Frage: Zu tiefes stechen...

Allgemeines zum Thema Tattoo

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Frage: Zu tiefes stechen...

Beitragvon upsidedown » 09.05.2012 1:04

Kunst ist keine Geschmacksache. Was man (sehr) mag (und vllt unglaublich beeindruckend findet), bestimmt der Geschmack. Nur wird dadurch noch nichts zu Kunst, geschweige denn wird's plötzlich keine.

Leider findet das Tätowieren in der Kunst Ablehnung. Daran ändern wider (meines) Erwartens auch nicht die Ausstellung von Claire Reid oder anderen guten Künstlern etwas. Regionale Ausstellungen und Verbände erwarten "anerkannte" Auszeichnungen als Referenz. Preise von Internationalen Conventions oder die Erwähnung in nationalen/internationalen Fachmagazinen sind denen egal.

Dennoch denke ich, dass man einige Tätowierer mittlerweile als Künstler betrachten kann. Gerade unter den Neotraditional entwickelt sich gerade eine herausragende Bildsprache.

Deswegen sollte man das nicht als Geschmackssache abtun, sondern auch anhand von geeigneten Bildwerken kritisch diskutieren.

Insofern tut es mir für die Träger leid - aber durchschnittliche Tattoos interessieren mich einfach nicht mehr. Was bringt's, wenn da 20 Leute im Bildfehlersuchmodus drunter schreiben, wie scheisse irgendein Ding ist. Glücklicherweise sind die Zeiten vorbei, dass hier rote Photoshopkreise in Tattoobilder gezogen wurden um Wackler zu zeigen.
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Re: Frage: Zu tiefes stechen...

Beitragvon RipleyBogle » 09.05.2012 9:57

Wieso bitte soll Kunst keine Geschmackssache sein? Also die Aussage finde ich einfach nur daneben.^^
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Frage: Zu tiefes stechen...

Beitragvon upsidedown » 09.05.2012 12:02

Tja - das ist wie mit der Kunst. Nur weil "wir" etwas daneben finden, ist es noch lange nicht das was wir glauben. Nein, mal im Ernst. Du isolierst da etwas aus meiner Aussage und mir fehlt die Begründung. Wo ist das Problem?

Man kann etwas mögen, das ist Geschmack, entscheidet aber nicht über den Kunstgehalt. Mehr schrub ich nicht. Auch Professoren, Absolventen oder Gutachter haben einen Geschmack, lösen sich aber von dieser "Geschmacksssache" und versuchen sachlich über Fähigkeit, Stilmittel, Aussage, über Eigenständigkeit zu urteilen.

Was ist den für Dich Kunst? Wenn man etwas zeichnerisch sehr gut abbilden kann? Wenn man den goldenen Schnitt oder analog dazu den Flow des Körpers beherrscht und passend Elemente anordnen oder gar freihand aufbringen kann? Das ist Voraussetzung, aber keine Kunst.

Ist Kunst, wenn sich eine Mehrheit dafür entscheidet, dass es ihrem Geschmack entspricht? Dann sind die "No Angels" Kunst. Und diese schlechten Bilder mit heulenden Wölfen mit Mond und Mädel, die in jedem dritten Deutschen Wohnzimmer hängen und natürlich Kandinsky, der sich als Poster auch recht gut verkauft hat (obwohl selbst Absolventen eines Kunststudiums an der Analyse Kandinskys scheitern).

Wenn sich eine Mehrheit dafür entscheidet, nach dem Bauchgefühl über Kunst zu entscheiden, entstehen Worte wie "entartete Kunst" mit allen Folgen. Der Begriff wurde zwar ideologisch gesteuert verwendet, bediente aber erfolgreich ein im Volk schlummerndes Unverständnis für Moderne Kunst, das ja auch heute noch so wieder zu finden ist.

Insofern kann Kunst nicht alleine im Auge des Betrachters liegen, denn sonst müssten wir uns nicht wundern, dass sich ein ganzer Kulturbetrieb der Tätowierung die Möglichkeit der Kunst abspricht.

Eine aggressive, kritische Diskussion findet nicht statt. Alles was einen gewissen Level an handwerklicher und gestalterischer Fähigkeit überschreitet wird abgenickt. Und ich wehre mich einfach gegen diese Geschmackssachenummer. Das ist mir zu flach. Kunst ist Geschmackssache und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht oder vortrefflich streiten? Damit kann man alles abwiegeln und sich der Diskussion entziehen.
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Re: Frage: Zu tiefes stechen...

Beitragvon Buddha_Eyes » 09.05.2012 13:39

Man kann etwas mögen, das ist Geschmack, entscheidet aber nicht über den Kunstgehalt.

Ach so wahr....
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Re: Frage: Zu tiefes stechen...

Beitragvon RipleyBogle » 09.05.2012 20:40

1. Ja, gut. Ich gebe dir insofern recht, dass etwas, was dem eigenen Geschmack nicht entspricht, nicht gleich keine Kunst mehr ist.
2. Wenn man aber eine Definition von Kunst haben möchte, dann lautet diese wohl: Kunst ist Produkt eines kreativen Prozesses. Und dieses Produkt muss keinerlei praktischen Nutzen haben.
-> Aber dass man irgendwelche objektiven Kriterien anwenden möchte, anhand derer man nun entscheiden will, was Kunst ist und was nicht, finde ich völlig falsch.
Was bedeutet z.B. Fähigkeit? Wie genau will man das denn definieren? Wissenschaftler täuschen sich doch auch ständig. Sollen also nun diese Personen wirklich das Alleinrecht darauf haben, zu sagen, was Kunst ist?
Aussage? Muss diese da sein, damit etwas zu Kunst wird?
Stilmittel? Vielleicht schaffen Künstler einfach etwas, ohne dabei Stilmittel zu verwenden und im Nachhinein wird von übereifrigen Wissenschaftlern, Studenten etc. etwas in etwas hineininterpretiert, was gar nicht da ist.

-> Dieses Zerlegen von Kunst finde ich nicht sinnvoll.

Letztlich sollte Kunst einfach Kunst sein (man lässt alles als Kunst gelten, was die Definition trifft) und man selbst kann entscheiden, ob die Kunst einem gefällt. Und wenn sie einem nicht gefällt, dann ist diese spezielle Kunst eben nicht die Kunst, die einem zusagt.
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