Hier deutlich zu sehen, die Inuit-Tätowierungen waren mehr als nur simple Linien im Gesicht.
Quelle: The Vanishing Tattoo
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Archäologie. - Die präkolumbianischen Ureinwohner Amerikas kannten die Tätowierung als Körperschmuck. Da es aber keine schriftlichen Hinterlassenschaften aus prähistorischen Zeiten gibt, war bislang unklar, wie sie sich diese Bilder in die Haut ritzten. Einen völlig neuen Ansatz verfolgen nun US-amerikanische Forscher aus Tennessee.
Die Tätowierkunst blickt in Amerika auf eine lange Geschichte zurück und erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. Ihre Ursprünge liegen jedoch noch immer im Dunkeln, sagt Aaron Deter-Wolf vom staatlichen Institut für Umwelt und Konservierung des US-Bundesstaats Tennessee.
"Die amerikanischen Ureinwohner im 18. und 19. Jahrhundert hatten Tätowiersets, aber meist nur eins pro Stamm. Nur ein Mitglied war für die Hautverzierungen verantwortlich und übergab sein Werkzeug erst an einen Nachfolger, wenn er alt, sehschwach oder zittrig wurde. Und das ist der Grund, warum wir so etwas kaum bei Ausgrabungen finden. Tätowierwerkzeuge waren einfach keine klassischen Grabbeigaben."
Seine Idee war einfach: Da es keine schriftlichen Hinterlassenschaften oder Bilder über diesen Körperschmuck gab, müssen sich die Tätowierwerkzeuge noch irgendwo in den Sammlungen archäologischer Ausgrabungen befinden. Also stöberte der amerikanische Archäologe Hunderte Museumsarchive durch.
"Dabei haben wir Materialien entdeckt, die unserer Meinung nach als Tätowierwerkzeuge infrage kommen. Das waren unter anderem Steinwerkzeuge oder Knochennadeln. Alle stammen von Ausgrabungen aus dem Osten der USA und sind zwischen 4000 und 6000 Jahre alt. Ohne zu wissen, ob und wie die Menschen damals tätowiert haben, kann man an einer Knochennadel unter dem Mikroskop anhand von Pigmentresten erkennen, ob sie zum Tätowieren benutzt oder zum Nähen oder Körbe machen verwendet wurde."
Die mikroskopischen Untersuchungen brachten jedoch keine Ergebnisse. Grund war die Sorgfalt seiner Kollegen. Nach den Ausgrabungen wurde alles peinlich gesäubert und eventuell vorhandene Pigmente weggewaschen. Um zu klären, welche Materialien sich überhaupt als Tätowierwerkzeug eigneten, ging Aaron Deter-Wolf einen anderen Weg. Und der führte in geradewegs in das berühmte Tätowierstudio von Saint Clark in Nashville. Dieser hatte sich in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht, da er auch ungewöhnliche Tätowiertechniken beherrscht. Es habe nicht lange gebraucht, Clark davon zu überzeugen, die prähistorischen Funde auf ihre Tätowiertauglichkeit zu testen, so der Forscher. Also vereinbarten beide ein Treffen, zu dem der Archäologe sämtliche potentielle Tätowierwerkzeuge mitbrachte: Knochennadeln von Fischen, Säugetieren und Vögeln, Holznadeln, Steinwerkzeuge, Tierklauen, sowie Zähne von Schlagen und Kojoten. Als Farbe wurde eine Asche-Wassermischung benutzt.
"Das war wirklich großartige Wissenschaft und hat viel Spaß gemacht. Wir haben die ganzen Werkzeuge getestet, indem wir die Haut eines frisch geschlachteten Ebers tätowiert haben, da Schweinehaut der menschlichen am ähnlichsten ist."
Das Ergebnis war eindeutig. Lediglich die Fußknochen von Hirschen waren scharf und dünn genug, um die Farbe punktgenau ohne Einblutungen in die Haut zu bringen. Steinwerkzeuge, Zähne und Klauen verletzten sie zu stark und Holznadeln mussten ständig geschärft werden. Nun könne bei kommenden Ausgrabungen gezielt nach solchen Tätowiernadeln gesucht werden, sagt Aaron Deter-Wolf. Er habe auch schon viele Kollegen kontaktiert, dass sie die Knochennadeln vorerst nicht mehr waschen sollen. Dann könnten sie hoffentlich auch die entsprechenden Pigmente wie Ockerverbindungen oder klassische Asche-Wasser-Mixturen nachweisen. Und später lässt sich vielleicht auch die Frage nach dem Ursprung der amerikanischen Tätowierkunst beantworten.
11. SUMMARY Karla Hustić
Tattooing in prehistory and contribution to it’s detection in Vučedol Culture
Practice of tattooing is widely known throughout space and time which shows it's important role in everyday life of many societies. Etnographic texts inform us about meanings, techniques, marking of social diferentiation, designs that are often captured as picture or photograph and are often seen on other objects of same culture. Archaeological finds of beautified bodies are sadly very rare due to perishable nature of human skin. Other information can be attained through Antique literary works or anthropomorphic depiction mainly through figurines. These make the only body od evidence in present studies of tattooing in prehistory, where in my opinion there is one far more frequent and largely unattended – tattooing tool. It can be made from many materials but in archaeological context those made of bone are most likely to be found. Moreover it's forms are variable so in my research I focused on one plain needle without handle. Comparison with etnographic materials shows that one tool can be used for many activities so use-wear analysis is essential for detecting the one that it served for. That is not possible without existing tool wear data base made with experimental and replicative research. Just few of the activities are more deeply studied so scientists unfortunately put bone tools in few categories arbitrarely (i.e. without further examination). My research has hopefully enriched our way of thinking about prehistoric societies and emphasised importancy of body as communicational medium. People of Vučedol Culture used symbolism at large to bespeak their own world views in rituals as well as in everyday life. Pronounced symbolic embedment seen on preserved artifacts implies possibility of such embedment on bodies that will maybe be confirmed in future studies such as bone tools examination wherefore this research will be helpfull. key words: tattooing, tattoo tool, use-wear analysis, experimental archaeology, replicative studies, Vučedol Culture
Nazca figurine, 180 BC - 500 AD, with probable tattooed arms (facial marks may be body paint or just a stylized artistic detail). From the Art Institute of Chicago's relatively new Americas installation. tattoohistorian.com
Wer gefürchtet seyn will, muss diejenigen wieder fürchten, denen er fürchterlich ist. Zum Beyspiele: von welcher grausamen Furcht, muß nicht der ältere Dionysiuß gequält worden seyn, er, der sich die Haare mit einer Kohle absengte, um sich nicht dem Scheermesser seines Barbiers anzuvertrauen? In welcher Gemüthsfassung mag wohl Alexander, der Tirann von Pherä, seine Tage zugebracht haben: wenn die Erzählung wahr ist, daß, ohnerachtet er seine Gemahlinn Thebe sehr liebte, er doch nie zu ihr, des Abends ins Schlafzimmer gieng, ohne einen fremden und noch dazu einen gebrandmarkten Knecht *), [b]mit bloßem Schwerte vor sich hertreten zu lassen; und ohne einige von seiner Leibwache voraus geschickt zu haben, welche die Schränke der Dame durchsuchen, und sich davon versichern mußten, daß kein Gewehr in ihren Kleidern versteckt sey. Unglücklicher Mann, der seiner Gemahlin weniger trauen dürfte, als einem Barbar und einem Gebrandmarkten! - Der Ausgang hat bewiesen, wie viel Ursache er dazu hatte. Denn eben von seiner Gemahlinn, die ihn wegen einer Untreue im Verdacht hatte, ist er zuletzt umgebracht worden.
*) Daß Cicero durch die Beschreibung, die er von diesem Knecht macht, das Vertrauen, welches Alexander zu demselben hatte, noch auffallender darstellen will, ist unverkennbar. Daß stigmatias und compunctus noris Threiceis, einen bedeutet, dem Figuren in die Haut geritzt, und eingebrannt oder eingeätzt worden sind, daß die dauerhaft bleiben, dieß ist eben so unstreitig. Aber darüber sind die Meynungen getheilt, ob dieß Brandmarken sind, die dem Knechte, wegen begangner Verbrechen, als eine Strafe aufgedrückt worden, oder ob es Zierrathen sind, mit denen seine Landsleute bey der halbwilden Nation, aus der er herstammte, ihn haben verschönern wollen. Denn die nämliche Sitte, welche wir noch jetzt bey den Wilden finden, daß sie sich allerhand Figuren in die Haut stechen, und mit gewissen Farbe Materialien einreiben, um sie sichtbarer zu machen, eben dieselbe herrschte schon damals unter den Nationen, die sich auf gleicher Stufe der Cultur befanden . Beyde Erklärungen passen in den Zusammenhang. Denn einen gebranntmarkten Bösewicht mehr zu trauen als seiner Gemahlinn, zeigt gewiß den höchsten Grad argwönischer Furcht vor den Seinigen an. Und einen halb wilden, schauderhaft entstellten Menschen, dessen Gesicht die Merkmale seines barbarischen Ursprungs trägt, zu seinem Beschützer gegen seine Ehegattinn zu wählen, macht einen gleich auf anffallenden Contrast. Doch das erstere ist der Absicht, warum dieser Umstand gemeldet wird, noch gemäßer. Den der Mensch vom schreckhaftesten Ansehn, kann doch treu und ergeben worden seyn. Aber einem erkannten und ausgezeichneten Bösewicht zu trauen, ist nur in außerordentlichen Umständen möglich. Hingegen hat die andere Auslegung den Ausdruck notis Threiciis compunctus für sich, von welchem man nicht sieht, wie er auf das Brandmarken als eine Strafe passen könne, die der Thracischen Nation nicht besonders eigen war, und welcher hingegen auf die in die Haut punktierten Figuren vollformen paßt, es sey, daß der Knecht selbst ein Thracier war, (aus welcher damals noch sehr rohen Nation die Griechischen Tyrannen oft die Follzieher ihrer Criminal§Urtheile hernahmen) es sey, daß dadurch nur die Art dieser punktirten Figuren angedeutet werden soll, welche dieser Knecht so hatte, wie sie unter den Thracischen Völkerschaften gewöhnlich waren. Ich habe den ersten Ausdruck stehen lassen, weil er fürter und vollkommen zweckmäßig ist.
Abhandlung über die menschlichen Pflichten in drei Büchern, De officiis („Über die Pflichten“) 44 v. Chr., von Marcus Tullius Cicero, Übersetzt von Christian Garve, Breslau 1792. Seite 118-119. Buch 2.