Vorlage abändern - so eine unmögliche Bitte?

[African_Savannah]

Hallo Foris!

Ich habe gestern mit meiner Cousine telefoniert. Sie wollte ein Tattoo haben, in dem neben ein paar Blumen ein Frauenkopf, den man von der Seite sieht, die Hauptrolle spielen sollte. Mit ihrem Anliegen ist sie zum Tätowierer gestapft, er hat ihr etwas gezeichnet und nun sollte sie vorbeischauen, da die Zeichnung fertig war - zum Angucken und um einen festen Termin zum Stechen auszumachen.
Sie war mit der Zeichnung größtenteils zufrieden, fand auch den oberen Teil (Augen- und Nasenpartie) des Frauenkopfes toll, nur die Mundpartie gefiel ihr nicht. Sie sagt die hat sie an eine Kollegin erinnert, das sie auf den Tod nicht ausstehen kann und so ähnlich -nur sachlicher verpackt- hat sie es auch dem Tätowierer gesagt.
Der ist daraufhin wohl ziemlich angepisst gewesen, soll sie recht laut gefragt haben, ob sie ihn verarschen will und entweder sie nimmt die Vorlage so an oder sie kann sich ein anderes Studio suchen, denn überarbeiten wird er sie garantiert nicht, nur weil sie sich etwas einbildet (bezogen auf den Mund der Kollegin). Ums finanzielle ging es dabei gar nicht, die investierten Stunden hätte meine Cousine bezahlt und das soll sie ihm auch gesagt haben.

Findet ihr die Reaktion von ihm angemessen? Reagieren viele Tätowierer im Bezug auf ihre Zeichnungen so?
Ich finde das in diesem Fall etwas unangebracht, künstlerischer Stolz hin oder her, der Frauenkopf steht ja nun mal im Mittelpunkt und wenn ich jedes mal, wenn ich ihn ansehe an eine Person denken muss, die ich nicht leiden kann, würde mir das ganze Tattoo nicht gefallen.
Ich muss dazu sagen, ich war nicht persönlich bei dem Gespräch dabei, aber meine Cousine ist eigentlich ein Typ, der sowas freundlich und sachlich rüberbringt, und weder geizig ist oder drängelt.

War die Überarbeitung jetzt tatsächlich eine so unangemessene Bitte?

[dunkelbunt]

Nein. Und nun würde ich mir an ihrer Stelle ein anderes Studio suchen...

[rockkat]

ich find da gar nix unmöglich, wenn mir die vorlage nicht gefällt erwarte ich das die abgeändert wird. seh das in deiner frage auch nur als kleine änderung, er soll ja keine neue machen. warum das sein soll, kann dem inker doch egal sein. es wär anders wenn er sagt dass, das tattoo unter der änderung leiden würde (haltbarkeit z.b.) das ist ja wohl nicht der fall

[*Bambi*]

Sowas geht gar nicht... ich würde auf den Tätowierer hören und mir ein anderes Studio suchen

[Staubwolke]

Ich sehe das, wie meine Vorschreiberinnen. Der Kunde ist nunmal König und wenn der Tätowierer keine triftigen Gründe nennen kann, warum das nicht abgeändert werden sollte, dann erwarte ich, dass der Tätowierer auch auf meine Wünsche eingeht. Sollte mir ein Tätowierer so unfreundlich daher kommen, dann hätte der mich jedenfalls das letzte mal gesehen.

[zion]

gibts leider immer mehr solche praktiken. gerade bei der berliner fraktion habe ich solche sachen nun schon öfter gehört. das man sich mehr als künstler und eben nicht als dienstleister sieht. ich würd das auch nicht unterstützen da es meine haut ist und ich mit dem bildchen leben muss.

[serrox]

Sowas würde ich bei keinem Dienstleister akzeptieren. Künstler hin oder her, das Ding landet schliesslich auf dem Träger und das für eine -hoffnungsvollerweise- lange Zeit.

Ich erwarte von einem Tätowierer, dass er mich berät, wenn ich beispielsweise etwas an einer Stelle haben will, wo es einfach nicht gut aussehen würde. Auf der anderen Seit muss der Künstler akzeptieren wenn ich seine Vorlage nicht gut finde. Er muss das schliesslich "nur" tätowieren und sieht das dann nie wieder.

[DaMax]

Naja die Reaktion hört sich schon sehr arschig an, würd dann wahrscheinlich auch zu jemand anderen gehen. Wobei mich jetzt natürlich auch die Vorlage interessieren würde. Ich habe es schon erlebt, dass Tätowierer Änderungen abgelehnt haben und damit absolut recht hatten.

[sina]

Ich schließe mich den Meinungen hier an. Ein Tätowierer ist an sich immer noch ein Dienstleister. Wäre ja noch schöner, wenn das in jedem Beruf so wäre... Ha, da hätte ich ein tolles Leben.

Da würde ich als Grafik-Designerin ein Logo entwerfen nach den groben Wünschen des Kunden, gebs ihm dann, und wenns ihm nicht gefällt sag ich einfach "Pech gehabt, das bleibt jetzt so... Punkt, Aus, Fertig." Pah, da würde ich mir ne Menge Zeit ersparen mit Änderungen. Ich sollte mir das mal durch den Kopf gehen lassen...

Nee im Ernst, sowas geht gar nicht, eine Änderung nicht machen zu wollen.
Ich sehs ein, wenn ein ganz anderes Motiv dabei rauskommen soll, aber wenns nur drum geht eine Mundpartie zu verändern...

[thINK]

Wir erfahren hier gerade eine Geschichte aus zweiter Hand und ausschließlich aus Sicht des Kunden. Wenn diese Schilderung exakt den Sachverhalt wiederspiegelt, dann ist die Reaktion des Tätowierers überzogen gewesen.
ABER ich befürchte das es auch in diesem Fall mal wieder zwei Seiten gibt
Wir alle wissen definitiv nicht was sich wirklich abgespielt hat und selbst jene die das ganze sozusagen aus erster Hand erfahren haben, haben nur einen subjektiv gefärbten Bericht erhalten...

Ich kenne Kunden die beim gemeinsamen planen und skizzieren alle ihre Ideen auf den Tisch legen oder schildern und jedes Detail durchgesetzt haben wollen. Oftmals ist dann sehr viel Überzeugungsarbeit von mir notwendig wenn ich das ein oder andere Element zu Gunsten des Gesamtbildes vernachlässigen oder weg lassen will - was manchmal echt ein Kampf ist, da der Kunde "natürlich ganz genau weiß was er will und warum..." Wenn man sich dann nach so einem "Kampf" auf ein design geeinigt hat und das dann ausarbeitet wie besprochen, dann stößt einem dann der erneute Änderungswusch seitens des Kunden schon mal sauer auf. Zumal es auch noch die sorte Kunden gibt die etwas geändert haben wollen nur damit etwas geändert ist Wenn die dann noch aus der "Kunde ist König" - Schublade kommen und mir dann noch erzählen das ich "nur" Dienstleister bin und ich ja schließlich dafür bezahlt werde ihrem Wunsch zu entsprechen, dann passiert es auch mal das ich sojemandem zeige wo der Ausgang ist. Dienstleistung ja...Prostitution NEIN!

Wenn eine "Besprechung" oder Terminvereinbarung auf oben beschriebene Art und Weise eskaliert, dann hats im Vorfeld schon nicht gepasst...und da sollte man es dann auch bleiben lassen

Er muss das schliesslich "nur" tätowieren und sieht das dann nie wieder.

da unterstellst Du den Tätowierern eine ziemliche Oberflächlichkeit...warum sollten wir denn überhaupt beraten? Lass uns doch einfach grundsätzlich sagen:" Der Kunde ist König" und alles draufhacken was die Kundschaft will wohin sie es mag - hauptsache es wird bezahlt... alles andere kann uns doch scheiß egal sein... denk mal drüber nach

[sina]

Ja das ist klar, dass man, um etwas 100%ig beurteilen zu können, dabei gewesen sein muss, und sich beim Weitersagen immer wieder falsche Infos einmischen, oder wichtige Infos weggelassen werden können.

Aber selbst wenn man die ganze Interpretation und "aus 2ter Hand-Aussagen" weglässt und nur die Fakten hernimmt, die besagten, dass sich der Änderungswunsch nur auf eine etwas andere Mundpartie beschränkt hat, finde ich es trotzdem schon "frech" diese Änderung dann nicht durchführen zu wollen.

[thINK]

wenn man aber die Fakten gar nicht alle kennt?
Es könnte doch einen Grund gehabt haben warum der Tätowierer die Änderung verweigert und auf das daraus resultierende Geld verzichtet?!

[serrox]

Er muss das schliesslich "nur" tätowieren und sieht das dann nie wieder.

da unterstellst Du den Tätowierern eine ziemliche Oberflächlichkeit...warum sollten wir denn überhaupt beraten? Lass uns doch einfach grundsätzlich sagen:" Der Kunde ist König" und alles draufhacken was die Kundschaft will wohin sie es mag - hauptsache es wird bezahlt... alles andere kann uns doch scheiß egal sein... denk mal drüber nach

Aus dem Zusammenhang gerissen. Es ging dabei um speziell diesen Fall. Wenn es sich so abgespielt hat und der Künstler so drauf war, dann wird es sehr wahrscheinlich ähnlich sehen.

Mit ist schon klar und das setze ich bei den Tätowierern zu denen ich gehe auch voraus, dass sie sich in das Projekt hineinversetzen und das beste rausholen wollen, weil es Ihnen am Herzen liegt.

Mein Satz war keineswegs abfällig gegenüber allen Tätowierern gemeint. Falls das so rüberkam, mea culpa

[n8ght]

Man möge mich nicht falsch verstehen, da ich (gute) Tätowierer def. als Künstler ansehe!

Aber in diesem Fall geht es ja nicht um eine komplette Änderung der Vorlage. Auch das (Haupt?)Motiv bleibt. Es geht "nur" um die Mundpartie. Ich denke einem guten Tätowierer sollte es ein Leichtes sein durch z.B. leichtes Versetzen des Mundwinkels, "aufplustern" der Unterlippe o.ä. sofort ein anderes Bild/einen anderen Eindruck zu erschaffen. Sprich: die Positionierung des Gesamtbildes bleibt - somit würde eine Begründung wie "das ist aber genauso genau richtig an deinen Körper angepasst" entfallen. (ich spreche hier im Konjunktiv, da ich bei dem Gespräch ja nicht dabei war) Was für Begründungen gäbe es denn noch? Mir mag einfach keine plausible einfallen..... ...weswegen ich auch zu dem Schluß kommen würde, mich da letztlich nicht tätowieren zu lassen...

Just my 2 cents.

[African_Savannah]

Danke für eure Antworten!

Ja, wie gesagt, ich kenne natürlich auch nur die Version meiner Cousine und bin bei Geschichten aus zweiter Hand auch immer "vorsichtig", da diese meist -wenn auch unbewusst- eher subjektiv als objektiv beschrieben werden. Allerdings weiß ich in ihrem Fall, wie sie drauf ist und ich bin mir sicher, dass sie ihre Bitte wirklich freundlich formuliert hat und nicht als "Mein Gott, bist du doof, wie sieht das denn aus?!"-Aussage rübergebracht hat. Ebenso ist sie auch keine von denen "Ich will das perfekte Tattoo und zwar am besten noch gestern"-Mädels. Ansonsten könnte ich den Tätowierer ja verstehen, da hätte ich auch nicht viel anders reagiert, total egal, um was es geht.

ThINK, ich gebe dir grundsätzlich erstmal recht, nur ging es in diesem Fall wirklich nur um die Mundpartie, die sie anders haben wollte, nicht um irgendwelche Elemente, die nicht lang haltbar sind oder gegen die etwas anderes spricht. Es wäre schlussendlich bei dem gleichen Bild geblieben, nur dass man die Lippen verändern müsste oder Fältchen oder Schatten. Oder alles zusammen, aber eben nur minimal.
Ich meine, ich kenns von mir ja auch, dass ich bestimmte Formen/ Bilder/ Merkmale an Leuten oder Tieren mit anderen Menschen in Verbindung bringe. Ich würde auch keine negative Assoziation auf mir tragen mögen.

Kann denn da jetzt noch eine Rechnung ins Haus flattern? Sie sagt bisher musste sie nichts zahlen und gesagt hat er auch nichts weiter, außer sie so halbwegs aus dem Studio geworfen zu haben. Das Bild hat sie nicht mitbekommen.