sich die Katze in den Schwanz. Wie lange willst Du als "Kind" Respekt erweisen und Dich beugen, auch wenn Deine eigene Ratio sagt, das bist Du und Du bist richtig wie Du bist? Den Konflikt vermeidest Du damit nicht, Du frisst ihn nur.


Ich glaube, die Frage ist hier vor allem: Will man das? Will man unbedingt elterlichen Ansprüchen genügen? Reichen da die eigenen Ansprüche nicht aus? Ich kann natürlich immer nur von mir persönlich sprechen, aber ich bin der Meinung, ich habe meine Familie nicht selbst gewählt und da ich, wie viele andere hier auch, nicht von ihnen abhängig bin, stellt sich doch die Frage ob ich um Respekt kämpfen muss, der mir sonst nicht entgegen gebracht wird, oder ob es mir nicht einfach egal sein kann.
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Re: Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid

Beitragvon gently69 » 28.02.2012 16:42

upsidedown hat geschrieben:@gently69: ist dem Usernamen zu entnehmen. Soll ich mich nu Upsidedown68 nennen? Spass.

Scherziger Keks, du. Und wenn die 69 jetzt für was anderes steht? :wink: Nee, tut'se nicht.

upsidedown hat geschrieben:Meine Kernaussage ist: es gibt immer Generationskonflikte. Ich glaub nicht, dass man das einfach so ins vorige Jahrhundert veschieben kann, weil da alles so arschkonservativ war (angeblich). Ist alles auch halb so wild - ich hab da meine eigene Meinung. Ich glaube auch nicht, dass es an einer Sozialisierung liegt, die übermittelt hat, dass Tätowierte eben kriminelle Assis sind. Im Wesentlichen trennt die Generationen, dass die kommende anders als die bestehende ist und dabei ist denen völlig wurst aus was unser Anderssein besteht. Es eckt eben an. Die schauen auf ihren Arm und haben ein tiefgreifendes Unverständnis für "das andere".

Jetzt widerspreche ich mir zwar selber, aber ich kenne auch einige aus "unserer" Generation, die dieses Unverständnis für das "anders sein" zeigen.
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Beitragvon upsidedown » 28.02.2012 16:52

@manwe: so schrub und meinte ich es. "Egal" ist halt schwierig. Die Abhängigkeit zu den Eltern besteht natürlicherweise. Dafür muss man sich erstmal als ganzes begreifen und akzeptieren. Und dann ist auch dieser Kampf weg. Dann bleibt halt die Realität. Wird auch die Bindung erwachsen oder löst man sich (temporär oder tragischerweise manchmal auch für immer).

@gently69: ja klar - und so wird es leider auch immer bleiben. Ich glaub nicht, dass wir an die kommenden Generationen mehr Toleranz und Weitsicht vererben. Nicht mal die, die direkt fürs erste Tattoo ins Studio gehen und sich die Handgelenke zulettern lassen wollen, haben soviel Toleranz. Die unterscheiden ganz klar nach Angelina Jolie und zugehaktem Sonderling. Wenn Du da in gutem Willen ne andere, verdeckte Stelle und dafür eine schöne, passende und eben auch größere Tätowierung anbietest, kriegen die sofort den "Ich will doch nicht sowas Grosses"-Anfall. Die sehen sich völlig anders. Da wo wir lediglich als erstes Tattoo ne Gurke im Sichtbereich als Fehler verorten, sehen die ein fünfbuchstabiges, verdeckbares Accessoire.
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Re: Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid

Beitragvon rotbaer » 28.02.2012 19:32

Bei Eltern ist das Problem glaube ich mehrschichtig:

Angst um das "Fortkommen" des Sprösslings, wenn er sich anders entwickelt als der erfolgreiche Mainstream schieben sie Panik. Ist glaube ich so ein Gruppenzugehörigkeitsding. Als ich als Teenie einen Ohrring gekriegt habe konnte ich mir was anhören, als einziger Motorradfahrer in der Familie gabs auch Mecker, die ausländische Frau hat zumindest zuerst auch für Kommentare gesorgt. Als ich mal äusserte Interesse an Tattoos zu haben wurde gleich der Untergang des christlichen Abendlandes prognostiziert.

Die andere Ebene ist Wir haben dich so in die Welt gesetzt und jett gestaltest Du dich um. Das wird vielleicht als Respektlosigkeit (z.B. bei Konfuzianern (alle ChinesenInnen in meinem Bekanntenkreis finden Tattoos widerlich)) oder als versteckte Kritik an den eigenen Genen gesehen.

Auch viele in meiner Generation (1966) reagieren sehr ablehnend. Da ist wohl noch die Prägung durch die Kriminalisierung im 3.Reich durch Eltern und Großeltern weitergegeben worden.

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Re: Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid

Beitragvon Schienna » 28.02.2012 22:54

Da geh ich mit, rotbaer.
Angst um das "Fortkommen" des Sprösslings, wenn er sich anders entwickelt als der erfolgreiche Mainstream ...

Wer schaut schon gerne zu, wenn das Kind sich seine Chancen verbaut? Und dabei kommt es nicht auf das Alter an. Den plakativen Geschäftsführer-Posten mit nem full-sleeve zu kriegen, ist heutzutage immernoch nicht wirklich einfach. Obwohl ja anscheinend jeder 4te ein Tattoo hat.

Die andere Ebene ist Wir haben dich so in die Welt gesetzt und jett gestaltest Du dich um...


Meinem Vater hat es auch schier das Herz gebrochen, als ich mir die niedlichen Ohrläppchen zerstechen ließ. Ich stell mir das auch echt schwierig vor: Ich kam auf die Welt und ab da hat er immer geschaut, dass mir ja nichts geschieht, alles heile bleibt und mir keiner was böses will und jetzt mach ich das alles was jahrzehntelang ganz und heile war, kaputt und bunt und stell mein Äußeres auch noch so an den Rand der Gesellschaft, dass sich einfach genügend Leute das Recht heraus nehmen, sich das Maul zu zerreißen.

Und immernoch bin ich mir sicher, dass er nur mein Bestes will und dass es ihm nicht gut tut oder gar im Leben hilft, wenn ich ihn dazu zwinge meine komischen Ansichten zu teilen und gut zu heißen.
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Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid?

Beitragvon upsidedown » 28.02.2012 23:17

Um dieses Theater zu haben, braucht's keine Tattoos. Den Zeck haben ganz normale Heranwachsende (18-21). Keiner ist auf die Welt gekommen um die Selbstverwirklichung, Kriegskindheit o.ä. seiner Eltern auszubaden. Mit Grenzen, sowohl in Ausmaß als auch Ende ist das alles ok. Wenn ich mein Kind liebe und respektiere, dann auch so wie es sich als freier Erwachsener entscheidet.
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Re: Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid

Beitragvon santazero » 29.02.2012 17:47

Schienna hat geschrieben:Wer schaut schon gerne zu, wenn das Kind sich seine Chancen verbaut? Und dabei kommt es nicht auf das Alter an. Den plakativen Geschäftsführer-Posten mit nem full-sleeve zu kriegen, ist heutzutage immernoch nicht wirklich einfach. Obwohl ja anscheinend jeder 4te ein Tattoo hat.

.


aber nicht jeder 4. in deutschland ist geschäftsführer. eher jeder 40. oder noch weniger.

Dabei würde ich mal fast vermuten, dass man Geschäftsführer oder einen anderen höheren Posten ohne Probleme mit nem Fullsleeve bekommen kann, solange man langärmlig / Anzugträger ist.

Bei Jobs mit kurzärmliger Kleidung wirds dann eher kritisch.
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Re: Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid

Beitragvon Buddha_Eyes » 29.02.2012 18:05

Dabei würde ich mal fast vermuten, dass man Geschäftsführer oder einen anderen höheren Posten ohne Probleme mit nem Fullsleeve bekommen kann, solange man langärmlig / Anzugträger ist.

Klar - das geht. Man muss halt nur extrem aufpassen.. Will man auch bei nem lockeren Geschäftsessen im Sommer, wenn alle schon das Sakko abgelegt und die Ärmel hochgekrämpelt haben in vollem Ornat sitzen bleiben? Wie sieht's bei der Golfrunde mit Gschäftspartners aus? Private Einladung zum Brunsh im Haus des Mandanten im Juli.. usw.. Das ist schon ne ganz schöne Einschränkung. Muss man sich halt alles nur gut vorher überlegen..
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Re: Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid

Beitragvon Manwe » 01.03.2012 9:47

Erstens weiß man das vorher und sollte sich das gut überlegt haben (und dann eben das Hemd unten lassen)... zweitens muss man auch wissen ob man das überhaupt will. Ich sag dir ganz ehrlich, meine Lebensvorstellung ist ´ne andere als mit Bonzen Golf zu spielen und meine Freizeit mit Kollegen oder Kunden zu verbringen. Genau so, wie eine Position (am besten noch mit Personalentscheidungen) zu erreichen, die mir Werbebilder wie den BMW vor´m Einfamilienhaus, in den Alltag kehren soll.
Ich finde man muss sich auch fragen, ob man denn gesellschaftliche Kreise stützen möchte, die einen ablehnen würden, wenn sie um deine Tattoos wüssten.
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Re: Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid

Beitragvon Buddha_Eyes » 01.03.2012 11:33

Nichts anderes sagte ich ja: Man muss sich eben vorher gut überlegen, wo die Reise hinsoll..
Freut mich übrigens, daß Du so ne differenzierte Sichtweise auf bestimmte Berufs- und Gesellschaftschichten hast und ich wünsche Dir, daß Du nie in die Lage kommst, daß genau ein Vertreter dieser Personengruppe mal gehalten ist, Dich, der Du sie ja so ablehnst, zu unterstüzen.. also z.B. ein Arzt, Rechtsanwalt, Steuerberater oder so was "bonzenmäßiges"..
Toleranz ist keine Einbahnstraße....
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Re: Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid

Beitragvon Manwe » 01.03.2012 11:47

Toleranz hat wenig damit zu tun Intoleranz zu tolerieren. Um nichts anderes ging es hier: Um Kreise, die dich aufgrund von Oberflächlichkeiten ablehnen und mit denen man sich den Handshake gut überlegen sollte. Ich habe mit keinem Wort Ärzte oder Anwälte verurteilt und würde das auch niemals tun. Soviel zu meiner differenzierten Sichtweise.
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Re: Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid

Beitragvon Buddha_Eyes » 01.03.2012 12:06

Möchte nicht zu sehr ins OT abdriften, aber das muss ich noch loswerden:
Ich glaube, Du hast mich nicht verstanden. Du erwartest doch auch, daß Leute Dich "stützen", die Tattoos ablehnen. Von all den Dienstleistern die ich nannte (und allen anderen) wird erwartet, daß sie Ihren Job gegenüber jedermann gleich gut erbringen, egal ob arm, reich, schwarz, weiss oder bunt, ohne Ansehung von Religionszugehörigkeit, politischer oder weltanschaulicher Einstellung usw. Ich denke auch, daß Du damit rechnest, daß Dein Arzt - auch wenn er Tattoos für Teufelswerk hält, Dir die beste ihm mögliche Behadlung angedeien lässt, oder? Sogar dann, wenn er weiss, daß Du ihn für nen totalen Otto hältst, weil er die Idee von dem Einfamilienhaus und dem BMW davor als seinen Lebenstraum begreift... und genau so sollte das nach meiner Vorstellung auch umgekehrt laufen..
Wenn ich also den Beruf des Arztes, Steuerberaters, Rechtsanwalts, Architekts etc. als meinen Traumjob begreife, dann behandle ich eben auch alle Kunden gleich gut.. mal ganz davon abgesehen, daß es auch gewisse wirtschaftliche Notwendigkeiten gibt.. oder soll ich meiner Sekretärin erzählen, ich könne sie leider nicht bezahlen, weil ich 5 Neumandate leider ablehnen muste, weil das intolerante Bonzen waren.. :?
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Re: Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid

Beitragvon Manwe » 01.03.2012 12:24

Ich erwarte eine Gleichbehandlung, wenn man sich meiner annimmt, ja. Auch bin ich gewillt eine Leistung, die ich erbringe, immer in best möglicher Qualität zu liefern. OB ich diese Leistung aber ÜBERHAUPT erbringen möchte, wenn mir die Umstände widerstreben, steht doch aber auf einem ganz anderen Blatt. Und eben da liegt die Grenze bei jedem anders. Auch ich möchte wenig jammern und bin bereit beispielsweise Menschen in meinem Kollegenkreis zu akzeptieren, die völlig andere Haltungen vertreten als ich. Gut finden muss ich aber vieles nicht, mich danach richten erst recht nicht und auch mein (Privat-)Leben nicht damit belasten. Denn ich arbeite um davon leben zu können (und ja, auch um mehr als nur das nötigste zum ÜBERleben zu haben) und nicht um mich über Materialismus profilieren zu können. Klar kannst du jetzt sagen "Naja, aber andere sehen das anders, lass sie doch!", allerdings ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass sich hinter solchen Ansichten auch ein ganz besonderer Menschenschlag verbirgt und ob man den so kritikfrei unterstützen muss, bin ich mir wohl nicht ganz so sicher.
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Re: Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid

Beitragvon zion » 01.03.2012 12:32

Manwe hat geschrieben: dass sich hinter solchen Ansichten auch ein ganz besonderer Menschenschlag verbirgt und ob man den so kritikfrei unterstützen muss, bin ich mir wohl nicht ganz so sicher.


ich denke da denkst du zu klischeehaft.. gibt auch genug leute die ein mittelweg gehen.. heisst materiell abgesichert meinetwegen auch mit haus und bmw und trotzdem nicht das typische konservative deutsche kleinbürgertum ausleben.. gerade in berlin und gerade in deinem bezirk friedrichshain sieht man das doch ganz gut wie der punk in der 200€ kohleofenwohnung und der rechtsanwalt im 500.000€ dachgeschoßloft in einem bezirk zusammen leben und es funktioniert weil berlin halt nicht düsseldorf oder münchen ist..
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Re: Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid

Beitragvon LÖö » 01.03.2012 12:35

OT: Es funktioniert in Berlin? Wieso dann die ganze Anti-Gentrifizierungs-Bewegung? Die Proteste gegen Mediaspree, neu zugezogene Schwaben?
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