Trueness.

Allgemeines zum Thema Tattoo

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Re: Trueness.

Beitragvon MissesNextMatch » 28.03.2013 11:25

Ich hatte das schon in einem anderen Thema zum Besten gegeben, aber hier passt es eigentlich besser rein.

Ich bin der Meinung, dass die Entscheidung, ob man mit einem Motiv ausreichend verbinden kann, um es sich lebenslänglich in die Haut stechen zu lassen, nur jeder für sich ganz alleine treffen kann. Als Außenstehender solch eine Entscheidung dann zu bewerten ist IMHO anmaßend.

Dasselbe gilt für die Platzierung. Ich persönlich habe mich dazu entschieden, erstmal mit Beinen und Armen anzufangen, um dann im zweiten Schritt die ganz großen Flächen (Back- bzw. Frontpiece) anzugehen und dabei vorerst alle sichtbaren Stellen auszulassen (Unterarme zähle ich im Gegensatz zu manch anderen aber beispielsweise nicht dazu), aber wer bin ich denn, darüber zu urteilen, wenn jemand Hände oder Hals schon mit seiner 2. oder 3. Tätowierung angeht?

Wer das macht, braucht sich meinem Erachten nach auch nicht darüber zu beklagen, wenn er von Untätowierten entsprechend selbst Unverständnis zu spüren bekommt.
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Re: Trueness.

Beitragvon Kontrakreativ » 28.03.2013 15:26

MissesNextMatch hat geschrieben:Ich bin der Meinung, dass die Entscheidung, ob man mit einem Motiv ausreichend verbinden kann, um es sich lebenslänglich in die Haut stechen zu lassen, nur jeder für sich ganz alleine treffen kann. Als Außenstehender solch eine Entscheidung dann zu bewerten ist IMHO anmaßend.


An und für sich sind das ja zwei interessante Gedanken. Allerdings sind beide zirkelschlüssig.

Der erste Gedanke ist insoweit unstimmig als das eine “Träger-Motiv-Verbindung” bereits als Teil des Entscheidungsprozesses zur Tätowierung gesehen und nur durch ein “ausreichend” relativiert wird. Es geht mir aber nicht (nur) um die Frage, wann ein bestimmtes Maß an Auseinandersetzung erreicht ist, sondern ob diese Außeinandersetzung überhaupt stattfindet.
Ich bin beispielsweise bei den Seefahrermotiven genau der Meinung von kiesgrube. Man muss natürlich nicht zwangsweise zur See gefahren sein, um sich einen Anker stechen zu lassen. Aber die Frage nach einem Bezug überhaupt kann man doch schon als Maßstab anlegen. Das passiert aber in “hauptsache tätowiert”-Fällen nicht. Um das mal zu übertragen:

Wenn sich jemand bei H&M ein Guns & Roses Tshirt kauft, und das trägt, ohne ein einziges Lied der Gruppe zu kennen; einfach weil er oder sie es cool findet. Bitte. Aber ich kann das doch auch oberflächlich oder sonstwie finden.

Und natürlich kann ich mich dann auch auf den Standpunkt stellen, dass Bewertungen von anderen generell und immer anmaßend sind. Für mich eine grundsolide Position. Aber erstens ist das selbstwidersprüchlich, weil eben das (Nicht-)Bewerten bewertet wird; zweitens ist das ganze eben zutiefst menschlich. Ich bewerte ja auch im Privatleben ständig und ohne das ich dies möchte. Meistens sage ich bestimmte Sachen dann eben einfach nicht, oder wundere mich über die Gedanken, die mir so kommen. Aber das Problem einfach wegzuwischen ändert ja nichts daran, dass man sich dann doch dabei erwischt, wie man den Chinastempel-Träger abstempelt.

Es geht mir zumindest ja auch nicht darum, hier zu einem bestimmten Ergebnis zu kommen, andere Abzuwerten oder sonstwas. Ich will nur bestimmte Gedanken oder Empfindungen mit anderen vergleichen :) Und die Leute, die sich auf ein Forum wie dieses begeben, haben doch per se schon eine gewisse Außeinandersetzung mit der Materie vollzogen.
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Trueness.

Beitragvon mfux » 28.03.2013 16:40

Wenn ich mir die Studios um mich herum so anschau, bin ich mir sicher, mehr "Tattoo zu leben" als die jeweiligen Besitzer/Tattooartists zusammen....
Ohne jemals ein Tattoo gestochen zu haben, eine Tattoo-Gun auf meiner Haut zu tragen, noch sonstwas professionelles vorweisen zu können.
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Re: Trueness.

Beitragvon MissesNextMatch » 28.03.2013 23:12

Wenn sich jemand bestimmte Motive wirklich nur als reinen Körperschmuck tätowieren lässt, ist das für mich völlig in Ordnung. Das macht denjenigen für mich nicht automatisch zu einem oberflächlichen Menschen. Solange es nicht um Motive geht, die mir, wie z.B. die White-Power-Faust, völlig gegen den Strich gehen, ist es für mich schlichtweg egal, was wer wo tätowiert hat. Ich habe vor einer Person, die einen atemberaubenden Bodysuit von Horiyoshi III verpasst bekommen hat, erstmal keinen Funken mehr oder weniger Respekt als vor einer anderen Person, die mit gurkigen Tribals und Letterings aus irgendeinem Wohnzimmer übersät ist.

Mir genügt schon ein Blick auf meinen eigenen Verlauf, um zu erkennen, dass bei dieser Sache der Zufall eine durchaus gewichtige Rolle spielt. Wenn bei mir in der Vergangenheit nur ein paar auf den ersten Blick unbedeutende Dinge etwas anders abgelaufen wären, hätte ich eventuell schon mit 18 Jahren damit begonnen, mich unter die Nadel zu legen. Wenn ich an meinen damaligen Wissensstand im Bezug auf Tätowierungen zurückdenke, brauche ich nicht viel Fantasie, um mir auszumalen, dass ich jetzt ziemlich viel "Müll" und Motive, mit denen ich heute weniger assoziieren könnte, auf mir herumtragen würde. Dennoch wäre ich heute höchstwahrscheinlich kein anderer Mensch.
Zuletzt geändert von MissesNextMatch am 28.03.2013 23:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Trueness.

Beitragvon METAHOLIC » 28.03.2013 23:32

:!: So "true"!!!
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Re: Trueness.

Beitragvon HD310 » 28.03.2013 23:45

Ich tue mich mit dem Trueness-Kram insgesamt schwer. Egal, ob es dabei um die Motivwahl geht, die Platzierung, oder die Größe.

Klar, die Leute, die hier angemeldet sind und sich intensiver mit der Materie befassen, entwickeln einen differenzierteren Blick, was diese Faktoren angeht. Setzen sich meist auch wesentlich stärker mit diesen Dingen auseinander. Was natürlich auch oft daraus resultiert, dass man wesentlich weiter im Voraus plant. Man macht sich halt schon Gedanken, ob Motiv X in ein mögliches Projekt, das schon im Kopf besteht und in Zukunft realisiert wird, eingebunden werden kann.

Das ist aber ein Gedankenkonstrukt und Denkprozess, den lange nicht jeder für sich in Betracht zieht. Wir alle haben sicherlich schon 500 Rosen auf dem Schulterblatt gesehen, 500 Anker auf dem Arm, etc. Von den Rosenträgern wird nur die Minderheit etwas mit Blumen am Hut haben und von den 500 Anker-Trägern werden sicherlich 30% von Seekrankheit geplagt sein und nie ein Schiff betreten haben.
Warum sollte ich aber diesen Leuten ihr Tattoo absprechen, dass zu 99% aus dem Grund "Weil es mir halt gefällt." gestochen sein dürfte?
Genau dieser Punkt wird in dieser Diskussion aber völlig unbeleuchtet gelassen.

Es wurde das G'n'R-Shirt angesprochen, das man durchgehen ließe. Warum geht man so auch nicht mit einem Tattoo um? Das Motiv hat einfach gefallen und deshalb wurde das Shirt gekauft, oder das Tattoo gestochen.

Wenn jemand rumlaufen möchte, wie Malermeister Klecksel, dann sei ihm das doch zugebilligt. Ich muss es nicht schön finden. Ich muss mich damit nicht identifizieren, ich kann es mir angucken, kann mir denken "Wow - Geil!" oder "Wow - Was für 'ne Gurke!". Aber warum sollte ich meine Maßstäbe an sein Verständnis anlegen? Ungefragt! Und mir dann auch noch darüber Gedanken machen, ob das Motiv für den Träger angemessen ist?

Ein Arbeitskollege von mir würde diese Diskussion mit "Das ist absolutes Hirn-Blah *pffrrr*" verlassen.
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Re: Trueness.

Beitragvon Macavity » 03.04.2013 7:23

Kontrakreativ hat geschrieben:Man muss natürlich nicht zwangsweise zur See gefahren sein, um sich einen Anker stechen zu lassen. Aber die Frage nach einem Bezug überhaupt kann man doch schon als Maßstab anlegen.


Wieso ist "mir gefällt das Anker-Motiv" eigentlich nicht Maßstab genug? Ich mein, darf ja jeder für sich selbst entscheiden, aber ist es nicht ein bisschen albern, zu jedem Motiv einen Bezug zu fordern?
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Re: Trueness.

Beitragvon METAHOLIC » 06.07.2013 10:11

Da hat sich wohl ein gewisser Herr am 2012er Leitbild orientiert... :lol:

Siehe:
Leitbild 2012.jpg
Leitbild 2012.jpg (54.59 KiB) 3495-mal betrachtet

Umsetzung 2012.jpg
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Beitragvon CherryBlossom » 06.07.2013 11:18

Nicht nur bei dem Herrn, machen viele Damen in der Model-Szene auch gern ;)
"Man muss den Menschen vor allem nach seinen
Lastern beurteilen. Tugenden können vorgetäuscht sein.
Laster sind echt." Klaus Kinski
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Re: Trueness.

Beitragvon LÖö » 06.07.2013 11:26

Das sieht schon fast grotesk aus...
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