Wahrscheinlich schreibe ich es jetzt schon zum 43. Mal, aber ich freu mich halt so!
Seit letzem Donnerstag hab ich mein erstes Tattoo und seither bin ich natürlich noch mehr angefressen als vorher.
Mich würde interessieren, wie ihr zu eurem ersten Tattoo gekommen seid, ob ihr noch wisst, wie das Stechen war und ob es nicht das eine oder andere Anekdötchen gibt.
Ich fang einfach mal an (weil ich mich so freue und es jedem, der es wissen oder nicht wissen will auf die Nase binden muss

)
Ein Tattoo will ich eigentlich schon seit ich 16 bin. Damals war mir die Bedeutung eines solchen Schrittes noch nicht bewusst und deswegen bin ich froh, dass meine Eltern mir das damals nicht erlaubt haben, (O-Ton Papa:" Wie kann man sich nur selbst verstümmeln wollen?").
Nächste Woche werde ich 26 und habe wie gesagt seit 4 Tagen mein erstes Bild unter der Haut. Ich bin froh, dass ich gewartet habe und jetzt ein Motiv meinen Rücken ziert, das mir viel bedeutet und mit dem ich auch in 20 Jahren voraussichtlich noch etwas anfangen kann
So, wieder zum Thema:
ca. 3 Monate vorher, nach 1 1/2 -jähriger Recherche, Suche, Informationsmarathon, hab ich einen Termin gemacht.
Glücklicherweise befindet sich in meiner unmitelbaren Nachbarschaft ein sehr gutes Studio.
Schwupps, Motiv abgegeben und mir angehört, was an meiner Idee geht und was nicht.
Ich wollte es kleiner haben, als es jetzt ist (25 cm vollfarbig). Nach der Besprechung hab ich befürchtet, dass die 3 Monate Wartezeit (tätowierende Nachbarn sind was nettes

) bis zu meinem Termin nie vorbeigehen und ich bis dorthin jämmerlich an meiner Vorfreude zugrunde gehe...
Augenscheinlich habe ich grade noch überlebt und so konnte es losgehen.
Göttergatten geschnappt, ab ins Studio (sind ja glücklicherweise nur 5 m

)
Nachdem wir das endgültige Motiv bespochen hatten und er die Fläche präpariert hat, hab ich, routinierte Nadel- und Spritzenphobikerin, für eine Nanosekunde Zweifel gehabt, ob ich mir wirklich die wiederwärtig spitzen Dinger in den Rücken rammen lassen soll...aber echt nur ganz, ganz kurz.
Als er 70% des Motivs von Hand auf meinen Rücken gezeichnet hat und ich es als grobe Skizze schon extrem spitze fand, war ich echt beeindruckt.
An dieser Stelle ein Kniefall vor der hohen Zeichenkunst der (guten) Tätowierer.
Mein Mann hat seinen Segen gegeben und nach der Probelinie ohne Tinte wusste ich, dass streicheln anders ist.
Die Natur hat mich vorteilhafterweise mit einem äußerst stabilen Kreislauf ausgestattet...war der Tätowierer auch froh drüber...ich als Tatoo-Jungfrau.
Die angetraute andere Hälfte hat dann nach ca. 20 min den Ort des Geschehens verlassen. So ein doofes Firmenmeeting hat ihn doch tatsächlich davon abgehalten zu sehen, wie ein anderer seiner geliebten Frau Farbe unter die Haut quält...
In den 10 min in denen ich alleine, ohne Beistand, ausser dem des Tätowierers da saß, hab ich mir überlegt, ob das früher wohl als Foltermethode durchgegangen wäre... aber ich wollte es so und ich hab mich so auf das Ergebnis gefreut.
Ein paar Minuten später kam dann meine Freundin mit ihrem Sohn. Ich war erst nicht so überzeugt, ob er zukucken soll, aber er fand´s super.
Ich hab mir dann die Zeit damit vertrieben mir komische Gechichten mit dem Kleinen auszudenken. Einmal hat er gefragt. warum ich so komisch spreche...die Worte "gepresst" und "gequält" kommen in seinem Wortschatz noch nicht vor...
Der Kleine ist nach ner Zeit in einer anatomisch eigentlich unmöglichen Lage eingepennt, nachdem er sich versichert hat, dass der Tiger nicht wegrennt, sobald man ihn unbeaufsichtigt lässt.
Das Geräusch rotierender Nadeln hat eben etwas sehr beruhigendes.
"Sooo, Endspurt!" Sagt man sowas, wenn noch eine halbe Stunde Feinarbeit vor einem liegt???
Mein Inker hat`s getan und ich war eigentlich überzeugt, dass ich jede Sekunde meine Fingernägel aus dem Polster des Stuhles ziehen kann....aber nein!
Die ersten 1 1/2 Stunden waren zwar nicht der Himmel, aber es war ok...nur die letzte halbe Stunde hab ich gedacht, die Nadel kommt vorne wieder raus.
Memme, hab ich mir gesagt und durchgehalten, auch wenn ich zwischendurch den Wunsch verspürt habe, aufzusringen und rauszurennen, egal, ob die Feinheiten, mit der eklig kleinen, dünnen Nadel jetzt gemaht sind oder nicht.
Ich muss aber echt sagen, dass der Tätowierer tolle Arbeit geleistet hat , nicht nur handwerklich, sonder auch menschlich.
Ich hab ihm das tamilische Alphabeth erklären dürfen, obwohl das auf seiner Liste der wissenswerten Dinge wahrscheinlich nicht oberste Priorität hatte.
Jetzt hab ich auch eindlich ein Bild meines Babys...es ist wie gesagt erst 4 Tage alt und noch nicht vollständig abgeheilt. Die schwarzen Punkte unten bei dem Schriftzeichen ist der Schorf, der jetzt langsam runterkrümelt, keiner Leberflecken oder sowas. Die Bilder hab ich selber gemacht, rückwärts...ergo, die Quali ist wohl nicht soooo gut.
Danke für die Aufmerksamkeit.