Nicht tätowierte Tätowierer

Allgemeines zum Thema Tattoo

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Nicht tätowierte Tätowierer

Beitragvon DaMax » 12.02.2007 16:42

Hallo,

nachdem ich ja meistens nur mitlese, wollt ich mal selber ein Thema zur Diskussion stellen. Hoffe ich bin im richtigen Bereich gelandet und es wurde in der Vergangenheit noch nicht angesprochen.

Im aktuellen Tätowiermagazin ist ja ein Interview mit dem Tätowierer Theo Jak (www.infamousskullfuck.com). Dort spricht er gleich zu Anfang an, dass es für ihn Grundvorraussetzung ist, dass alle die mit Tattoos ihr Geld verdienen (hauptsächlich Tätowierer, Leute von Tattoozeitschriften), selber tätowiert sein müssen! Leute bei denen dies nicht der Fall ist bezeichnet er wenig schmeichelhaft als Parasiten.

Hab ja schon öfters gelesen etc., dass nicht tätowierte Tätowierer bei ihren Kollegen recht umstritten sind.
Wie sehen dies die Mitglieder und Profis hier im Forum?

Für mich selber stellt dies auch eine absolute Grundvoraussetzung dar. Würd mich nie von jemanden tätowieren lassen, der
1. nicht weiß wie es sich anfühlt
2. nicht 100%ig dahinter steht
3. und dies wohl eher wegen der Kohle macht.
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Beitragvon maddy » 12.02.2007 18:49

also mir ist ein tätowierer suspekt, der nicht selbst welche hat, folglich wuerde ich zu ihm dann auch nicht gehen. das selbe bei einem ungepiercten piercer. ;) ausserdem schau ich mir auch die tätowierungen des tätowierers genau an, wie sauber, wie "kompliziert", detailliert, auf was legt er wert etc.. das alles gehört automatisch bei einem studiocheck von mir dazu. also den selben gruenden, die du angefuehrt hast..
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Beitragvon Panda » 12.02.2007 19:19

Das wäre dann wie ein Arzt, der seinen Patienten Medikamente verabreicht, sie selbst aber dankend ablehnt und sich mit schamanischen Naturkräutermethoden behandeln läßt.
Da stimmt was nicht.

Wäre nichts für mich, auch wenn er noch so gute Bilder sticht, würde ich definitiv ablehnen.
An der Qualität der Tattoos wird es ja nichts ändern, wenn er untätowiert ist, aber irgendwo steht da bei mir auch noch ein psychologischer Aspekt dahinter.
Man sollte schon wissen, was man anderen Menschen antut, schließlich ist es Körperverletzung. Und ein gewisses Feeling für das was man tut und schonmal selber erfahren hat, kann nur hilfreich bei der Arbeit sein.
Und wenn ich weiß, daß mein Tätowierer ein eigener Bilderliebhaber ist, dann weiß ich auch, daß er viel Herzblut in die Sache legt.

Ob ein untätowierter Tätowierer weiß, was er mit seinen Tintenstichen anrichten kann? Bin mir da sehr unschlüssig. Er ist ja nicht derjenige, der den gestochenen Dreck dann Tag für Tag vor der Schnauze sehen muß, sondern sein Kunde.

Ich denke, erst wenn man selbst tätowiert ist, bekommt auch ein Bewußtsein dafür, was es heißt, täglich Tinte unter der Haut zu haben, sie zu hassen und zu lieben und mit dieser Vorsicht und Verantwortung -bin ich mir sicher- geht ein gewöhnlicher Tätowierer auch ans Werk.
Zuletzt geändert von Panda am 13.02.2007 5:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Herger » 12.02.2007 19:29

Ist mir völlig Latte, ob der Tätowierer meiner Wahl tätowiert ist oder nicht.

Boris z.B. hat bisher auch noch kein Tattoo... und ob er jemals eins bekommen wird, ist fraglich.

Und weiter? Er wird schon seine Gründe haben; und wenn nicht: was geht's mich an?

Seine Arbeit macht er ausgezeichnet & ein extrem netter Mensch ist er ebenfalls.

Wär er ein Pfuscher oder von mir aus auch ein volltätowiertes Genie mit nem menschlichen Arschlochfaktor, würd ich mich nicht von ihm tätowieren lassen... das wären für mich klare Ausschlußkriterien.

... für mich übrigens dezent paradox/witzig, wie sich manche Tätowierte drüber aufregen, daß man sie wg. ihrer Tinte diskriminiert & genau das bei- in diesem Fall 'nicht tätowierten Tatowierern'- selbst ganz gerne mal machen... das Thema gab's ja auch hier schon häufiger.

Zu nem Frisör mit Glatze würd ich übrigens auch gehen... zu nem geschiedenen Eheberater eher nicht... aber das nur am Rande :mrgreen:
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Beitragvon Bad*Kitty » 12.02.2007 20:24

Ich musste auch gleich an Boris denken :wink:
Allerdings fallen mir jetzt auch sonst keine ein, die nicht tätowiert sind.
Andererseits: Zu Tätowierern, die zwar zugehackt sind, deren Tattoos aber von schlechter Qualität sind, geh ich auch nicht!
Ansonsten: nicht Quantität sondern Qualität zählt für mich auch hier. Lieber einer, der wenige, dafür bombige Tats hat, als einer der bis zur Halskrause voller Gurken ist.
Natürlich gern auch die Variante: bis zur Halskrause ein Gesamtkunstwerk :mrgreen:
Das Menschliche sollte halt stimmen, gell?
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Beitragvon tattoogermane » 12.02.2007 20:47

ich find das völlig unwichtig, ob ein tätowierer tätowiert ist, oder nicht. würde deswegen auch niemanden diskriminieren. wichtig ist doch wohl, ob er/sie gute tattoo´s macht.

nicht jeder kneiper säuft auch. :wink:
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Beitragvon birmchen » 12.02.2007 20:48

Da ja Tätowierer auch so ein Beruf mit Berufung ist, würde es mich schon wundern und ich würde zumindest mal nachfragen warum, wenn mein Inker nicht verziert wäre. Schließlich muß es doch irgendwann mal- selbst wenn man anfangs keine Tat2s hat- doch mal kribbeln: ich will auch eins, und noch eins und noch.... Wenn man tagtäglich damit konfrontiert wird...
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Beitragvon Herger » 12.02.2007 20:49

Bad*Kitty hat geschrieben:Ich musste auch gleich an Boris denken :wink:
Allerdings fallen mir jetzt auch sonst keine ein, die nicht tätowiert sind.


Anil Gupta... auch so ein Zeitgenosse, der's tätowiertechnisch extrem drauf- & selbst ewig gebraucht hat, bis er sich zu nem eigenen Tattoo überwinden konnte. Mittlerweile trägt er wohl ne Kollaboration von 4 Tätowierern (u.a. Paul Booth) auf'm Leib, die für ihn die 4 Elemente auf ihre eigene Art und Weise interpretiert haben.

Bad*Kitty hat geschrieben:Andererseits: Zu Tätowierern, die zwar zugehackt sind, deren Tattoos aber von schlechter Qualität sind, geh ich auch nicht!


Das Argument versteh ich auch nicht wirklich. Schon mal die Arme von Robert Hernandez, Filip Leu oder Paul Booth gesehen?

Richtige Kunstwerke sind da auch nicht wirklich drauf. (eher das Gegenteil ist der Fall)

Sagt doch nix über die Fähigkeiten des Trägers aus, sondern eher über die die verfügbaren Tätowierer zu der Zeit als sie sich haben stechen lassen. (denn daß die Junx keine Ahnung von Kunst hätten & nun deßhalb Mist in der Haut tragen, kann man wohl echt nicht behaupten...)

birmchen hat geschrieben:Schließlich muß es doch irgendwann mal- selbst wenn man anfangs keine Tat2s hat- doch mal kribbeln: ich will auch eins, und noch eins und noch.... Wenn man tagtäglich damit konfrontiert wird...


Hab ich Boris auch mal drauf angesprochen & er meinte dann, daß gerade diese Vielfalt an tagtäglichen Spitzenleistungen seiner Kollegen ist, die es ihm so unglaublich schwer macht, sich für ein Design zu entscheiden. :mrgreen:
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Beitragvon Bad*Kitty » 12.02.2007 21:00

Da haste schon Recht, Herger (obwohl ich weder zu Booth noch zu Hernandez gehn würde, aber das hat andere Gründe :wink: ).
Ich hab glaub ich zu explizit an ein paar gedacht, die sch... tätowiert sind und auch selber Sch... fabrizieren.
Mein Frisör hat auch ne Ätzfrisur und ich geh dennoch hin *g*, so gesehn... überzeugt!
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Re: Nicht tätowierte Tätowierer

Beitragvon SpikesMum » 12.02.2007 21:46

DaMax hat geschrieben:Leute bei denen dies nicht der Fall ist bezeichnet er wenig schmeichelhaft als Parasiten.


Ich finde diese Aussage doch etwas sehr überheblich (auch wenn ich den Herrn nicht kenne bzw. nie kennenlernen werde).

Was macht denn einen guten Tätowierer aus? Seine/ihre Haut oder sein/ihr Talent?

Ich kenne Verkäuferinnen in Bekleidungsgeschäften, die sichtbar Kleidergrösse 44 und darüber tragen ... sind sie darum schlechtere Verkäuferinnen als die lebenden Kleiderständer bei H&M?

Ich hätte wenig Probleme damit, mich von einem "nackten" Künstler verzieren zu lassen. Da würde wahrscheinlich die Neugier siegen :p

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Beitragvon margera » 12.02.2007 23:00

ich würde das auch nicht drana festmachen ob mein tattwoierer selbst bunt ist, es wäre vielleicht etwas komisch für mich aber wenn er saubere arbeiten hinlegt wieso nicht?
wie die anderen schons agen, er wird seine gründe haben.
ausserdem würde ich es auch nicht danach festlegen was er für tattoos hat oder wie die zusammen gestellt oder gut gestochen sind.
die hat er wohl "wahrscheinlich" nicht selbst gemacht und jeder hat so seine gurke :wink:
was er auf der haut hat hat doch nix damit zu tun was er anderen auf die haut zaubert.
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Beitragvon Hoschte » 13.02.2007 7:43

Mir ist es auch Latte ob derjenige Tätowiert ist oder nicht. Aber son Tätowierter macht schon etwas mehr her :p Ausserdem weiß ich es doch vorher meist gar nicht. :wink: Was überzeugen muss sind die Arbeiten die der/die jenige fabriziert.

---------------------------
Etwas OT:

Auch wenn gerade diese Aussage von Theo Jak etwas übertrieben ist, finde ich seine Einstellung sehr geil und möchte noch einmal jedem ans Herz legen sich das Interview zu Gemüte zu führen. :wink:

Gruß Kai
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Beitragvon Phoenix » 13.02.2007 8:17

Ich sehe es eher auch so dasein er der nicht tätowiert ist mir eher suspekt vor kommt.

er weis halt garnicht was er da tut.Oder einem an tut.
Was ist alleine mit dem "Übungsbein".

What ever, mir ist es suspekt.
der Phoenix
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Beitragvon Pe52 » 13.02.2007 8:48

.. also ich finde dass der Beruf des Tätowierers nicht nur Profession sondern auch Lebenseinstellung ist. Meinereiner würde auch tätowieren wenn man keine Kohle dafür bekommt, dann müsste ich halt noch zusätzlich arbeiten. Für mich also selbstverständlich tätowiert zu sein.
Um beim Beispiel Boris zu bleiben: Kenne ihn schon seit 99, ist ein super netter Kerl und ich hätte gern ein Tattoo von ihm. Leider für mich net machbar da er immer noch nicht selbst unter der Nadel war. Ist ein wirlich grosser Künstler, aber leider kein Tätowierer. Und ich bin überzeugt dass wenn er das gleiche Geld mit Leinwandbildern verdienen könnte es keinen tätowierenden Boris mehr geben würde.
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Beitragvon Chris Kay » 13.02.2007 13:51

Ich gehe da vollkommen mit Peters Meinung konform. Für mich muß ein Tätowierer selbst tätowiert sein. Ich arbeitete eine Zeit lang mit einigen Artists zusammen, die im Schlepptau von Boris nach Deutschland kamen. Von denen war nicht einer etwas mehr tätowiert. Mit der Kohle, die sie als Tätowierer verdienten, bauten sie sich in Ungarn ein zweites Standbein auf und einige davon stechen heute selber nicht mehr, obwohl sie Talent haben. Jetzt führen sie Bauunternehmen oder haben sich eine Dönerbude gekauft(kein Scherz). Für sie war das Tätowieren nur Mittel zum Zweck.
Wie Peter schon sagte, ist Tätowierer nicht nur Beruf, sondern Lebenseinstellung und die trage ich , um glaubwürdig zu erscheinen, nach außen.

P.S
Es soll sogar eine Tattoozeitschrift geben, die wird von Leuten heraus gebracht, die haben kein einziges Tattoo. :wink:
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