Tattoo & Gesellschaft- eine Frage der Moral?

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Re: Tattoo & Gesellschaft- eine Frage der Moral?

Beitragvon CherryBlossom » 09.10.2012 22:23

Ich studiere auch auf Lehramt für die Gymn. Oberstufe für kath. Religion und deutsch, zudem arbeite ich in einem tattoostudio und ich kann dir sagen das wir unendlich viele Lehrer tätowieren. Auch sehr viele komilitonen von mir sind tätowiert, teilweise auch sichtbar.

Jedoch muss ich sagen das ich persönlich vorerst nichts sichtbares machen lassen werde und deine ausgewählte stelle nicht allzu sinnvoll finde.

Such dir lieber eine stelle aus die du gut verstecken kannst (auch im Brautkleid).

Interessant finde ich das meist die jüngeren sich sichtbar tätowieren lassen... Die "älteren" sind da meist vorsichtiger, ich denke nicht ohne Grund.


Und Sorry, hab vom Handy aus getippt.
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Re: Tattoo & Gesellschaft- eine Frage der Moral?

Beitragvon 170oli » 10.10.2012 13:17

apfelschnecke hat geschrieben:Als eine Repräsentantin dieses System (Lehrerin) steht mir daher ein solches Tattoo nicht zu.

? Sagt wer? Ich befürchte fast, Du musst dich selber erst noch gedanklich von gewissen Zwängen lösen..

apfelschnecke hat geschrieben:meine Eltern, welche dieser Gesellschaftskonvention stark untergeben sind ein Problem, sodass ich das Tattoo häufig verstecken muss

Wer sagt dass du das tun musst? Deine Eltern werden dich trotzdem noch lieben - wenn sie das wegen einem kleinen Tattoo nicht mehr tun würden, dann wäre aber was ganz anderes im Argen.

apfelschnecke hat geschrieben:ABER ich will es unbedingt.

WENN das wirklich so ist, dann: Mach es! Und dann wirst Du es auch nicht bereuen.

(Über die Stelle würde ich mir trotzdem nochmal Gedanken machen - das Tattoo wird trotzdem ein Teil von dir, auch wenn es weniger offensiv sichtbar ist. Wenn Du erstmal mit Dir und deinem Tattoo, von mir aus auch mit der Gesellschaft im Reinen bist, kannst Du dir die Stelle ja immer noch tätowieren lassen.)
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Tattoo & Gesellschaft- eine Frage der Moral?

Beitragvon Eno » 10.10.2012 16:17

Nun, die Frage, ob man sich ein Tattoo machen läßt oder nicht, sollte ausschließlich persönlicher Natur sein. Wenn man sich der Sache sicher ist, muß man nicht in einem Forum nachfragen. Wenn doch, dann lieber warten, die Idee reifen lassen, in sich gehen. Dann erübrigt sich die Frage in einem Forum. Die Gesellschaft, die Familie, also "die Anderen", sollten absolut keinen Einfluß auf die Entscheidung für oder gegen ein Tattoo haben.

Ich habe etwa knackige 20 Jahre gebraucht, um von der ersten Überlegung bis zum ersten Tattoo zu gelangen. Und ich habe erst mit der Sprache rausgerückt, als der Entschluß feststand. Die Reaktionen waren zuerst überraschend ("Was, Du läßt Dich tätowieren?!"), dann, als die Farbe unter der Haut war, faszinierend, neugierig und das obligatorische "darf man es anfassen".

Daher nochmal: mache es mit Dir aus, lasse Dir Zeit, involviere nicht "die Anderen". Es ist Deine Haut, Deine Entscheidung. Und sonst hat da niemand mitzureden. Die Gesellschaft am allerwenigsten.

Grüße

Eno


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Re: Tattoo & Gesellschaft- eine Frage der Moral?

Beitragvon Dresdenfan » 10.10.2012 23:24

Als eine Repräsentantin dieses System (Lehrerin) steht mir daher ein solches Tattoo nicht zu.

In welchem Gesetz steht, dass ich als Lehrer keine Tattoos haben darf? Ich bin selbst seit über 20 Jahren Lehrer und davon nun mittlerweile 10 Jahre tätowiert. Probleme habe ich deswegen noch nicht gehabt (vielleicht sind die Sachsen auch besonders tolerant was das angeht).
Ich finde, du machst dir viel zu viele Gedanken in der falschen Richtung. Man wird durch ein Tattoo kein schlechterer oder besserer Mensch. Wenn du es wirklich haben willst, dann mach es. Und wenn du Sorgen hast, wie deine Mitmenschen darauf reagieren, würde ich mir als einziges noch einmal Gedanken über die Stelle machen. Es gibt genug Stellen, wo man es besser und einfacher verstecken kann.
Und Menschen, die dich wirklich lieben, werden das auch wegen einem kleinen Tattoo nicht ändern.
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Re: Tattoo & Gesellschaft- eine Frage der Moral?

Beitragvon EmilyKlagemacht » 10.10.2012 23:32

Ich bin auch Lehrerin und deutlich sichtbar tätowiert. Ich würde mal sagen, ich arbeite in einem Stadtteil in dem die Kinder aus sehr guten Elternhäusern kommen und bisher hat sich noch nie irgendjemand beschwert.
Mit welcher Begründung auch? Ich soll die Kinder erziehen und unterrichten und das kann ich nicht schlechter, nur weil ich tätowiert bin.
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Re: Tattoo & Gesellschaft- eine Frage der Moral?

Beitragvon Freakzilla » 11.10.2012 19:02

Bin auch gerade mitten in meinem Lehramtstudium (Englisch und Geschichte/Soziologie/Politische Bildung).

Ich hab das Glück bzw das Pech (je nachdem wie mans nimmt^^), dass ich mit 18 so dumm war, mir als erstes Tattoo den Unteram einfärben zu lassen. Im Nachhinen betrachtet wohl nicht die klügste aller Ideen, aber andererseits auch meine Standardausrede um den Rest der Arme auch noch voll zu machen. :mrgreen:
In weniger toleranten Schulen sind lange Ärmel für mich ohnehin Pflicht, also ist es auch schon egal.

Ich denke, solang man die nötigen Qualifikationen hat, gepflegt auftritt und den Schülern bzw Eltern nicht bewusst kontroverse Motive unter die Nase hält, sollte es keine größeren Probleme geben, selbst wenn mal gelegentlich ein kleiner Teil eines Tattoos unter der Kleidung herausschaut.

Bei diversen Unterrichtspraktikas hab ich auch noch nie Probleme gehabt. War immer 'brav' und seriös angezogen, die 10mm Tunnel sind mit unscheinbaren Plugs gestopft worden und meine Labrets hab ich rausgenommen. Tattoos waren manchmal sichtbar (Ärmel hochkrämpeln ist wohl eine Angewohnheit die ich nur schwer loswerde^^), aber gestört hats niemanden. Ganz im Gegenteil: Schüler und Lehrer waren gleichermaßen vom Gesamtpaket beigeistert.

Dennoch würde ich sagen, dass es immer auf die Schule ankommt. In einer katholischen Privatschule würde man sich mit einem typischen TLW wohl nicht besonders beliebt machen. ;D
Ansonsten sind eigentlich viele höhere Schulen relativ tolerant geworden. In meiner früheren Schule (Handelsakademie) war auch der ein oder andere Prof tätowiert und keiner davon hat sich großartig Mühe gemacht die Werke zu verstecken.

Im Endeffekt ist mir meine Selbstverwirklichung wichtiger als den bestbezahlten Job zu finden. Werde mir nach dem Studium bewusst "tolerantere" Schulen suchen und vorher in Praktikas schon mal versuchen einen guten Eindruck zu machen. Es muss ja keine Privatschule mit Top-Bezahlung sein, für mich stehen der Spaß am Job und ein nettes Umfeld im Vordergrund.
Ist wohl auch besser so, denn wenn man sich Tag ein Tag aus verstellen und verstecken muss, wirkt sich das auch früher oder später auf die Leistung aus, mal abgesehen davon, dass das Burnout Risiko noch höher wäre als es in diesem Berufsfeld ohnehin schon ist.
If liberty means anything at all it means the right to tell people what they do not want to hear.
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Re: Tattoo & Gesellschaft- eine Frage der Moral?

Beitragvon tinydancingdoll » 12.10.2012 16:21

Ich war selbst auf einer katholischen Privatschule - da war nichts mit tätowierten Lehrern. Auf der staatlichen Schule gegenüber gab es dagegen mehrere tätowierte Referendare und Lehrer mit Piercings etc. Kommt also schon drauf an, wo man am Ende landen möchte. (kA wie es in den anderen Bundesländern aussieht, aber in NRW bewirbt man sich ja direkt bei den Schulen)

Habs schon in einem anderen Thread gepostet, ich war diese Woche doch sehr erstaunt, wie buntig die Lehramtsstudis rumlaufen - Eine mit Totenkopf-Chestpiece, ein anderer mit extrem gedehnten lobes und viele andere Studis mit kleinen Tätowierungen, dafür aber an offensichtlichen Stellen - u.a. am Hals! Das mit dem Chestpiece fand ich dann doch etwas übertrieben, einfach weil sie garantiert nicht älter war als ich (21) und dann direkt ein Schädel aufm Dekotlett :P War aber keine Gurke - das fand ich gut. 8)

Die anderen haben mMn schon alles richtig gesagt. Ich verstehe nicht, warum das Tattoo unbedingt im Nacken ansetzen muss. Dann macht man es halt an eine komplett versteckte Stelle und gut ist. Es ist mit Sicherheit wichtig, sich Gedanken zu machen - Nicht jeder kann es sich erlauben, die "Selbstverwirklichung über alles"-Schiene zu fahren. Aber übertreiben muss man es dann doch nicht. Du wirst Lehrerin, nicht die Kaiserin von China! Ich glaube, du selbst hast noch ein ziemlich veraltetes Wertesystem (vllt durch deine Eltern). Lass dir lieber Zeit mit der Entscheidung.
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Re: Tattoo & Gesellschaft- eine Frage der Moral?

Beitragvon peep11 » 12.10.2012 17:48

Ich bin ebenfalls Lehrerin an einem Gymnasium und habe auch Tattoos, allerdings bis jetzt nur auf dem Rücken und auf der Schulter, also Stellen, die man gut verdecken kann. Bei uns laufen aber auch Lehrer/innen rum, die am Fuß und Bein, also im Sommer, sichtbar tätowiert sind. Gab bisher keine Probleme.

Ich sehe das wie Freakzilla:
Ich denke, solang man die nötigen Qualifikationen hat, gepflegt auftritt und den Schülern bzw Eltern nicht bewusst kontroverse Motive unter die Nase hält, sollte es keine größeren Probleme geben.

Natürlich könnte ein bestimmtes Elternklientel bei sichtbaren Tattoos Probleme machen. Deshalb meide ich zumindest bisher sichtbare Körperstellen. Aber das muss man doch in anderen Berufen im Blick auf die Kundschaft auch!
Außerdem steigt der Anteil tätowierter Eltern; leider sind besonders die bedeutungsschweren für-jedes-Kind-ein-Sternchen-Tattoos nach wie vor hoch im Kurs :)
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