von K-ink-Man » 13.04.2011 21:52
Also wie meine Vorredner schon schrieben, es ist alleine eine Sache der individuellen Arbeitsweise und Bedürfnisse:
Rotary:
-Läuft im Prinzip immer gleich. Es gibt nur Gas geben oder bremsen.
-Leicht
-Wartungsarm
-Leise
Spulenmaschine:
-Wartungs- und pflegeintensiv, kompliziert einzustellen weil viele Parameter zusammenspielen
-Höheres Gewicht
-macht Geräusche
Es ist ja auch nicht so, dass Rotary=Rotary ist, sondern die sind ja auch unterschiedlich. Für mich getestet habe ich bisher vier namhafte Modelle (Swash, Swiss, Stigma, Apollo), und habe so das Fazit für mich gezogen:
-Geräusch: Für mich als Tätowierer ist das leise Surren extrem unangenehm, ich weiß nicht ob es an den Frequenzen liegt oder auch etwas mit dem Geruch des Schmiermittels zu tun hat, mir wird davon nach einer Weile übel.
-Tempo: Je nachdem wie die Haut ist, welchen Effekt man erzielen will und wie die eigenen Handbewegungen und Bewegungstempo dabei sind greife ich mir eine speziell passend darauf eingestellte Spulenmaschine und los geht es. Mit Rotaries bin ich viel langsamer, weil sich alles dem Gerät und seiner Arbeitsweise beugen muss und nicht umgekehrt. Das ist für mich der größte Minuspunkt:
- Mangelnde Flexibilität. Klar, wenn man eine Spulenmaschine kauft ist die Wahrscheinlichkeit dass sie erstmal nicht sauber läuft bei 99,99%, man muss nacharbeiten. Eine Rotary packt man aus, schließt sie an, und sie läuft und läuft und läuft.... und genau da liegt für mich das Problem, das ist irgendwie wie bei einem Automatikauto, wo ich aber lieber selbst die Drehzahl bei der geschaltet wird bestimmen will.
Ich investiere lieber eine Stunde pro Tag in die Pflege und Wartung meiner Spulenmaschinen und habe für jedes Bedürfnis das passende Gerät. Es gibt zwar mittlerweile Rotaries mit verschieden gearteten Federsystemen für die Nadeln, aber sie reichen für mich immer noch nicht an Spulenmaschinen heran sondern sind vergleichsweise "unbarmherzig" in der Haut.
Deshalb denke ich, dass der Eindruck von weniger Schmerzen eher psychologisch in der fehlenden Geräuschkulisse begründet ist als in der tatsächlich sensorischen Wahrnehmung.
Mit der Cheyenne habe ich bisher keine Erfahrung, vor allem deshalb weil ich dem Prinzip Mehrweggriff + Modulsystemnadeln skeptisch gegenüberstehe. "Mehrweg" und "nicht autoklavierbar" schließen sich in meiner Weltsicht einfach aus.
Zudem ist dieses Prinzip ab einer bestimmten Auslastung einfach wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll. Aber das ist alles eine andere Baustelle.
Also nochmal, bevor demnächst Leute nörgelnd im Laden stehen und die Spulentätowierer als "rückständig" bezeichnen: Jeder Tätowierer arbeitet anders. Und jeder versucht das beste Werkzeug für seine Arbeitsweise zu finden.
Für mich habe ich noch keine taugliche Rotary entdeckt. Andere kommen damit sehr gut klar, und gerade die Sache mit dem Gewicht kann sogar in manchen Fällen einige Jahre Berufsfähigkeit mehr oder weniger ausmachen.
Es ist aber nicht so, dass das eine oder andere per se besser oder schlechter ist, mit beidem können gute Tattoos entstehen.