@mfux:
Nein, es geht mir nicht darum, Diskussionen zu unterbinden. Warum auch? Mir ging es im Ergebnis um zwei Dinge.
1. Wie schon geschrieben glaube ich nicht, daß wir diese Diskussion gut führen können ohne Hintergrundinfos zu haben, die uns oft fehlen. Zum anderen ist diese oft von subjektiven Meinungen geprägt ("Mir ist das zu hell") die letztlich gar nicht objektivierbar sind (ob jemand nun ein Scratcher ist oder nicht, das lässt sich m.E. gut objektivieren).
2. Das Thema "Meinungsbildung und Meinungsäußerung im Internet" habe ich jetzt in den letzten Wochen verschiedentlich mit Leuten besprochen, deren Arbeiten hier eine Bewertung erfahren haben. Ich war jedes Mal überrascht darüber, a) wie sehr entsprechende Diskussionen hier überhaupt verfolgt werden und b) wie sehr das einzelnen Personen auch nahe ging, wenn die Beurteilungen als ungerecht empfunden wurden - insbesondere weil bei der Bewertung viele Hintergrundinfos nicht vorlagen.
Natürlich: Jeder, der mit seiner Arbeit in die Öffentlichkeit tritt muss sich einer Bewertung stellen, aber diese ist für ihn/sie möglicherweise existenzbedrohend - und daher würde ich persönlich bei so etwas immer eher vorsichtig zu Werke gehen.
Nur um das einmal an einem völlig anderen (mir viel näherem) Beispiel zu illustrieren: In dem Strafverfahren gegen Herrn Kachelmann werden die meissten mitbekommen haben, daß es irgendwann zu einem Verteidigerwechsel kam. Es ist dann in der Presse viel darüber diskutiert worden, ob der zunächst gewählte Verteidiger (bei dem ich vor vielen Jahren Teile meiner Ausbildung gemacht hatte und dessen Kompetenz ich mir einbilde beurteilen zu können) möglicherweise eine unglückliche Strategie gewählt hatte. Diese Diskussion ist - für den Fachmann ersichtlich - oft völlig ohne praktische Kenntnisse des Strafverfahrens, ohne Kenntnis des Akteninhaltes und ohne Kenntnis der Absprachen zwischen Verteidiger und Mandant geführt worden. Da ich dann noch aus erster Hand die Hintergründe der ganzen Geschichte kannte, hab ich mich schrecklich darüber geärgert, wie leichtfertig dort die Kredibilität eines verdienten Kollegen auf's Spiel gesetzt wurde.
Und nur darum geht es mir: Das, was hier geschrieben und behauptet wird, wird eben nun einmal wahrgenommen - von den Betroffenen und ihren (potentiellen) Kunden, und deshalb möchte ich lediglich darauf hinweisen, daß damit (nach meinem Verständnis) auch ein gewisses Maß an Verantwortung einhergeht. Mich persönlich hat es wirklich regelrecht erschreckt, als mir jüngst ein - über jeden Zweifel erhabener - Tätowierer berichtete, daß ihn Äußerungen aus unserer Mitte in erhebliche Selbstzweifel gestürtzt hätten. So sehr wie es Leute, die sich hilfesuchend an dieses Forum wenden verdient haben, eine bestmögliche Antwort auf eine Frage zu erhalten so sehr sind wir es m.E. auch den Tätowierern schuldig, unsere Antworten bestmöglich abgewogen zu geben. Und je weniger Meinung und je mehr Wissen dabei einfliessen, umso besser.
So, das Wort zum Montag - sorry für die Schwallerei. Das Thema bewegt mich jetzt schon seit einigen Wochen, deshalb musste das mal raus.
Edit wegen dicker Finger.