von dunkelbunt » 11.05.2011 10:26
Ich habe mir diesen Thread gerade durchgelesen... und habe mich wie ein Unfallgaffer gefühlt: Da wird von Anfang an ganz klar darauf hingewiesen, dass viele Möchtegern-Hochmotivierte nicht mal die Worte 'Tätowierer' und 'Tattoo' richtig schreiben können - und, wenn ich den Überblick behalten habe, kein einziger derer, die hier ihr Leid über das Nichtfinden einer Ausbildungsstelle als Tätowierer geklagt haben, konnte die Worte korrekt schreiben.
Ich zeichne schon so lange ich denken kann, glaube aber dennoch nicht, dass ich für den Beruf geeignet wäre, gerade weil ich mich gedanklich damit auseinandergesetzt habe. Dieser Thread hier eignet sich mehr als viele andere, die ich gelesen habe, um sich ein Bild von dem, was verlangt und benötigt wird, zu machen. Und das fängt schon damit an, dass der Interessierte hier lernen kann, dass eine ordentliche Bewerbung nicht die Erfindung der ungeliebten Spiesser-Gesellschaft ist, sondern über alle Branchen hinaus tatsächlich einen höheren Sinn erfüllt.
Und auch ich kann nur zum Besten geben: In anderen Branchen ist es kaum besser - mein letzter Azubi schloss seine Ausbildung mit einem Werk ab, dessen Schlechtigkeit er damit begründete, dass er ja immer noch Azubi sei (und von mir verlangte, die Schwächen seiner Abschlussarbeit zu korrigieren, weil... ich könne das ja.). Ich habe Lehrer in Ausbildung kennengelernt, die Sport, Bio und Kunst als Fächer lernen, weil man da dann ja nicht schreiben können müsse - und habe Leute nach Hause geschickt, die das Studium machen wollten, weil es ja einfach sei und die Eltern halt ein Studium erwarteten... Man sieht: Auch Abiturienten verhalten sich in ihrer Orientierungsslosigkeit kaum besser, als die hier hin und wieder erwähnten vermuteten Schulabbrecher.
Und dennoch oder deswegen: An all euch Profis - behaltet eure 'Arroganz' bei, Ansprüche an Azubis zu stellen, aber lasst euch die Hoffnung nicht durch Frust verderben... Meines Erachtens gehört zum Tätowieren eben nicht nur Können, sondern auch Talent. Das unterscheidet den Künstler vom Handwerker - und Talentierte sind naturbedingt selten (und dann als Mensch nicht automatisch charakterlich perfekt).
Wünscht edelstählerne Nerven und grüsst, dunkelbunt
"You bloom as I fade."