Wie teilt Ihr Eurer Familie mit, dass Ihr tätowiert seid?

[santazero]

wahrscheinlich trete ich mit meiner Meinung jetzt einigen hier auf den Schlips aber das macht nichts.

Ich bin der Meinung, dass wenn beide Seiten halbwegs intelligent sind und sich gegenseitig respektieren und lieben / wertschätzen, das "outing" kein problem sein sollte.

Ich hab von meinen Eltern nie verlangt, dass sie es gutfinden, nur dass sie es respektieren und mich deshalb nicht weniger gut behandeln. Ich habe es aber auch nicht heimlich gemacht, sondern es vorher meinen Eltern mitgeteilt. Sie wussten es eh schon vorher, dass ich mich umbedingt tätowieren lassen will.
Ich war zur anfangszeit auch noch schüler / zivi / student und komplett abhängig von meinen Eltern.

Sie fanden es anfangs nicht umbedingt gut, haben mir aber nie mit irgendwelchen konsequenzen gedroht, was ich nicht gut gefunden hätte.

Kein Elternteil sollte sein Kind "verstoßen" oder sich vor Verwandten schämen / rechtfertigen müssen wenn sein Kind ein bisschen von der allgemeinheit abweicht, unabhängig ob es nun tattoos, bodymods oder die sexualität ist.

Keiner von uns hier läuft mit ganz körper gurken rum oder extraordinären motiven an sichtbaren stellen oder tattoos im knast-style, sodass man sich dafür schämen müsste.

Und wenn Eltern mit komischen Äußerungen druck aufbauen müssen / wollen ist da mMn schon viel früher etwas schief gelaufen.

jm2c

[Schienna]

Ich versteh wirklich ehrlich nicht, wieso man mit allem immer gleich heim rennen muss und sagen "guck, ich hab was was du nicht magst, und ich zeig dir das jetzt auch noch und du musst dann total tolerant sein".

Ich weiß dass viele das machen. War letztens eine Geschichte:
Die Tochter hat beschlossen dass sie jetzt bi ist. Und musste natürlich beim nächste Familentreffen ihre neue Freundin mitbringen (nur engster Kreis). Und wollte natürlich unbedingt, dass das jeder super findet. Gehalten hat das Ding glaub paar Wochen, und jetzt stehen Frauen gar nicht mehr so dringend zur Debatte.

Und ehrlich, ich frag mich da, wieso kann man das nicht erstmal für sich selber austesten? Ich renn doch nicht mit allem heim und will für alles Toleranz? Meine Eltern haben klar schon viel gesehen, aber man muss denen doch nicht alles auf die Nase binden. Bei vielen anderen Sachen würde man ja auch sagen: "He das ist privat das geht keinen was an". Aber dann wieder nach Toleranz schreien.

[METAHOLIC]

Ich seh das absolut so wie santazero, leider ist das bei uns wohl eher die Ausnahme bzw. nicht der Regelfall! Ich denke es stimmen dir alle zu, aber wenn Eltern nun mal anders ticken, dann ist auch jede Diskussion schierig! Ich habe das Glück, dass ich eine Mama habe mit der ich sehr gut über solche Sachen reden kann, auch wenn wir vollkommen unterschiedliche Standpunkte haben. Aber wie gesagt, dass ist halt aus meiner Sicht der Idealfall...

[LÖö]

Schätz dich glücklich, für meinen Vater bin ich eine Schlampe und asozial deswegen, weshalb ich ihn nicht mehr damit konfrontiere. Er schickt mir sogar Nachrichten über irgendwelche Leute im TV, z. B. den ESC-Auftritt von Lena Meyer-Landruth und schreibt so dazu "Gar nicht schlecht, aber wegen des Tattoos hat sie eh keine Chance." Und sowas kommt immer.

[LostSoulForever]

is ja ur gemein. pfht.

[Buddha_Eyes]

Also, ich kann mich mit meinen Eltern auch nicht treffen, ohne daß meine Ma das Thema aufbrächte. Und Zeitungssauschnitte mit Artikeln darüber, die schädlich Tattoofarbe ist, gibts auch übergeben. Ich finde es jetzt auch kein Zeichen, fehlender "Emanzipation" von den eigenen Eltern, sich über so etwas zu ärgern oder es als Belastung zu empfinden. Mir ist es durchaus ein gewisses Bedürfnis, zu meinen Eltern ne gute Beziehung zu unterhalten. Immerhin sind sie nicht ganz unschuldig daran, daß ich auf der Welt bin und das finde ich nun eigentlich ganz positiv. Über mangelnde Unterstützung in anderen bereichen kann ich mich auch nicht beklagen. Ich finde es daher schade, daß dieses Thema ne Belastung unserer Beziehung darstellt und wünschte mir, das wäre anders. Hält mich letztlich von nichts ab, aber anders wäre besser.. Seine Eltern so anzusehen, als wären sie einfach irgendwelche Bekannte, deren Wahrnehmung der eigenen Person einem letztlich latte sei, finde ich persönlich eigenartig.

[neira]

@LÖö
Da sind meine Eltern wirklich harmlos gegen, die finden es halt nur nicht schön und haben früher halt ordentlich "nachgetreten", das normalisiert sich ja zum Glück langsam.

In deiner Situation würde ich wohl endgültig auskreisen, so geht man mit anderen Menschen einfach nicht um, noch weniger mit den eigenen Kindern.

@Schienna:
Es ging eben ums eigene Geld, bzw. Geld zur freien Verfügung, und da entscheide ich/man selber, was man damit macht, nicht die Eltern.
Und klar muss man mit sowas nicht zu den Eltern rennen und es ihnen aufs Brot drücken, aber nicht jeder hat versteckbare Tattoos, du bist also irgendwann gewissermaßen im "Zugzwang", denn bei nem Sleeve bspw. oder etwas auf dem Rücken ist der Sommer ne ganz schlechte Jahreszeit fürs verstecken.

[PowderStarlight]

..von den Eltern abgrenzen geht aber leider nicht solange man noch in der Ausbildung und auf Geld angewiesen ist, versteh ich schon... aber sobald das nicht mehr der Fall ist würde ich da auch endgültig sagen, dass ich mir solche Kommentare nicht geben muss (in Löös Fall meine ich jetzt, wenn dich das belastet). Und sich dann nicht nur finanziell sondern auch psychologisch abzunabeln ist eben extrem schwer. Aber ein geistig unabhängiges Leben schließt einen respektvollen Umgang ja nicht aus.

[LÖö]

Mein Vater ist ein sehr spezieller Fall, vollkommen uneinsichtig, immer rechthabend, wenig Einfühlungsvermögen. Ihn interessieren persönliche Belange nicht, psychische Probleme sind für ihn Spinnereien. Mein Leben, also auch, WAS ich mache, wie es mir an der Uni ergeht etc., interessiert ihn nicht. Stattdessen schickt er mir alberne Bildchen per What's App oder erzählt mir von irgendwelchen Leuten, die ich nicht kenne oder fragt mich, wie mein Laptop/Handy/Drucker etc. funktioniert. Wenn ich zum Beispiel berichte, wie meine Masterarbeit vorangeht, kommt keine Antwort, stattdessen schreibt er mir, dass der Sohn von Freunden am 11.3. seine Promotion einreichen muss. AHA. Der Mann ist Justizrat, man fasst es kaum.

[LostSoulForever]

da fehlst ihm aber ordentlich an Empathie.

[neira]

@LÖö:
Das Empathieproblem hat mein Vater auch..und der war früher Betriebsaufsichtsratsvorsitzender und dann Standortmanager eines großen amerikanischen Wirtsschaftsprüfungsunternehmens.
Keine Ahnung, warum man grad da im familiären Bereich solche Ausfälle hat.
Zumindest kann ich meinem das dann sagen und ggf. entschuldigt er sich, wenn ers zu weit getrieben hat...

[METAHOLIC]

Also Löö das tut mir echt Leid! Ich bin gerade etwas geplättet sowas zu lesen... So wie das bei dir studiumsmäßig klingt, bist du eh bald mal fertig und dann hast du hoffentlich (ich geh mal schwer davon aus) keine finanzielle Abhängigkeit mehr! Also das ist ja echt heftig!!!

[LÖö]

Naja, ich wohne seit mehr als sieben Jahren nicht mehr zuhause und seehr weit weg, es belastet jetzt nicht mein tägliches Leben, aber es ist schon anstrengend, immer diesen Sticheleien ausgesetzt zu sein. Er akzeptiert auch nicht, dass ich erwachsen bin und eine andere Meinung habe.

[METAHOLIC]

Ja klar ist es "feiner" wenn man in so einem Falle eine Distanz (im doppelten Sinne) hat, aber angenehm ist sowas trotzdem nicht. Also bleib ich dabei, dass es mir Leid tut!

[hausschwamm]

Lena? Sind wir Halbgeschwister?

Wobei der Beruf nicht ganz stimmt... aber das selbe könnte ich auch über meinen Vater schreiben. Nur mit dem unterschied, das er mir keine solchen Bilder schickt, da er nichts von Farbe und Narben ahnt. Hab keinerlei Lust mich mit ihm diesbezüglich auseinander zu setzten, denn egal, was ich wie erklären würde, könnte ich das auch meinem Molch erzählen. Wobei der mir wenigstens noch zuhören und mich ausreden lassen würde.

Für meine Eltern bzw. vor allem für meinen Vater ist das so ziemlich das schlimmste, was ich machen kann. Für sie würde eine Welt zusammen brechen. Irgendwann wird es vllt auch dazu kommen. Aber derzeit hab ich weder das Geld (bekomme kein Bafög, ergo zahlen sie die Miete und einen Anteil zum Lebensunterhalt) noch die Nerven um das daraus resultierende Fiasko durchzustehen...

Ja, da stimmt es im allgemeinen mit der Beziehung nicht. Daher muss ich auch kein Öl ins Feuer gießen, nur wegen so ein paar Farbpigmenten. Ich hätte auch lieber verständnisvollere Elter, bzw. würde lieber offen mit meinem Leben, meinen Ansichten etc. sein. Aber manchmal muss man einfach abwägen, und das hat nur bedingt etwas mit Kinderrolle oder nicht Kinderrolle zu tun.