Köntte es evtl. die automatische "Bildoptimierung" der Kamera sein?
Fast alle Kameras (auch DSLRs) haben heute in der Standardeinstellung sehr steile Kontrastkurven und zur Rauschreduktion wird zum Teil auch der Schwarzwert ziemlich hoch gesetzt. Teilweise wird auch versucht Kontrastkurve und Sättigung "passend" zum Motiv automatisch zu wählen. Das macht die Ergebnisse sehr unvorhersehbar.
Man kann dieses Postprocessing innerhalb der Kamera normalerweise nicht komplett abschalten, aber zumindest berechenbarer machen. Systemkameras bieten bei den Einstellungen den meisten Spielraum, aber auch bei den meisten Kompaktkameras hat man recht viele Möglichkeiten.
Bei Canon schalte ich dazu immer den Bildstil/Picture Style von Hand fest auf Neutral. Bei Nikon gibt es den Color Mode (keine Ahnung, wie es auf Deutsch heißt, da ich keine Nikon besitze), den man auf Neutral stellen kann. Damit bekommt man eine fest ausgewählte sehr flache Kontrastkurve mit relativ geringer Farbsättigung. Ich würde auch alle Optimierungen des Dynamik Umfangs abschalten (Tonwert Priorität/Highlight Tone Priority bzw. Active D-Lighting). Rauschreduktion sollte man am besten auch mal abschalten bzw. auf den niedrigsten verfügbaren Wert herunter drehen. Am besten kann man sich die ganzen Optionen natürlich ansehen, wenn man RAW Dateien machen kann und den RAW Converter des Kamera Herstellers verwendet. Damit kann man viele der Einstellungen am PC durchprobieren ohne ständig neue Fotos machen zu müssen.
Für die Beurteilung des Bildes ist natürlich ein sehr guter Monitor Voraussetzung. Diesen muss man sehr gut eingestellt oder am besten auch noch farbkalibriert haben. Zum Einstellen anhand von Referenzbildern gibt es zum Beispiel
hier ein paar Tipps. Über die Farbtemperaturempfehlung kann man streiten, für Webpräsentation würde ich eher die sRGB Empfehlung 6500 Kelvin nehmen. Die Werbung für die eigenen Produkte einfach ignorieren, Colorimeter und hochwertige Prints gibt es auch an anderen Stellen zu günstigeren Preisen. In den günstigeren Monitirpreiskategorien und bei sehr vielen Laptops werden leider oft Display Panels verbaut, die viele Farbschattierungen einfach nicht darstellen können. Es ist sowieso so, dass alle Geräte unterschiedliche Farbräume haben und damit nicht selten Farbschattierungen eines Geräts außerhalb des darstellbaren Raums des anderen liegen, wo sie dann nur noch zu einer gleichmäßigen Farbfläche werden. Mit den Bemühungen diese untereinander kompatibel zu machen, ist man dann im weiten Feld des Farbmanagements angekommen.
Ein drittes Thema, was man natürlich auch noch diskutieren muss, ist das Thema der Lichtquelle. In Zeiten der aussterbenden Glühbirne ist man leider immer häufiger mit Lichtquellen mit schlechtem
Farbwiedergabeindex konfrontiert. Dieser hat auch einen großen Einfluss auf die darstellbaren Farben. Kontrollierte Studiolichtbedingungen sind natürlich am besten, aber man kann auch in anderen Situationen reproduzierbare Bedingungen mit akzeptablen Farben schaffen.
Der Post ist gerade etwas länglich geworden, aber ich hoffe, dass ein paar Tipps dabei sind, um an eine natürlichere Farbdarstellung zu kommen.