von Cybe » 26.10.2015 2:02
Ich will dies und das und jenes und ich will es jetzt sofort und dann mach ich das halt so!
Sorry, aber du kommst hier eher wie ein trotziges Kind rüber. Zum Tätowieren sollte man vorallem ne gewisse Reife haben. Ausserdem, wie schon an anderer Stelle gesagt: Geduld. Von der Idee tätowieren zu lernen, bis ich dann meinen ersten Tag hatte, hat es fast ein Jahr gedauert. Erst hab ich lange gebraucht um abzuwägen, dann hats gedauert, bis es in nem Studio geklappt hat. Ja und das Studio war an sich nicht der richtige Ort für mich. Weswegen ich dann ein Jahr später gewechselt hab.
Du kannst dir eine Maschine kaufen oder das Geld im Klo runterspülen, der Effekt wird ohne einen guten Lehrer der selbe sein. Ein guter Ausbilder bringt dir erstmal die Grundlagen des Arbeitsplatzes und des Arbeitsgeräts bei, lässt dich zu gucken und dann mit seinen Maschinen die ersten versuche machen. Und dann kauft man ne eigene Maschine. Meine ersten Maschinen habe ich nach ein paar Monaten geschenkt bekommen. Aber nicht von meinem Chef, sondern von meinem Kollegen, der die selbst gebaut hat. Die ersten gekauft habe ich nach dem Studiowechsel, nachdem ich verschiedene Maschinen meines neuen Chefs getestet hatte und mich für die entschieden hab, mit denen ich gut klarkomme.
Und ob du gut Zeichnen kannst ist nicht wirklich entscheidend ob du dann auch gut tätowierst. Es gibt Leute die können begnadet zeichnen, aber null mit ner Tattoomaschine umgehen, wiederum gibt es auch Leute die nicht zeichnen können, aber so sachen wie Fotorealismus mit einer Tattoomaschine großartig umsetzen.
Kurz gesagt: Zeichnen können und gut zeichnen können ist in meinen Augen von Vorteil. Das Tätowieren an sich ist eine neue Technik die man lernt. Anders als jeder Stift, jeder Pinsel. Und wenn man eben mit einem Stift bzw. Stiften auf dem Papier fit ist, ist es sicher einfacher die Tätowier-Technik zu lernen, als wenn man nur rumkrickeln kann.
Und es wird nicht einfacher im Tattoo-Bereich. Vor 6-7 Jahren hast du eine Tattoolehre damit angefangen, dass du ein Jahr lang intensiv gezeichnet hast und dann gings erst um Maschinen und Nadeln.
Heute ist das anders. Viele Leute kommen schon mit einem riesen Talent in den Bereich. Waren es früher Leute, die ganz gerne Malen und nicht genau wissen was sie machen sollen, so sind es heute ausgebildete Grafiker, Illustratoren, technische Zeichner, die eben auf Papier schon die Top Skills haben, die wissen wie man Custom arbeiten anfertigt und wie man mit Kunden umgeht. Für die ist die Tattoolehre lediglich eine neue Technik zu lernen. Somit können diese Leute auch nach kurzer, intensiver Lehrzeit sehr gute Ergebnisse abliefern. Ich persönlich glaub einfach, dass es inzwischen immer schwerer wird im Tattoobereich mit der "och, ich guck mal wie das so ist" und recht eingeschränkten Zeichnenskills Fuß zu fassen.
Wenn mans wirklich will: Zeichnenskills ausbauen, Mappe machen, Studios suchen und sich vorstellen. Vorallem gucken, was es für Läden sind und wer einen da ausbilden soll. Im falschen Laden/beim falschen Lehrer ist es Zeitverschwendung. Wenn du einen guten von einem schlechten Tätowierer nicht unterscheiden kannst, befasst du dich noch nicht genug damit.
Willst du Realistic machen, dann geh nicht zu einem der Traditionals macht, da lernst du zwar auch was, aber du wirst bei einem der Traditionals macht nicht lernen wie man ein Portrait sticht. Am besten ist es natürlich verschiedene Techniken zu lernen, aber wenn man im Vorfeld schon weiß "Realistische Portraits ist gar nichts für mich" dann wird es nicht viel Sinn machen sich bei so jemand in die Lehre zu begeben.
Und irgendwelche Kurse in die man Geld investiert... naja... Ich würde erstmal nach einer richtigen Lehrstelle gucken, bevor mir bei sowas dann Geld raushaue, was ich mir schenken könnte. Wenn der Kurs in Österreich relevant ist, dann würd ich den trotzdem erst machen, wenn ich ne Stelle hätte. Du wirst nicht am ersten Tag tätowieren. Aber du kannst halt schon mal sehen obs überhaupt was für dich ist. In so nem Kurs zu sitzen und dann in der ersten Woche im Studio zu merken "Scheiße, das ist gar nichts für mich", ist dann halt ärgerlich.
Kurze Frage: hast du überhaupt selbst Tattoos?
Für mich klingt das ganze hier ehrlich gesagt so nach dem Motto "Der junge Rebell möchte nach der Regelschulzeit einen möglichst coolen Beruf haben."
Ich kenns halt bei vielen Leuten, die über ihre eigenen Tattoositzungen mit dem Tätowierer über Lehre usw. gesprochen haben und somit zu einem Platz gekommen sind.