Bloodflower hat geschrieben:Hey, hier gibt es doch auch Hamburger.
Eine Freundin von mir ist gerade nach Hamburg gegangen um ihren Master zu machen und hat keine Ahnung wo sie hin ziehen soll. Sie ist Studentin will also logischerweise möglichst günstig dennoch halbwegs zentral unterkommen. Nun hat sie schon öfter von Wilhelmsburg gehört - das aber sehr ambivalent. Die einen sage, das wäre grad voll im kommen, die anderen sagen, da kann man nicht hinziehen, Brennpunkt usw. Was meinen die Einheimischen zur Problematik? Habt ihr Tipps? Alternative Ecken? Vielleicht auch mit alternativen Hausprojekten. Nicht mitten auf der Partymeile. Gemütlich kieziges Flair mit netten Kneipen?
Was ist denn für sie "möglichst günstig" ??
Ich wohne nun seit knapp 2 Jahren in Hamburg und kann dir sagen ... billig ist hier garnichts mehr was halbwegs mit ordentlichem wohnen zu tun hat. Außer in einer WG wenn man Glück hat. Mittlerweile sind die Mietpreise so extrem gestiegen weil jeder in Hamburg wohnen will und es keine Wohnungen gibt.
Wilhelmsburg ist in der Tat so ein Mittelding. Dort gibt es sehr viele Leute mit denen ich nichtmal tagsüber Kontakt haben möchte, auf der anderen Seite werden in bestimmten Ecken von Wilhelmsburg gerade Häuser / Wohnungen errichtet die Mietpreise jenseits von gut und böse haben werden und optisch auch ein andere andere Gruppe ansprechen als die die dort zum Teil wohnen. Da versucht man das Bild von Wilhelmsburg zuverbessern und die besserverdienenden anzuziehen.
Wahrscheinlich wird eine WG das beste sein wenn man günstig wohnen möchte. Da sollte man dann für 300-400€ im Monat ein ordentliches Zimmer mit 12-15qm in einem "normalen" Wohnviertel wie z.b. Barmbek Nord, ggf. noch Süd bekommen incl. Telefon, Inet, Strom, Wasser etc.
Wenn sie alleine wohnen möchte muss sie mindestens 550€ warm / monat (für ca. 45 qm) einrechnen für Gegenden wo man Nachts halbwegs sicher sich bewegen kann.
Die Kultviertel wie Kiez, Schanze, lange Reihe usw. sind zwar immer die "alternativviertel" wo angeblich die ganzen Ökos, Hausbesetzer, Partyfreaks und Punks wohnen aber wenn man sich einmal die aktuellen Mietpreise dort anschaut, kann man als normaler Arbeiter alleine dort garkeine Wohnung finanzieren die größer als ne Abstellkammer ist. Das war mal bezahlbar, ist es aber schon lange nicht mehr.
Halbwegs brauchbar ist Hamburg mitte, rund um das Berliner Tor. Da sieht es zwar nicht schick aus und es wohnen dort auch viele Ausländer jeglicher Herkunft aber man kann sich dort halbwegs sicher nachts von a nach b bewegen und ist in 5 minuten mit der Bahn im Zentrum.
Duhlsberg wäre evtl. auch noch ne Alternative. Ist aber auch alles andere als Schick. Aber noch relativ Zentral und sicher.
St. Georg ist sehr zentral aber wieder so ein Extremviertel. Auf der einen Seite liegen die Junkies in jeder Ecke und fixen sich zu, auf der anderen Seite sind die Mietpreise extrem hoch für die guten Wohnungen dort.
Viertel wie Hamm, Horn etc. sind auch sehr günstig. Aber auch zu 90% Häuser mit 6-10 Parteien drinne und viele Leute mit Immigrationshintergrund die günstige Wohnungen suchen. Dort bekommt man für ca. 400€ kleinere Wohnungen. Für mich wäre diese Ecke aber auch nichts.
Ich würde deiner Freundin Barmbek Nord und dann als WG Vorschlagen. Da bekommt man für ein paar 100€ ein Dach über dem Kopf was dessen Definition würdig ist ohne dass man groß Abstriche machen muss. Alles andere ist als Student schwer zu bezahlen.
Meine Darstellung mag evtl. etwas extrem sein für die genannten Viertel aber das ist meine persönliche Erfahrung nach 2 Jahren hier leben und arbeiten.
Ich persönlich wohne in barmbek süd, in einer ruhigen 30er Zone, zahle dafür aber auch dementsprechend viel. Das ist es mir aber wert. Hier ist es ruhig, nette Leute und man kann ohne größere Probleme auch nachts von der Bahn beruhigt zufuss nach Hause gehen. Das ist es mir wert.
Jenachdem wie deine Freundin auf bestimmte Sachen wie Sicherheit, Wohlfühlfaktor etc. wert legt sollte es mehr oder weniger leicht/schwer werden eine passende Wohnung zu finden.
p.s. sehr langer Text geworden. aber ich hoffe ich konnte ein bisschen helfen.