upsidedown hat geschrieben:
Und bei allem Respekt vor dem Schicksal jener, die unfallhaft eine Gliedmaße verloren haben. Unser eigenes Schicksal kann ja nicht als Maßstab dienen für die Grenze anderer?
Wieviele wird es wohl geben, die aufgrund einer starken Verbrennung einen großen Teil ihrer normalen Haut verloren haben und sich wünschten, einfach nur eine normale makellose Haut zu haben und verwundert vor uns stehen und sich fragen, wie man so etwas mit dieser Haut tun kann, die sie als Geschenk empfinden würden.
Die Analogie zu Verbrennungen besteht da, wo der unfallhaft verbrannte Mensch für sich empfindet, dass unser Umgang mit unserer Haut dumm, respektlos und verstümmelnd ist. Es gibt hier keine Sachebene an der eine Grenze vollzogen werden kann. Für viele da draussen gelten unsere Tätowierungen als unglaubliche Verstümmelung.
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Mir stehen die Haare zu Berge
Das denken Brandopfer also? Die sind nicht so dumm zu glauben, dass ein bisschen Farbe in der Haut eine Verstümmelung darstellt. Hey, die hätten gerne überhaupt eine Haut! Und nicht nur Narbengewebe, das die Bewegungen einschränkt, schmerzt und überempfindlich ist, mit der man eben nicht mehr locker in der prallen Sonne rumrennen kann.
Das es auch noch scheisse aussieht, die Leute voller Vorurteile sind und oberflächlich mit so einer denke daherkommen, der sieht nur noch bei allen Menschen um sich rum, was er für immer verloren hat.
Das eigene Schicksal kann nicht als Maßstab dienen? alles andere ist eine moralische Kopfkinodebatte
Wer vielleicht mal auf die Herdplatte gefasst hat oder sich ne Fingerkuppe beim Gemüseputzen abrasiert hat, ahnt meistens nicht mal wie es sich lebt mit Verbrennungen und mit was-weiss-ich für Behinderungen. Wie jemand 40 Jahre mit tagtäglichen Schmerzen, Einschränkungen und Abhängigkeiten erfährt, übersteigt meistens selbst die Vorstellungskraft derer, die schon 5 Jahre damit leben und nur noch 35 Jahre vor sich haben.
Der Körper hat seine eigenen Regeln, nach denen er spielt. Der lässt sich vielleicht manchmal von der Psyche bescheissen, aber sexuelles Kopfkino, Freiheitsdenker, Ästhetikvorlieben hin oder her - wenn die Belastung zu groß wird ist es mit Ständer oder Unabhänigkeit gewesen sein. Es ist ja nicht damit getan, dass halt etwas fehlt und da wird oft nicht weiter gedacht als "Aussenstehender".
Das Unfallrisiken beim Sport etwas mit Amputationsabsichten zu tun haben sollen, sehe ich überhaupt nicht. Jeder muss Risiken eingehen und manche riskieren lieber ihr Leben als auf die Leidenschaft und die Herausforderung zu verzichten. Manche sind trotz erlebter Unfälle unbelehrbar - gehöre ich auch zu.
Und wenn man nicht als "Einsiedler" leben möchte, hat das eigene Verhalten auch Auswirkung auf alle andere Menschen die mit drin hängen. Die Welt dreht sich nicht nur um einen alleine, natürlich überschreitet jemand der sich selbst amputiert auch die Grenzen anderer. Wenn ich sowas sehe, bewerte ich die Angelegenheit auch unter den Aspekt, wie ich darauf reagieren würde oder umgehen will. Und ich würde mit einem Mann nichts anfangen, wenn ich ihm alles hinterher tragen müsste, nur weil er sich lieber mit einem Armstummel einen keult als mit der ganzen Hand. Wäre das ein Freund von mir, würde ich natürlich in Erfahrung bringen wollen, ob das was er mit seinen Händen gemacht hat okay ist oder ob er vielleicht Hilfe braucht.
Alles ohne Hinterfragung zu akzeptieren, kann auch einfach nur kalt, desinteressiert und ichbezogen sein. Beste Voraussetzung für ein Arschloch, sorry - das ist auch Ignoranz!
Edith meint auch:
Mich stört es auch immer noch nicht, dass er jetzt 2 Finger weniger hat - ich kenne ihn ja nicht! ^^
Ich finde die Vorurteile gegenüber Brandverletzte einfach nur daneben. Aber es ist ja häufig, dass diejenigen, die selbst Vorurteilen ausgesetzt sind auch nicht anders sind...
( Mir fehlen auch keine Gliedmaßen, sondern Innenteile - es geht nicht darum, dass jemand etwas freiwillig zerstört, was mir unfreiwillig abhanden gekommen ist. Es geht mir nicht um Moral, sondern um die Gefahr, dasss da jemand naiv rangeht und hinterher in der Scheisse sitzt )
Aus aktuellen Anlass: be carefull, es besteht eine unfreiwillige Vorliebe für unglückliche Formulierungen ...