@DennisTW/V...
Man möge mir verzeihen, dass ich mich heute nicht zu den Wanderpredigern geselle. Doch geschieht´s nicht ohne Grund: Zu oft erhob sich jener kleine Mann des finsteren Geschlechts um in goldnem Namen Unflätiges zu tun. Man denke nur an all die vielen Bürger, welche der kleine Mann so regelmäßig schilt. Manchmal möchte ich lauthals schreien: ?Siehst du denn den Spiegel nicht?? Doch seh´ ich schon vorm geistigen Auge, wie ich in den Worten des Mannes selbst zum ?dummen Volk? degradiert werde. Der Ordnung halber braucht ein jeder Wanderprediger einen großen Schrank, in welchem fein säuberlich die Etiketten eingeordnet sind. Spricht er über seines Gleichen, so greift er nach oben zu den Symbolen der gehobenen Denkerschicht. Mockiert er sich über die Gewohnheiten der Niederen so greift er finster grinsend zu den unteren Schubladen. Seht ihr seinen Blick, der stets gerichtet ist um wieder mal zu richten?
Wollte man sein Benehmen als Kunst begreifen müsste man ihn mit einem Gaukler vergleichen, der, wohlwissend über die Ungerechtigkeit des eigenen Spiels, stets nur den anderen zuschaut. Dies trifft es jedoch noch nicht recht, da unser Mann die Rolle des Beobachters übersteigt. Man mag ihn vielleicht mit einem Richter vergleichen, der statt des Buches der Gesetze seine eigenen Vorstellungen zur Grundlage des Spruches macht. Und wie es auch der Richter niemals tun kann, so ist auch unserem Mann verboten über sich zu richten. Denn keinem Mann der gehobenen Denkerschicht geziemt es, dass einer der ihren sich einmal erhebt um über eigene Gewohnheiten zu sprechen. Sonderbar an diesem Bund mag nur erscheinen, dass niemand, der dies hier liest sich dazu zählen wird. Wartet man jedoch auf andere Gelegenheit so zeigen die Mitglieder mit vor Stolz schwellender Brust und himmelragendem Kinn warum ich von ?Gehobenen? sprach. So möchte ich nun schließen und diesen Brocken Worte hier verweilen lassen, auf dass ein Mensch, gleich welcher Schicht er sich verbunden fühlt, ihn findet und verschlingt.