Vielen Dank an den, der gerade meiner Meinung ist .
upsidedown hat geschrieben:Lernt Ihr sowas heute ernsthaft? Dann kann ein Matriachat nur durch die Überwindung eines Patriachates entstehen? Und ist nicht jede Gesellschaft grundsätzlich erstmal eine, die auf Bereicherung beruht? Feudalismus?
Ja. Meistens. Nein. Hä?
upsidedown hat geschrieben:In welchem Verfahren willst Du denn eine herrschende Gesellschaft umstoßen und neu definieren? Im Schleichverfahren? Wenn man nicht gerade auf anarchistische Denkmodelle steht, benötigt eine Gesellschaft nun mal Strukturen, insbesondere wenn sie vorher strukturiert war und Ziel der Revolution ist, ungerechte Strukturen abzulösen. Meistens werden ja auch mal son paar Besitzverhältnisse neu geklärt.
Der springende Punkt ist, dass – ausgehend von der materialistischen Geschichtsphilosophie – auf die feudale Gesellschaft die Bürgerliche folgt, auf die wiederum die kommunistische Gesellschaft folgt. Dies passiert nicht um ungerechte Strukturen abzulösen, sondern folgt notwendig aus der gesellschaftlichen Entwicklung, deren Trägerschaft (zuletzt) die Arbeiterklasse ist. Darauf bezog sich Strats Erklärung und das ist auch – soweit ersichtlich

- nicht seine Meinung.
Was den Teil mit der Anarchie betrifft verweise ich auf die Wortbedeutung: Anarchie bedeutet nicht Chaos und Strukturlosigkeit, sondern einfach nur Herrschaftslosigkeit.
upsidedown hat geschrieben:Auch heute... sososo, dazu diente also die lange Einleitung? Wir malen einen Heiligenschein um eine Theorie, die so wie jede andere Theorie am Menschen praktisch versagt, verschweigen die Verbrechen der kommunistischen Derivate und halten die NS-Zeit dagegen um später dazu zu kommen, dass "auch heute" eine Gleichsetzung nicht möglich ist?
Theorien versagen also grundsätzlich Praktisch und jeder, der sich gegen die Gleichsetzung von Nationalsozialismus und realexistierendem Sozialismus ausspricht, relativiert beide aneinander... Das perfide ist ja, dass die hier zugrundgegelegte Extremismustheorie im Grunde beides selbst macht: Praktisch versagen, verschleiern und gleichzeitig den Nationalsozialismus relativieren.
upsidedown hat geschrieben:Aufgabe vom Landesamt für Verfassungsschutz und dem kriminalpolizeilichen Staatsschutz nicht, Extremisten qualitativ zu unterscheiden und nach Gusto nicht oder etwas mehr zu verfolgen, sondern generell Gruppierungen zu verfolgen, deren Bestrebungen unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung widersprechen.
Hier liegt doch der Hase im Pfeffer. Natürlich ist es gewissermaßen legitim, dass die eine Auffassung sich gegen die andere stellt und umgekehrt; darauf will ich gar nicht hinaus. Springender Punkt ist hier das “unserer” FDGO. Das setzt nämlich eine Affirmation vorraus, die es so nicht gibt. Der politische Wille hinter der FDGO wird ausgeblendet, so eine bestimmte Staatspraxis legitimiert und eben dadurch die Verteidigung eines bestimmten Status Quo in einer bestimmten Lesart gegen wen auch immer erlaubt. Da ist es dann ganz egal, dass die Linke sich traditionell gegen den Kapitalismus und nicht gegen die Demokratie stellt; Letztere vielmehr ausbauen will. Dies widerstrebt einer konstruierten Mitte, die sich mit einer je eigenen Interpretation von homöopathischer Demokratie und verschleiertem Kapitalismus identifizieren und unter dem Mantel eines euphemischen Gründungsmythos gegen die ausgemachten Feinde agieren soll. Ob das jetzt die FDGO oder die Wehrhafte Demokratie ist bleibt dahingestellt, klar ist die Funktion.
Tevlak hat geschrieben:Dies ist nichts anderes als eine Verallgemeinerung als ob ich die These aufstellen würde: auf allen Demonstrationen gegen Rechts treten gewaltbereite Antifa Aktivisten auf und treten anonymisiert und entmenschlicht und vor allem bewaffnet, geschützt und häufig auch gewaltbereit auf. Schöne These, objektiv empirisch unbewiesen und klingt erstmal gut, Aussagewert gleich null!
Aha, und Vergallgemeinerungen haben keinen Aussagewert? Schöne These! Erstmal nimmt die Vergallgemeinerung ja ihren Ausgangspunkt von” objektiv empirischen” (was immer das auch ist) Gegebenheiten. Oder willst Du mir sagen, dass die Polizei auf Demonstrationen nicht bewaffnet und gepanzert ist? Die Gewaltbereitschaft gehört sogar zum Beruf, schließlich will man ja gerade, dass die Polizei eingreift (auch mit Gewalt), sollte es zu Gesetzesverstößen kommen. Anonymisiert sind sie auch, weil sie selbst mit Nummer immer nur als Funktion auftreten; nämlich als Staatsfunktion. Von daher nimmt auch die Wertung “entmenschlicht” vermutlich ihren Ausgangspunkt, weil der einzelne Beamte da eben nicht als Privatperson steht, sondern als Verkörperung des Staates, der Rechtsordnung, whatsoever. Wenn der Dich unrechtmäßig verdrischst verklagst du ja auch nicht Polizist Dimpfelmoser, sondern das Land/den Staat.
Das Paradoxe ist ja: Die Aussage hat ja wirklich kaum wert, weil das eben alles Common Sense ist; nur durch die beliebte unkritische Übertragen auf alle Beteiligten relativiert man die reale Situation auf einer Demonstration. Und die ist eben: Auf der einen Seite steht eine friedliche Demonstration zuzüglich der obligatorischen Chaoten, auf der anderen Seite eine professionell ausgebildete und bewaffnete Truppe, in Eskalations- wie Deeskalationsstrategien geschult.
Tevlak hat geschrieben:Machen Linksextreme und ich möchte das EXTREME hier betonen auch
Ja, natürlich muss das extrem hier betont werden. Das ist ja das Tertium Comperationis über das man vorgeblich vergleichen und relativieren kann. Es gibt die schöne demokratische Mitte der Gesellschaft und die extremen Ränder, wo die Probleme sind. Diese Denke – ich zitiere – “verharmlost Rassismus, Antisemitismus und andere Ungleichwertigkeitsideologien, die sich durch alle gesellschaftlichen Bereiche ziehen, oder blendet sie gänzlich aus. Zudem werden linke Gesellschaftskritik und antifaschistischer Widerstand mit dem Denken und Handeln von Nazis gleichgesetzt.” (
weiterlesen)
Tevlak hat geschrieben:wegen der Uniform als Feindbild wahrnehmen obwohl sie einen gar nicht näher kennen.
Was ist denn Deiner Meinung nach der Zweck einer Uni-form? Und um Vertreter der Staatsmacht zu kritisieren, muss ich nicht den Vertreter kennen, sondern den Staat.
Tevlak hat geschrieben:Das macht mich ein wenig sprachlos. Ich möchte dir aber folgende Literatur ans Herz legen
Aussagen wie diese machen mich sprachlos. Lies noch ein bisschen mehr, dann wirst Du schon die richtige Meinung bekommen. Für jemanden der so viel gelesen haben will ist das ein erstaunlich reflektierter Umgang; allein mit dem Extremismusbegriff, also quasi dem kleinen Einmaleins. Ich brauche nämlich gar nichts gelesen zu haben, um zu Aussagen zu kommen wie:
Tevlak hat geschrieben:Ob rechter oder linker Extremismus, beide Weltanschauungen sind meiner Ansicht nach nicht tolerierbar , da menschenverachtend und zu Antisemitismus neigen, bei den Rechten brauche ich das glaube ich nicht weiter belegen bei den Linken möchte ich auf die Untersuchungen von Samuel Salzborn und Thomas Haury verweisen, falls sich jemand mit dem Thema beschäftigen möchte.
Das ist genau das, was bei der Extremismustheorie am Ende immer rauskommt: Die gesellschaftliche “Mitte” ist nicht menschenverachtend und schon gar nicht antisemitisch, sondern die “Extremen”. Rassismus ist das Problem einiger Spinner, aber niemals der Gesellschaft.
Falls sich jemand ernsthaft mit dem Thema beschäftigen möchte verweise ich auf eine x-beliebige Studie über die sogenannte Mitte der Gesellschaft (Zum Beispiel die Heitmeyer-Studie über deutsche Zustände) sowie zu den Ursachen rechter Ideologie. Allen anderen Rate ich zu den
Andi-Comics, die fassen die teilweise hier vertretenen Auffassungen in lustigen Bildchen zusammen.
Außerdem: Kapitalismus.
Dafür, dass hier die ganze Zeit über angebliche Linksextremisten geredet wurde, ist der Begriff noch nicht einmal gefallen. Vielmehr wird so getan, als gäbe es einen ernstzunehmenden und demokratiefeindlichen Stalinismus innerhalb dem, was man vielleicht als linke Strömung betrachten kann.
Ergebnis:
Auch die Linke hat Probleme; zentral sind die Probleme in der Gesamtgesellschaft. Radikale Kritik an den bestehenden Verhältnissen ist grundsätzlich nötig. Stalinismus war schlimm, Nationalsozialismus war viel schlimmer. Wer beides unter dem Geseichtspunkt “Extremismus” gleichsetzen will legitimiert eine herrschende Praxis, die die realen Verhältnisse, Probleme und Ursachen ausblendet und auf deren Grundlage daher schon keine sinnvolle Erklärung der Phänomäne geleistet werden kann. Dies führt im schlimmen Fall dazu, dass linken Projekten, die wertvolle antifaschistische Arbeit leisten, der Geldhahn zugedreht wird, damit die JU von dem Geld saufen kann. Im schlimmsten Fall führt es dazu, dass ein friedlicher Demonstrant, der gegen Ausbeutung demonstriert, von einem Polizisten zusammengeschlagen wird, weil er als genauso schlimm identifiziert wird, wie der gewaltätgige Nazi. So der Polizist etwas gegen Letztere haben sollte natürlich.