Strat hat geschrieben:Wie bereits angemerkt ist der Nationalsozialismus in seiner reinsten Form immer menschenverachtend und bedenklich. NS lebt davon eine Gruppe Menschen über die andere zu heben. Es geht eben um einen Sozialismus, der nur auf eine bestimmte Zahl von Menschen zu beziehen ist. Alle anderen sind nicht Teil der Gesellschaft und müssen vertrieben / vernichtet werden. Herrenrasse, Sozialdarwinismus und Genozid sind die logischen Folgen dieser Denke.
Kommunismus in Reinform geht in eine völlig andere Richtung. Hier werden alle Menschen als gleich angesehen. Sie alle sollen vom Sozialismus in gleicher Art und Weise profitieren.
Es ist inakzeptabel eine papierene Theorie mit einem historischen Regime zu vergleichen und einem bislang nie existenten Modell eine besondere Menschlichkeit einzuhauchen. Tatsächlich sind in allen real existierenden sozialistischen oder kommunistischen Umsetzungen immer wieder die gleichen Elemente zu finden. Gleichschaltung, Umerziehung, Uniformität. Es herrschen immer Anzeichen von Kulturrevolution, Schriften werden vernichtet oder verboten. Kulturelle insbesondere religiöse Wurzeln werden unterdrückt und verfolgt. Jeder der nicht diesem Gesellschaftsbild entspricht wird zum Staatsfeind und Freiwild für willkürliche Inhaftierung, Verschleppung, Tötung oder Zwangsarbeit. Auf dem Papier kann man sich alle schön reden.
Stalinismus und seine Spielarten haben mit dem Kommunismus nur noch sehr wenig zu tun, stellen gar Perversionen des Kommunismus dar. Stalinismus ist - aus politikwissenschaftlicher Perspektive - sogar Näher am Nationalsozialismus / Faschismus dran, als am Kommunismus.
Kommunismus ist eine ungelebte Theorie. UDSSR, VR China, Cuba und Co sind die faschistische Praxis. Und auch da haben in den unteren Segmenten viele Intellektuelle anfangs sehr freiwillig und motiviert in gutem Glauben gehandelt.
Stalin hat bewusst gewisse Arten von Menschen vom Sozialismus ausgeklammert.
Es ist "Revolutionären" gemein, dass es ein "WIR", "die Anderen" und "Verhältnisse" gibt aus denen eine Polarisierung mit Folgen resultiert. Dabei werden selten wirklich "die" Schuldigen gesucht, sondern gesellschaftliche Entladungen bewusst ausgenutzt. Schau dem Volk halt mal aufs Maul, was wir in unserer Republik so alles finden? Wir leben in einer Gesellschaft in der bereits adaptiert ist, dass es ein Ausländerproblem gibt. Rein rechnerisch betrifft das Problem zwar nur eine Minderheit unter den "Ausländern"' aber wenn Du heute Türke bist und schlägst die Zeitung auf, was Du ja theoretisch nicht kannst, weil Du gerad auf dem Bahnhof friedliche Deutsche aufschlägst, dann liesst Du entweder, dass Du eine extremistische Bedrohung, Drogenhändler oder U-Bahnschläger bist oder zumindest eine ambivalente Position zum Frauenrecht hast. Wenn wir Asylanten hören, denken wir woran? Ein Problem, das man lösen muss. Leistungsempfänger stehen unter dem Generalverdacht der Verweigerung, wenn nicht gar des Betruges, lassen ihre Kinder verwahrlosen und benötigen dringend Eingliederungsmassnahmen.
Ja, und dann gibt's da ja vorhandene Strukturen und Hunderte von kleinen und großen Zahnrädern, um die man sich ja kümmern muss. Uneinsichtige, Querschläger, Freidenker. Die muss man ja alle umerziehen.
Ne, ne... was da immer wieder passiert hat etwas mit der Beschaffenheit des Menschen zu tun.
Überhaupt kann Kommunismus eigentlich nur durch Überwindung der kapitalistischen Gesellschaftsform entstehen.
Lernt Ihr sowas heute ernsthaft? Dann kann ein Matriachat nur durch die Überwindung eines Patriachates entstehen? Und ist nicht jede Gesellschaft grundsätzlich erstmal eine, die auf Bereicherung beruht? Feudalismus?
wie die Sowjetunion, China, Kambodscha und Nord-Korea haben aber nie eine kapitalistische Gesellschaftsform erreicht. Diese sollte quasi künstlich im Eilverfahren hergestellt werden, was im Kommunismus nicht vorgesehen ist. Dieses Eilverfahren kostete sowohl in der Sowjetunion (Stalins 5 Jahresplände in 3 Jahren oder so) als auch in China (die große Hungersnot war die Folge der völlig überhasteten Industrialisierung) zu Millionen Toten.
In welchem Verfahren willst Du denn eine herrschende Gesellschaft umstoßen und neu definieren? Im Schleichverfahren? Wenn man nicht gerade auf anarchistische Denkmodelle steht, benötigt eine Gesellschaft nun mal Strukturen, insbesondere wenn sie vorher strukturiert war und Ziel der Revolution ist, ungerechte Strukturen abzulösen. Meistens werden ja auch mal son paar Besitzverhältnisse neu geklärt.
Auch heute ist Linksextremismus nicht mit Rechtsextremismus gleichzusetzen.
Auch heute... sososo, dazu diente also die lange Einleitung? Wir malen einen Heiligenschein um eine Theorie, die so wie jede andere Theorie am Menschen praktisch versagt, verschweigen die Verbrechen der kommunistischen Derivate und halten die NS-Zeit dagegen um später dazu zu kommen, dass "auch heute" eine Gleichsetzung nicht möglich ist? So betrachtet geb ich Dir natürlich recht.
Wer da keinen unterschied sieht ist entweder sehr naiv oder hat eine politische Vorprägung und ist so nicht zu Objektivität fähig.
Ja, nu haben wir ja genug agitiert. Wenn dieses entweder-oder, das für Extremisten übrigens sehr typisch ist, für Dich funktioniert ist das ja schön. Schliesslich baun sich ja alle Weltverbesserer so ihre kleinen Krücken. Auch ich.
Das Problem ist jedoch, dass aus meiner Sicht Extremismus ein latentes gesellschaftliches Phänomen ist, das man nicht ausschalten kann. Eher muss man sich bewusst sein, dass Extremismus jedweder Coleur in einer sozial/wirtschaftlich instabilen Gesellschaft Nährboden findet und dann uU zum Risiko wird. Das ist aber nicht durch Geheimpolizei aka Staatsschutz, Spitzelbuden oder restriktive Gesetze zu reduzieren, sondern nur über die Schaffung gesellschaftlicher Verhältnisse, die eine Teilhabe am Leben stabil ermöglichen.
Eine qualitative Gewaltunterscheidung lehne ich gänzlich ab, weil sie vom grundsätzlichen Problem (siehe Absatz zuvor) ablenkt und einen moralischen Unterschied behauptet, den es in der Praxis stets nichts gibt ((siehe die Verbrechen "kommunistischer" Regime, die sich von den Verbrechen des Nationalsozialismus kaum unterscheiden! (ich nutze selten Ausrufe)).
Hier werden absolut alle Denkfehler gemacht, die eben auch der Entschuldigung des Deutschen Volkes zu ihrem deutlichen Beitrag am Nationalsozialismus dienen. Hitler, Stalin, Mao sind keine Dämonen, die ein Volk ins Verderben hypnotisiert haben. Sie hatten bis in die gesellschaftlichen Wurzeln engagierte Mitspieler, denen man leider unterstellen muss, dass sie in gutem Glauben gehandelt haben. Insofern gibt es keinerlei Beweis, dass ein gesellschaftlicher Umsturz von einer extremen Linken in irgendeiner Art und Weise menschenfreundlicher sein würde.
Insofern ist es mir völlig egal, ob es Linke oder Rechte sind - das Problem ist die Dynamik von Ist und Soll und einer notwendigen Umstrukturierung und damit die Frage wie man überhaupt eine aufgeklärte Gesellschaft so gestaltet, dass der Missbrauch nicht quasi mit in die Wiege gelegt wird.
Das Gleichsetzen von linker mit rechter Gewalt erfolgt immer vor einem politischen Hintergrund.
Alle politischen Diskussion und Annahmen erfolgen vor oder aus einem politischen Hintergrund. Des ist ein Kalauer, der sich gleich selber erschießt...
... sind es Unions-Politiker oder konservative Polizeivertreter die mit solchen Vergleichen aufwarten.
... weil er ganz klar vor Deinem politischen Hintergrund erfolgt.
Wo stehen wir denn nun? Naja, eben in dieser "Demokratie". Da kann man von halten was man will, aber ist halt so. Rein auf dem Papier und diesen Wert gestehen wir ja auch dem theoretischen Kommunismus zu, ist die Aufgabe vom Landesamt für Verfassungsschutz und dem kriminalpolizeilichen Staatsschutz nicht, Extremisten qualitativ zu unterscheiden und nach Gusto nicht oder etwas mehr zu verfolgen, sondern generell Gruppierungen zu verfolgen, deren Bestrebungen unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung widersprechen. Nicht mehr nicht weniger. Eine qualitative Einordnung erfolgt da vor allem in den organisierten Extremismus hinein, bzw. in Straftaten die zwar politisch motiviert, jedoch von einem oder wenigen Tätern erfolgen, deren keine politische Struktur zuzuordnen ist.
Ob einem das schmeckt, ob man Vertrauen in die Motivation des "Staates" hat, jahrelang rechte Terrorzellen zu unterstützen, nebendem die Dönermafia zu propagieren, um dann einen Doppelzentner Akten zu schreddern, muss jeder für sich entscheiden. Ich habe dieses Vertrauen nicht mehr. Angesichts eines Landes, das die widerrechtliche Entführung von ausländischen Mitbürgern auf Deutschem Boden durch fremde Nachrichtendienste und Streitkräfte duldet, und nachrichtendienstliche Mitarbeiter zur Vernehmung dieser in rechtswidrige Gefangenenlanger schickt, in denen bekanntermaßen gefoltert und auch sonst alles dafür getan wurde, die angeblich zuverteidigende Menschlichkeit mit Füßen zu treten, fällt mir das schwer. Auch die Unterstützung von offensichtlich wirtschaftlich motivierten Kriegen, auf generell erstunken und erlogener Faktenlage macht's mir schwer.
Ds ändert aber nichts daran, dass ich mich nicht mit Argumenten über qualitative Unterschiede verblubbern lasse. Die Geschichte zeigts einfach.
Und generell; wenn es nach mir ginge, würden Begriffe wie Links oder Rechts und Parteien aus der politischen Landschaft verschwinden. Das sind generell bindende Dogmen die dazu führen, dass eine Minderheit, relative Mehrheit genannt, über die Geschicke eines großen Teils der Gesellschaft entscheiden und gesellschaftliche Bedürfnisse einem Dogma geopfert werden.
@ueberdosis: vllt wird's jetzt deutlicher, dass ich nichts gegen "Links" habe.