Hallo zusammen,
ich hatte mein erstes Tattoo mit 18. Es ist als mittlerweile schon 16 Jahre her...
Getrieben von meiner damaligen Freundin, sie hatte sich auf einer Convention in Kiel was Selbstentworfenes stechen lassen, und der absoluten Ablehnung gegenüber Tattoos durch meiner Mutter.
Mum: "Ein Tattoo?... Wenn Du Dich tätowieren lässt, ist in diesem Haus kein Platz mehr dich!..."
Ich: "Na, wenn das Zuhause ausziehen so einfach ist...

"
Ich suchte ich mir einen Tätowierer. Ich machte die Suche von einigen Kriterien abhängig, welche im Nachhinnein betrachtet völlig dämlich waren:
Er muss zeitnah einen Termin frei haben! Er muss günstig sein! Und er muss eine große Auswahl an Motiven in Büchern und Katalogen haben...
Ich habe früher gedacht, das macht man so. Weil ich viele Menschen in Diskos gesehen habe, die alle in etwa gleiche Tattoos auf den Oberarmen hatten.
Somit wählte ich meinen Favoriten. Er hatte sein Studio in den Hinterräumen einer Dartkneipe bei uns um die Ecke. Er sah beängstigend aus, lange Haare, Lederkutte, über und über tätowiert. Ich meine er hat seine Tätowierlaufbahn im Gefängnis begonnen und nach seiner Entlassung in seinem eigenen Studio weitergeführt.
Nach einem kurzen Gespräch hatte ich einen Termin und bin wieder nach Hause.
Dann war es soweit. Ich weiß es noch wie heute. Ich hatte den Termin an einem Sonntag im März, morgens um 10:00 Uhr. Meine Freundin und ich waren um kurz vor 10 da und die Dame am Darttresen fragte was wir wollen.
Als ich sagte, das ich einen Termin bei T. hatte kam von ihr nur der Kommentar: "Oha, um 10 Uhr hast Du einen Termin, da bin ich ja mal gespannt ob er das schafft." Als ich nach dem warum fragte, sagte sie nur:
"T. haben sie heute morgen um zwei mit drei Mann nach Hause getragen, weil der so voll war und nicht mehr alleine gehen konnte. Aber mach Dir keine Gedanken, im Brausebrand sticht er die besten Tattoos..."
Mit meiner heutigen "Tätowiererfahrung hätte ich eigentlich meine Freundin an die Hand nehmen müssen und fluchtartig den Schuppen verlassen sollen, aber ich bin geblieben und habe gewartet.
Um kurz nach 11 kam er denn, mit einem Kaffee in der einen Hand und einer Zigarette in der anderen. Sichtlich gezeichnet von der vorherigen Nacht.
Wir haben kurz über mein Tattoo gesprochen, ich hatte mir ein Tribal, direkt aus einem seiner Kataloge rausgesucht. #
"Ich will genau das!" *fingerzeig*
Es sollte auf meinen linken Oberarm, mittig druff. Ohne Anpassug an den Arm oder eine Veränderung durch den Tätowierer...
Somit bekam ich ein etwa 4 cm breites und 15 - 20 cm langes, sehr filigranes Tribal auf meinen (damals) 45 cm dicken, leicht schwabbeligen Oberarm. Es war ein "zweiarmiges " Tribal mit einem schwarzen "Arm" und einem farbigen "Arm" (in einer von mir selbst bestimmbaren Farbe).
Ich war aufgeregt. Ich hatte morgens nichts gegessen nur einen Kaffee getrunken. Ich war halt aufgeregt. Und nun ging es los. Ich wurde rasiert, er machte eine Matrize von dem gewählten Motiv, übertrug es auf den Arm. Ein kurzer Blick in den Spiegel und los ging es.
Er bereitete Seine Werkzeuge vor und schob mir einen Barhocker hin, auf den ich mich setzen musste. Es setzte das Rattern ein und der Schmerz kam...
Scheisse tat das weh, ich habe damit gerechnet das es weh tut, aber so weh?
Ich wurde kreidebleich, es hat geblutet wie die Sau (vermutlich durch den leeren Magen, den Kaffee und die Nervosität). Die Sitzung dauerte ca 1,5 Std. und ich hatte ein Tribal auf dem Arm. Aber nur Schwarz und die Outlines für die Farbe. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich sollte für die Farbe eine zweite Sitzung machen, die ich aber nie wahrnahm, da mir die eine Sitzung gereicht hat.
Mittlerweile ziert die Stelle ein Coverup von einem anderen Tätowierer. Ein an meinen Arm angepasstes Tattoo, welches aber leider auch die "Jugendsünde" überdecken musste. Somit war ich nicht ganz so wahlfrei mit Motiv und Form. Aber es ist gut geworden und passt vor allem auf meinen Arm
Bei dem Termin habe ich dann alles "richtig" gemacht. Ich habe mir den Inker zuerst nach meinem Gefühl und nach seinen Arbeiten ausgesucht, aber vor allem danach, wie er mit mir das Vorgespräch geführt hat. Er hat ein Abdruck meines Arms nebst drauf befindlichen Tattoo gemacht und hat mir das CoverUp erst vorgezeichnet und denn mit mir besprochen, warum er die Formen so gewählt hat und warum es wichtig ist dem Lauf des Armes zu folgen und nicht einfach nur eine Vorlage auf den Arm zu klatschen.
Die folgende Sitzung dauerte 6,5 Stunden und ich habe vorher gut gefrühstückt und wir haben zwischendurch eine Mittagspause gemacht, wo ich von dem Tätowierer sogar noch was zu essen bekommen habe.
Es hat zu keiner Zeit wirklich weh getan. Ein bißchen brennen hier und da, ein wenig pieken, aber ansonsten absolut schmerzfrei und so gut wie kein Blut. So begann die eigentliche Lust auf die Körperkunst.
Mittlerweile bin ich mit 3 Tattoos gezeichnet und am Samstag folgt das vierte, aber ich glaube nicht, das es das Letzte gewesen ist.
LG
Ashes to Ashes...