Tattoos im TV

[Miss*Butterfly]

Mir gings dabei auch nicht um die "Storys". Die sind mir auch herzlich Wurst. Aber ich habe den Prozess der Entstehung einer Tätowierung durchaus als Teamprozess kennengelernt und fand das unheimlich toll. Ich finde durch den Begriff Leinwand wird dieser Prozess auf seine rein künstlerisch/handwerkliche Seite begrenzt. Es wird außer Acht gelassen, dass es sich dabei um einen Menschen mit einer ganz eigenen Persönlichkeit, Tagesform und sonstigen Menschlichkeiten handelt. Für mich gehört auf den Träger eingehen zu können aber auch zu den Fähigkeiten eines guten Tätowierers und trägt ja auch zum Endergebnis bei. (Ich hätte beispielsweise nie so lange durchhalten können wenn es mit Julia menschlich nicht so gut gepasst hätte und sie nicht so auf mich eingegangen wäre) Das finde ich einfach etwas schade, weil da für mich etwas wesentliches verloren geht.

Speziell in dieser Sendung finde ich es zwar irgendwie passend, aber trotzdem schade. Ich hoffe, ich konnte jetzt einigermaßen ausdrücken was ich meine. Wenn nicht bitte ich um Verzeihung, es ist noch sehr früh...

[Theliseth]

Ich stimme dir da zu, MissButterfly. Obwohl es für mich nicht so das auf den Kunden Eingehen ist, sondern die Tatsache, dass es sich nicht (nur) um lebendes Gewebe, sondern um Menschen handelt, die bei dieser Prozedur für immer verändert werden. Eine lebende Leinwand leidet nicht unter einem schlechten oder schmerzhaften Tattoo, aber ein Mensch schon. Und ein gutes Tattoo und auch dieses Erlebnis verändern den Menschen.

[BassSultan]

diesen hick hack zwischen den tätowieren fand ich auch super unnötig.. "wozu ein stencil machen wenn man eh raus fliegt" - halt den Mund und kümmer dich um dein tattoo.. wah. Aber mir ist natürlich klar dass das genau gewollt ist. sozial Porno halt, kann sich genau mit den wollnys und Konsorten um die Sendezeit streiten

[DotsOnMySkin]

Da hier auch von Ink Master die Rede war: Wisst ihr ob es die Staffeln irgendwo auf DVD/Blu-Ray gibt?

[Herger]

ich habe den Prozess der Entstehung einer Tätowierung durchaus als Teamprozess kennengelernt und fand das unheimlich toll. (...) Für mich gehört auf den Träger eingehen zu können aber auch zu den Fähigkeiten eines guten Tätowierers und trägt ja auch zum Endergebnis bei. (Ich hätte beispielsweise nie so lange durchhalten können wenn es mit Julia menschlich nicht so gut gepasst hätte

Kann ich zu 100% so unterschreiben, ist für mich, als Kunde, auch mit ein wesentlicher Teil. Wenn's menschlich nicht passt, lass ich mich nicht tätowieren.

Ich glaub, so weit voneinander sind wir mit unseren Ansichten vielleicht gar nicht.
Mag sein, dass die Bezeichnung "lebende Leinwand" für mich einfach nur nicht negativ konnotiert ist... muss ja nicht zwangsläufig als Reduktion gemeint sein, bzw. kann ja auch ganz schön sein, eine Leinwand für Kunst sein zu dürfen, die man bewundert.

Meine Anmerkung bzgl. living canvas bezog sich übrigens auch nur auf die Bedeutung, die die Worte für mich haben und nicht auf die Sendung... die hab ich mir nämlich nicht angeguckt

(aber ich kenne Ink Master/generell 'living canvas' als Ausdruck)

=)

[talamestra]

was ich auch noch nicht so gut finde: das es im Prinzip nicht um Stile geht sondern um Themen...

Wie will ich denn so vergleichen können, ob jemand Old/New School kann, Realistic usw. So wird ein Thema (?) vorgegeben und gut is.
Auch das die Tätowierer nur 2 Stunden Zeit für die Stencils haben, und nicht so wie beim Original mal eine Nacht drüber hocken können gefällt mir nicht so - fast als käme es nicht auf Qualität sondern auf Schnelligkeit an....

und eine Frage, die ich mir auch noch stelle...woran erkenn ich denn den besten Tätowierer nun wirklich? daran das er jedes Thema stechen kann? daran das er einen Stil besonders gut stechen kann?....grübel ... Fragen über Fragen....

[mbla]

Das mit den Themen ist für mich auch ein Punkt den ich nicht gut finde. Denn wenn ich sowas wie "mein Geheimnis" als Thema habe kann ich wahrscheinlich jedes meiner Tattoos hernehmen und mir eine Story dazu ausdenken. Der Tätowierer und seine "Leinwand" können da theoretisch schon vorab ein komplettes Konzept daheim ausgearbeitet haben, und das dann direkt nehmen. Das war ja wohl auch bei dem einen der Fall, der wohl sehr gern und oft Augen macht, also hat er halt sein Markenzeichen genommen.
Da fände ich es auch besser, genauere Vorgaben zu machen.
Bester Tätowierer..würde ich vielleicht so definieren dass er herausragend in einem bestimmten Stil ist, und handwerklich soweit, dass er andere auch in guter Qualität zusammenbringt. Mir wurde zum Beispiel mal erklärt, dass man als Realistiker nicht zwangsläufig zeichnen können muss, das ist eine Technik, die man halt lernt. So jemand könnte, selbst wenn die Realistiksachen perfekt sind, nie ein "bester Tätowierer" sein.

[Herger]

Ein Paul Booth würde in solchen Formaten vermutlich genauso abkacken, wie ein Gerd Wiesbeck oder auch Horiyoshi lll. Und das, obwohl sie ohne Frage extrem gute Tätowierer/definitiv Meister ihrer Stilrichtung sind.

Was Ink Master und Co. suchen, ist für mein Verständnis somit eher der sprichwörtliche "jack of all trades".

Leider wird dabei irgendwie wohl jedoch vergessen, dass das Sprichwort auch noch nen 2 ten Teil hat: "... master of none."

[Bad*Kitty]

Danke, Herger, genau mein Gedanke zu dieser Show...
Es geht nur ums Zur Schau Stellen. Von was genau? Ich bin nicht sicher, aber Tattoos sind es nicht. Überflüssig wie eine Analfistel diese Show (und nein, ich "hasse" niemanden der Protagonisten, dazu sind sie mir zu egal). Ich mag nur nicht, wie das Tätowierhandwerk als ein Kasperletheater verkauft wird.

[mbla]

Naja, das ist nun mal die Daseinsberechtigung von so einem Format, das ist bei diesen ganzen Gesangs-Tanz- Model- undwasweißichnochalles-Bewerben auch nicht anders...

[Herger]

=)

Ist halt ein komplett austauschbares Format, das nach Schema f abläuft und zeitgleich mehrere Zielgruppen abdeckt. Ob, Tätowierer*innen, Bäcker*innen, Sänger*innen, Supertalente, Topmodels o.ä. gesucht werden, ist dabei doch völlig wumpe.

Kleine, leicht verdauliche Häppchen, garniert mit nem Wettbewerb, einer dezenten Prise Drama und voilá fertig ist das nächste Fernsehschnitzel. Null innovativ, aber clever, da sich die gleiche Idee beliebig oft vervielfältigen lässt und es Einschaltquoten bringt obwohl- oder evtl. auch weil man es halt kennt.

Macht ja auch Sinn... warum sollte man ein Buch lesen, sich auf ne unbekannte Geschichte einlassen und das Risiko eingehen, evtl. davon enttäuscht zu werden, wenn man genauso gut den Kopf aus- und die Flimmerkiste anschalten kann, die einem alles zeigt, was man kennt/mit dem man sich identifizieren kann?

[Bad*Kitty]

Und genau aus dem Grund gucke ich diese ganzen depperten Casting-Shows nicht, denn für mich haben sie keine Daseinsberechtigung: sie langweilen mich zu Tode , wie mittlerweile 95% dessen, was das TV sich erdreistet zu zeigen. Dann lieber Kiste aus und lesen

[Herger]

Och, so lange man sich darüber im Klaren ist, dass das Gezeigte nicht der Realität entspricht, sondern einfach nur kurzweilige Unterhaltung darstellt, find ich's ok. Ink Master schau ich beispielsweise ebenfalls. Würde allerdings mein kompletter Medienkonsum aus solchen Formaten bestehen, dann... huiuiuiuiui!

[Cayenne]

Ich würd's auch gar nicht so überbewerten und bin da ganz bei Herger...leichte Unterhaltung und gut, wer mehr Anspruch erwartet, ist natürlich bei nicht wenigen Sendeformaten, die es in der Fernsehlandschaft gibt, falsch, aber wenn ich manchmal wirklich k.o und erschöpft von einem Arbeitstag, an dem ich 8 h nur Zahlen auf dem PC gesehen habe und mich darauf konzentrieren musste, nachhause komme, empfinde ich manche Berieselungsformate durchaus als daseinsberechtigt.
Es hört dann für mich halt auf, wenn ich mich fremdschäme aufgrund der pseudotragischen Geschichten drumrum...da muss man mal gucken, wie es sich entwickelt aber ich würde definitiv nochmal reinschauen, wenn's passt.

[DotsOnMySkin]

Yep, genauso sehe ich das auch Cayenne.