Tätowierer- Scratcher- Job- was los?

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Tätowierer- Scratcher- Job- was los?

Beitragvon Lexandro_O » 16.09.2013 13:31

Hi,

kann mir mal einer erzählen was hier abgeht?

Ich versteh nur noch Bahnhof. Was ist mit der eigentlichen Tattoo Szene los?

Was versteht ihr unter "Die Kunst des Tätowierens"?

Ihr macht ja hier aus Kunst einen Beruf!?!? Warum? Wieso?

Natürlich verstehe ich, dass das tätowieren an sich nicht von alleine kommt, aber das klingt alles nur noch kommerziell...

Müsst ihr nur noch eure Rechnungen bezahlen und macht deshalb eure Studios auf? Künstler sind doch keine Maschinen, die im Studio auf Kundschaft warten und das abc tätowieren?!?!

Sorry, aber ich muss das mal loswerden... ich interressiere mich, dank meinem Onkel (der Tätowierer ist) schon sehr lange für Tattoos. Aber die Inuiten oder Mauris und Ägypter saßen doch auch nich im Studio :D (auch wenn es dort eine andere Bedeutetung war zu tätowieren)

Gruß

P.S. ich möchte hiermit niemanden angreifen!! Es sind ernstgemeinte Fragen. Vielleicht hat sich ja in einigen Jahren vieles Verändert oder so... aber ich bin richtig erschrocken.....
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Re: Tätowierer- Scratcher- Job- was los?

Beitragvon rotbaer » 16.09.2013 13:37

Was hier abgeht ist ganz einfach: eine enorme Qualitätssteigerung der Tattoos in den letzten paar Jahrzehnten mit gewachsenen Ansprüchen des Publikums.

Ansonsten verstehe ich die Frage(?) nicht. :?
Ich ironiere so lange bis ich einen Sarkasmus bekomme!
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Re: Tätowierer- Scratcher- Job- was los?

Beitragvon Buddha_Eyes » 16.09.2013 13:54

Den Beitrag habe ich jetzt auch nicht gerafft...
Soll das jetzt der Versuch sein, den Küchenscratcher zum eigentlichen "wahren" Künstler zu erheben??? :shock:
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Tätowierer- Scratcher- Job- was los?

Beitragvon Lexandro_O » 16.09.2013 14:13

Sorry, den scratcher im thema kann man raus nehmen... War blöd formuliert.

Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, damit es alle verstehen bzw nicht missverstehen.

Ich versuchs mal mit einem Beispiel aus meinem Beruf.

Nicht jeder gute technischer zeichner ist zugleich ein guter dreher/fräser. Klar muss er die grundlagen wissen, aber nur weil er toll technisch zeichnen kann, kann er nich gleich toll drehen/fräsen.

Im gegenteil, viele von denen werden nie ein guter dreher/fräser, weil sie sich nicht mit den maschinen auskennen.

Und wie siehts aus mit der Kunst? Was versteht ihr unter der Kunst des Tätowierens?

Und war es nicht immer so, dass sich ein Künstler seine Leinwand aussucht? Und nicht dass die Leinwand mit seiner eigenen Vorlage vorbei kommt?


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Re: Tätowierer- Scratcher- Job- was los?

Beitragvon rockkat » 16.09.2013 14:22

es gibt doch in allen bereichen der kunst leute die nicht nur ihre eigenen ideen verwirklichen sonder auch auftragsarbeiten durchführen?!

ansonsten versteh ich grad nicht was du mit deinem post sagen willst
nigs
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Re: Tätowierer- Scratcher- Job- was los?

Beitragvon Lexandro_O » 16.09.2013 14:24

Ich will nichts sagen... ich habe was gefragt :D

Natürlich machen ein paar "Leute" auftragsarbeiten... aber in der Tattoo "Szene" gehts ja hauptsächlich nur noch darum...
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Re: Tätowierer- Scratcher- Job- was los?

Beitragvon HD310 » 16.09.2013 14:45

Es gibt sicherlich auch noch die Tätowierer, die sich mehr oder weniger als klassische Künstler verstehen und daher dem Kunden bei der Gestaltung wenig bis garkein Mitspracherecht einräumen.

Dennoch muss die "Leinwand" in diesem Fall zum Künstler kommen - er wird sie nicht wie der Maler im Geschäft kaufen können.

Und auch diese Künstler arbeiten dann in einem Studio und nicht mehr irgendwo in einem schummerigen Kämmerchen.
Die Ansprüche, die der Kunde an ein "Werk" hat, mit dem er nunmal sein Leben lang rumlaufen muss und dafür auch noch einen Haufen Geld auf den Tisch legt, haben sich im Laufe der letzten Jahre verändert. Auch aufgrund der Tatsache, dass technisch mittlerweile einfach viel mehr möglich ist, als noch zu Zeiten, als auf Deck mit Nadel, Faden und Aschenbecher tätowiert wurde - um es überspitzt auszudrücken.

Ansonsten dürften in der Vergangenheit auch viele großartige Werke der Kunst aus Auftragsarbeiten hervorgegangen sein.
Michelangelo wird sich beispielsweise kaum unbemerkt für ein paar Jahre in der Sixtinischen Kapelle verbarrikadiert haben, um das Deckenfresco zu malen.
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Re: Tätowierer- Scratcher- Job- was los?

Beitragvon monkima » 16.09.2013 14:49

Und früher war es anders ?
Was war anders ?

Nach meinem Wissen, hat man früher hauptsächlich Arbeiten aus dem Katalog gemacht....
.....heute kommt der Kund mit einem Wunsch und der Künstler setzt das Gewünschte um....einige erstellen vorher Zeichnungen, andere zeichnen direkt auf die Haut und wieder andere erstellen digitale Kunstwerke......

Meiner Meinung nach, sind wir heute viel näher an der Kunst dran, als zu der Zeit, als die Bildchen alle an der Wand hingen.
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Tätowierer- Scratcher- Job- was los?

Beitragvon upsidedown » 16.09.2013 14:53

@TE: So ein verdrehter Quark. Künstler - wenn wir unbedingt dieses Wort handeln wollen - waren in der Geschichte schon immer abhängig von Unterstützung und Auftrag. Und Fähigkeit geht mit Übung Hand in Hand. Insofern ist stetige Praxis unabdingbar. Für einen Tätowierer liegt der notwendige Praxisanteil in einem Zeitrahmen der es notwendig macht, dich daraus auch finanzieren zu können.

Und am Ende liegt es bei einem jeden selber, wie weit er mit seiner handwerklichen, vor allem aber mit seiner Entwurfsqualität sich eine Klientel heranziehen kann, die sich mehr auf seine Kunst als auf ihren Wunsch konzentriert.

Aber die Frage lässt sich einfacher beantworten: Tätowieren war schon lange vor allem ein Geschäft und bewegt sich erst seit einigen Jahren den angesprochenen Pfaden .
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Re: Tätowierer- Scratcher- Job- was los?

Beitragvon Lexandro_O » 16.09.2013 14:58

Jawoll... das war eine gute Antwort...

Zitat:"Es gibt sicherlich auch noch die Tätowierer, die sich mehr oder weniger als klassische Künstler verstehen und daher dem Kunden bei der Gestaltung wenig bis garkein Mitspracherecht einräumen."

Aber nur diese sind die waren Künstler oder nicht? Und wieso gibt es nur noch so wenige?? Wegen den Kundenansprüchen? Oder was?

Aber Angelos Hintergedanke war jedoch ein anderer. Er wollte seine Kunst auf etwas außergewöhnlichem mitteilen. Er hat NICHT darauf gewartet bis jemand zu ihm kam und sagte: Mal uns de Kapelle ma schön :D

@monkima: Aber was bitte hat das was mit Kunst zu tun? Nur weil jemand den Kundenwunsch umsetzen kann?

Wirklich Leute, das ist nicht böse gemeint. Mich interesiert es nur! Hier in diesem Forum hört man ja (fast) nur schlechtes über Tätowierer... und über die "Scratcher". Wobei ich einige gute Tätowierer kenne, die mit dem Scratchen auch mal begonnen haben. Ich sag nur, Nadel heiß machen und in Füllertinte tauchen :D :D
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Re: Tätowierer- Scratcher- Job- was los?

Beitragvon fafnir » 16.09.2013 14:58

HD310 hat geschrieben:Michelangelo wird sich beispielsweise kaum unbemerkt für ein paar Jahre in der Sixtinischen Kapelle verbarrikadiert haben, um das Deckenfresco zu malen.

nicht ganz aber fast. Er lies sich nie beobachten und hat sogar mal irgendwas nach dem Papst geworfen, als sich der hineinschlich :p

Zum Thema: ich glaube nicht, dass man die "Tätowierkunst" mit irgendeiner anderen Kunsform vergleichen kann. Weil es bei keiner anderen eine solche dreiecksbeziehung gibt zwischen Auftraggeber, Künstler und Leinwand. Darum vorsichtig mit üblichen Maßstäbe anzusätzen wie z.B. kommerz.

Lexandro_O hat geschrieben:
Aber Angelos Hintergedanke war jedoch ein anderer. Er wollte seine Kunst auf etwas außergewöhnlichem mitteilen. Er hat NICHT darauf gewartet bis jemand zu ihm kam und sagte: Mal uns de Kapelle ma schön :D

setzen sechs. Michelangelo hat den Auftrag aus Geldgier angenommen. Merkst was? :wink:
Kunst kommt von Können. Käme es von Wollen, so hieße sie Wulst.

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Re: Tätowierer- Scratcher- Job- was los?

Beitragvon Grinsekatz » 16.09.2013 15:25

Lexandro_O hat geschrieben:Hier in diesem Forum hört man ja (fast) nur schlechtes über Tätowierer... und über die "Scratcher".


Also wenn, dann gibt es hier Kommentare zu _schlechten_ Tattoowierern. Absichtlich macht man hier mMn niemanden runter?! Warum auch?

Das gilt nur eben nicht für Scratcher. Die haben es faktisch mMn auch nicht anders verdient.. Mal davon abgesehen, will man lediglich vermeiden, dass die Personen noch mehr Zulauf bekommen und weiter Gurken fabrizieren.
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Tätowierer- Scratcher- Job- was los?

Beitragvon Lexandro_O » 16.09.2013 15:42

fafnir hat geschrieben:
Lexandro_O hat geschrieben:
Aber Angelos Hintergedanke war jedoch ein anderer. Er wollte seine Kunst auf etwas außergewöhnlichem mitteilen. Er hat NICHT darauf gewartet bis jemand zu ihm kam und sagte: Mal uns de Kapelle ma schön :D

setzen sechs. Michelangelo hat den Auftrag aus Geldgier angenommen. Merkst was? :wink:


Hier mal ein kleiner auszug aus wiki...

Inzwischen war der Künstler nach der Beendung seiner Arbeit seinem versöhnten Meister nach Rom zurückgefolgt. Hier erwartete ihn jedoch nicht die Weiterführung des päpstlichen Grabmals, sondern die Ausführung einiger Malereien in der Sixtinischen Kapelle, die vor seiner Abreise in Frage gestellt worden war. Er behauptete immer, die Malerei sei nicht sein Geschäft; er war sich der Hoffnungen seiner Feinde bewusst, dass eine große Unternehmung in Freskomalerei seine Fähigkeiten übersteigen würde; und er ging das Projekt mit Bedenken und Widerwillen an. Tatsächlich ist dieses ihm aufgedrängte Werk bis heute sein wichtigster Ruhmestitel geworden.

Nehm ich zurück, dass er nicht so viel aus aufträgen gemacht hat, aber das er aus geldgier die kapelle bemahlt hat wusste ich auch nicht.

Und was soll dieses "merkste was"? Ich hoffe das war ironisch gemeint.

Und die scratcher kenn ich nur zu gut. Mein onkel muss auch immer viel verhunstes covern. Darüber brauchen wir uns nich unterhalten :D war ja auch nich die eigentliche Frage.

Mir gings mehr um die so viel beredete Kunst hier.

Also fasse ich das mal zusammen... Und korriegiert mich wenn ich falsch liege.

Die kunst des tätowierens ist die, eine vorlage/wunsch oder ähnliches einem kunden qualitativ hoch umzusetzen und das in seiner für ihn künstlerischen darstellung... Also in seinem stil oder wie man es nennen mag?


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Re: Tätowierer- Scratcher- Job- was los?

Beitragvon Buddha_Eyes » 16.09.2013 15:53

Ich glaube, da wäre erst einmal ein wenig Begrifflichkeit zu klären:
Der Begriff "Kunst" ist ja nun einmal nur sehr schwer zu definieren - da haben sich schon ne ganze Menge Leute mehr oder weniger erfolgreich dran versucht.
Dasselbe gilt für die Frage, ob und ab wann Tätowierungen Kunst sind. Nicht zuletzt ist da ja sogar das Selbstverständnis der jeweiligen Tätowierer sehr unterschiedlich ausgeprägt. Ich kenne einige, die ich sogar als Künstler bezeichnen würde (und das sind nur wenige Tätowierer), die das selbst aber für sich nicht unterschreiben (bzw brüsk zurückweisen) würden. Dasselbe gibt es natürlich (und wohl häufiger) auch umgekehrt.
Man kann sich ja mal mit der Urteil des BSG zu der Frage beschäftigen, ob Tätowierer an der Künstlersozialkasse partizipieren können (bzw. müssen). Da kann man sehr schön lesen, wie schwer das fällt, zu dem Thema ne endgültige befriedigende Antwort zu finden.

Sicherlich ist Tätowieren heute viel mehr als "nur" Flashs von der Wand zu nehmen und "abzupausen" - aber ab wann das dann in Kunst umschlägt, wird sich so richtig trennscharf wohl kaum feststellen lassen.
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Tätowierer- Scratcher- Job- was los?

Beitragvon Lexandro_O » 16.09.2013 16:07

Schön erklärt. Da hasst du recht.

Im auge eines jeden ist Kunst etwas anderes. Mein onkel kann zum beispiel nich wirklich gut frei aus der Hand etwas malen. Aber wenn er eine vorlage vom kunden bekommt, dann ändert er sie um. So wie er die vorlage interpretieren würde. Und da kommt es manchmal auch vor, dass aus 4 vorlagen eine wird, die dann tätowiert wird.

Und da stellte sich mir halt die frage wie ihr über die kunst des tätowierens denkt?

Aber danke euch!! Hat mich schon hintergründlich weitergebracht ;)


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