von MissesNextMatch » 02.09.2013 1:49
So richtig blöde Sprüche musste ich bisher zum Glück noch nicht kontern. Bis vor ziemlich genau einen Monat gab es kaum Kommentare von Fremden. Eine ältere Dame mit sicher annähernd 100 Jahren auf dem Buckel meinte mal in der U-Bahn, dass das für die Ewigkeit sei. Da das zu diesem Zeitpunkt so ziemlich die erste Reaktion außerhalb des Bekanntenkreises war, wusste ich erst gar nicht, was sie von mir wollte. Daraus hat sich dann im weiteren Verlauf ein angenehmer Smalltalk entwickelt. Also wirklich nichts Blödes.
Die Eltern waren (natürlich) nicht begeistert, haben sich aber mit negativen Bemerkungen zurückgehalten. Meine Mutter hat inzwischen sogar durchblicken lassen, dass sie die Tätowierungen doch ganz schön finden würde. Die negativste Bemerkung war der relativ harmlose Kommentar der Schwiegermutter in spe, die zum Besten gab, dass es einem eben gefallen müsse. Das war zwar deutlich negativ konnotiert, entspricht aber natürlich schon der Wahrheit.
Was sich vor einem Monat geändert hat, ist der Stadtteil. Von einem eher beschaulichen Stadtteil am Rande der City ging's ins Frankfurter Bahnhofsviertel mitten ins Rotlichtmilieu. Erwartet hatte ich, dass ich zwischen Huren, Junkies und Dealern auch mit dem bisschen Farbe nicht weiter auffallen würde. Das Gegenteil ist der Fall. Seit dem Umzug kommen mehr oder weniger jeden Tag Bemerkungen.
Highlight war bisher ein Typ (2 m, 150 kg, 1 kg Gold im Mund), der mir kommentarlos den Weg versperrt und 5-7 seiner Kumpels ausm Imbiss gerufen hat, um denen und mir dann mitzuteilen, wie geil er meine Schienbeine fände. Ich hatte einen Kumpel im Schlepptau, dem ich gerade erst ein paar Minuten vorher davon überzeugt hatte, dass das BHV nicht so schlimm wie sein Ruf sei, sofern man ein paar Verhaltensregeln beherzigt. Für einige Sekunden hatte ich befürchtet, dass diese Situation meine Bemühungen unwiderruflich zunichtemachen würde. Auch nicht schlecht war eine Animierfrau einer Tabledance Bar, die mich direkt auf die Tattoos angesprochen hat. In der Situation war ich auf dem Rückweg, nachdem ich eine Freundin kurz zu ihrer Bahn gebracht hatte, und hatte nur eine Trainingshose ohne Hosentaschen an. Im Vorbeilaufen habe ich darauf hingewiesen, dass ich an diesem Abend wohl nicht zur Zielgruppe gehören würde und habe dabei meine taschenlosen Hosen in den Vordergrund gerückt. Wenn es um Koberer oder Animierfrauen geht, die einen in irgendwelche dubiosen Kaschemmen locken wollen, ist es in der Regel äußerst hilfreich, wenn man zweifelsfrei seine Mittellosigkeit demonstrieren kann. Das Mädchen ist mir dann trotzdem noch bis zur nächsten Kreuzung gefolgt und hat nicht aufgegeben, bevor ich ihr gesagt habe, wer der Urheber sei.
Was Negatives kam auch im BHV bisher nicht. Wie deutlich die Häufigkeit der Kommentare zugenommen hat, hat mich aber doch stark überrascht, da ich das Gegenteil erwartet hatte.