Wie der ein oder andere schon mitbekommen hat, hatte ich heute das Vergnügen, nach Courchevel reisen zu dürfen. Hier ein Kurzzusammenfassung, die ich euch einfach nicht vorenthalten möchte (und ja, kurz heißt bei mir "es wird trotzde irgendwie lang", aber das ist mir gerade egal

):
Nach der ellenlange Anreise und Warterei war ich irgendwann mit den Jungs und Mädels vom "mit dem Zweiten sieht man besser" vereint und wurde ohne Umschweife dem "Mädchen-Auto" zugeteilt. Kein Problem. Dachte ich. Meine beiden Mitreisenden: zwei Damen, die seit Anfang und Mitte 80er beim ZDF arbeiten. Und, wie es sich für das Alter gehört, die Ruhe weg haben. "Nur nicht streßen lassen" war von nun an das oberste Gebot.
Und damit begann das Abenteuer..... Öffentlich-rechtlich meets Realität.

1. Herausforderung: das Auto. Ein SUV mit Allradantrieb. Nicht die schlechteste Wahl, wenn man 1850m hoch muss und für morgen 1m Neuschnee angekündigt ist. Die auserkorene Fahrerin, nennen wir sie Renate, war mit dem Auto völlig überfordert. Erstmal mussten wir zu dritt (!) zwei Mal komplett um den Mietwagen rumlaufen, um auf jeden Fall evtl. Schäden finden zu können, um sie dann sofort reklamieren zu können. Okee, nach 10 Min. Reise nach Jerusalem und nichts finden endlich ins Auto setzen. Die Gute packt ihren Rucksack aus und gibt mir als erstes ne Straßenkarte von Frankreich.................................... okee, ich verstehe: lieber nicht zu sehr auf neumodischen Kram verlassen - einen Notfallplan in der Hinterhand haben - kann ja nicht schaden.
2. Herausforderung: wie bekomm ich dieses Auto an?!?!?!?! Ich helfe großmütig: da, in der Mitte, da ist ein runder Start/Stopp-Knopf - dadrunter ist ein Schlitz, der hat die Form des Schlüssels. Das könnte passen.... und tatäschlich, es passte.
3. Herausforderung (wir lassen solche Dinge wie Spiegel einstellen und das erstes panisches "ich seh hier nichts!" mal weg): die Handbremse..... verdammt, wo ist denn in diesem Auto die Handbremse?!?!?!
Kein Ding, da weiß ich wieder zu helfen: da, in der Mittelkonsole, ist so ein Leuchtknopf, da steht "Brake" drauf - das dürfte die Handbremse sein.
Währenddessen sucht die andere, nennen wir sie Helga, nach ausgedruckten Wegbeschreibungen in ihrem Rucksack.
Ich versuche das Ganze zu beschleunigen und sage: wollen wir nicht das eingebaute Navi benutzen? --- (ich kürze an der Stelle etwas ab) Nach langem Hin und Her haben wir jemanden gefunden, der uns das Navi auf deutsch einstellt (ab jetzt spricht die Männerstimme Yannick zu uns), ebenso habe ich es nach langem Hin und Her von hinten geschafft (schließlich sitze ich als Küken selbstredend hinten!), vorne das Einspeichern des Zielortes zu deligieren/dirrigieren. Und endlich geht die Reise los. Aber immer schön langsam, gaaaaanz laaaangsaaaaaam.
Nach ca. 3km ist man sich einig, dass man auf jeden Fall bei der Rückgabe des Autos Beweisfotos machen muss, damit einem nicht doch noch ein Schaden untergeschoben wird!
2km später haben Helga und ich Renate davon überzeugt, dass der Sender es verkraften wird, wenn wir Geld für Maut ausgeben und nicht nur Landstraßen fahren müssen.
Und dann sind die beiden da vorne eingegroovt. Jedes Piepen des Navis wird kommentiert. Jedes Geschwindigkeitsschild am Straßenrand wird laut wiederholt. Jede Abbiege-Anweisung von Yannick wird von Renate laut wiederholt. Jede Abbiege-Anweisung von Yannick wird von Helga noch einmal an Renate weitergegeben (sie könnte es nicht mitbekommen haben!). Wir überschreiten in 130 zu fahrenden Kilometern nicht einmal die 110 km/h.
Ich sitze da hinten und kann das nicht fassen - die sind wie Waldorf und Statler oder Pat und Patachon oder Stim und Struppi oder Merkel und Sarkozy...
Und dann wird die Richtigkeit des Navis angezweifelt, da Renate ja schließlich vorher auf die Karte geguckt hat. Bei erst bester Gelegenheit wird also auf gut Glück von der vorgeschlagenen Route abgewichen und auf eigene Faust mit der Karte in der Hand drauflosgefahren. Yannick versucht über viele Kilometer uns verzweifelt davon abzuhalten, aber die Mädels haben schon so einiges erlebt, da werden sie sich doch von der Stimme aus dem Navi nicht abhalten lassen! - Yannick gibt irgendwann auf, berechnet sich neu und führt uns weiterhin (wenn auch nur von mir als Kontrollinstanz beobachtet) Richtung Courchevel. Die ursprünglich angepeilte Ankuntfszeit von knapp 16h schiebt sich gnadelnlos immer weiter nach hinten.
Ein Einkauf bei Lidl und ein Besuch zur wohlverdienten Mittagspause bei McDonalds tun ihr Übriges dazu.
Irgendwann gegen 17h schleichen wir langsam den finalen Berg hoch. Und dann passiert es! Es fängt an zu schneien!

Ich denke, jetzt wars das. Ich komm da nie hoch. Die wollen bestimmt unten im Tal bleiben, bis der Weg wieder befahrbar ist (das wäre vielleicht rechtzeitig zur Convention in MG....?....). Aber Renate überrascht mich. In ihr steckt eine echte Rock'n'Rollerin. Sie beteurt bei jeder zweiten Serpentine, dass das Auto sich ganz toll fahren läßt und es wie ne Eins auf der Straße liegt. Außerdem ist sie uns soooo dankbar, dass wir sie nicht streßen und einfach langsam fahren lassen. Da ich mittlerweile schon meine innere Mitte gefunden habe, ist mir eigentlich alles egal und ich fühle mich sehr wohltätig, sie mit diesem guten Gefühl den Berg erklimmen zu lassen (wie war das mit der einen guten Tat am Tag?!?!?!).
Und ich muß sagen: wir haben viele verzweifelte Autofahrer am Straßenrand gesehen, die nicht mehr weiterkamen (ok, die hatten allesamt keinen SUV und keinen Allradantrieb, aber egaaaaaaal), oder Autos, die ohne Halt den Hang runterschlitterten - Autos, die schon ineinander gekracht sind oder drohten, ein dieses zu tun - aber Renate hat uns zielsicher und ohne eine Unsicherheit bis vor den Üwagen gefahren. Respekt! (und dies ohne jede Ironie!)
Ich habe derweil auf der Hinterbank gechillt und die Landschaft bewundert und mich über den immer mehr werdenden Schnee gefreut. Ach Gott, ist das alles schöööööööööön! .....auch wenn es zu diesem Zeitpunkt schon 18h war.... egal.
Und nun, nach erfolgreicher Arbeitsplatzfuntionsüberprüfung, einem recht leckeren, aber ziemlich teuren Essen, einer kleinen Fitnesseinheit am Ende des Abends (in Form von Bus anschieben - mehrfach - den Berg hoch natürlich!!!!), bin ich gerade für alle Strapazen belohnt worden! 18 Std. auf den Beinen sein sind mit einem Blick aus meinem Hotelzimmer belohnt worden! Und das, obwohl ich es gerade nur in sehr, sehr dunkel sehe. Ich habe Blick auf einen kleinen See. Mit schneebedeckten Bergen dahinter. Ich bin eine personifizierte Begeisterung! Und ich würde euch nach dieser anstrengenden Lektüre so gerne daran teilhaben lassen. Aber ich Dusselchen habe das Fotoapparat-Kabel zuhause gelassen.
Ich werde diese Bilder aber nachreichen. Versprochen. Als Belohnung dafür, dass ihr mein Geseier ertragen habt - oder wahlweise mich mit der Ignore-Funktion belegt habt.
Jetzt noch schnell ein gute Nacht-Kippchen auf dem schneebedeckten Balkon und morgen ist ein neuer Tag.
