von upsidedown » 19.06.2011 7:46
Versteh mich nicht falsch, ich verstehe Deinen Standpunkt. Ich verstehe auch ein Stückweit diesen Arzt. Ich habe eben aber auch eine andere Meinung, was weder bedeutet, dass Deine aber auch nicht, dass meine falsch ist. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Und ich glaube wir bewegen uns als Menschen in die falsche Richtung, wenn wir so handeln.
Erdbeerfeld, wo ist denn da die moralische Instanz? Nur zum Verständnis? Also er hat jetzt verweigert, weil er wusste, dass eine andere Ärztin da ist, die ihn angemessen und zeitnah ersetzen kann? Wenn die nicht da gewesen wäre? Dann? Hätte er geschwiegen? Oder auch verweigert? Ich mein, wenn ich so etwas anfange, dann muss ich es auch durchziehen können. Sonst verkommts am Ende zum Schaulaufen. Wenn ich in den letzten Jahren in einem Krankenhaus war, hatte ich jedenfalls nicht den Eindruck, dass wir eine Ärzteschwemme hätten.
Ergebnis? Ein Depp steht auf und sagt, "seht her, wußt ich es doch, die Juden". Und mit ihm eine ganze Gefolgschaft von Leuten, die über so einen Quatsch gemeinsame Identität finden. Für den Arzt gibt es, außer der beschriebenen Augenwischerei, keinen Effekt.
Natürlich sind wir alle verstrickt. Aber wir bestimmen den Grad. Das ist auch keinem vorwerfbar. Jeder lebt sein Leben. Aber es gibt einige Entscheidungen, die kaum mehr als Lippenbekenntnisse sind.
Ich finde die Entscheidung des Arztes nicht richtig. Medizin ist immer auch Ethik. Wenn ich Menschlichkeit will, muss ich als Mensch auch jene mit Respekt behandeln, die meine Ethik nicht tragen. Nur so habe ich den Hauch eine Chance, mein Streben zu übertragen. Alles andere verhärtet nur die Fronten und bestätigt "meine Feinde". Und wenn am Ende der Schaden größer ist als dieser kleine Gewinn für meine Seele, muss ich mich fragen ob das wirklich "mein Recht" war.