Hallo zusammen,
ich bin ein eher stiller Mitleser dieses Forums und finde ihr bereichert die Tattoo Welt im großen und ganzen ungemein. Ich möchte mich nun einmal bei den Moderatoren bedanken, die Zeit und Mühe investieren um das ganze am laufen zu halten.
Der Threattitel mag provokant klingen und soll es auch sein - aber nein ich möchte nicht von den Pros hören wie man dies und jenes richtig einstellt oder dergleichen.
Wenn jemand wirklich Tätowierer werden will wird der Erfolg nicht von einem Internetforum sondern von der eigenen Motivation abhängen, von daher ist diese Diskussion für mich müßig.
Mir geht es vielmehr darum dieses Forum zu bereichern und vielleicht ein kleines bisschen zum umdenken anzuregen, dazu muss ich ein wenig ausholen.
Schon immer an Kunst und besonders an Tätowierungen interessiert war für mich schon früher klar, sowas muss ich auch haben. Als Kind der eher spießigen Mittelschicht war dies natürlich etwas außergewöhnliches, verrufenes. Als ich dann einige Jahre später mein erstes Hautbild bekam ging es erst richtig los. Immer größer musste es sein. Immer besser. Ich investierte tausende Euros in die schönsten Motive und Tattoos, bin gereist, habe verschiedenste Stilrichtungen durchprobiert und mich nur in den renomiertesten Studios rumgetrieben.
Eine Sache fehlte jedoch immer: Das Verruchte, das Echte, das Erlebnis
Früher war ein Totenkopf auf dem Arm vielleicht etwas Verrücktes, etwas womit man sich ausserhalb der Gesellschaft positioniert, aber heute?
Ich lasse mich aus der Motivation heraus tätowieren, den Leuten zu sagen das ich anders bin, FUCK THE WORLD!
Aber fuck the world hat nun jede zweite Hausfrau in Form eines Namens, Rose Herzens usw irgendwo tätowiert.
Aber zu meinem Glück bewege ich mich in Subkulturen in denen weder Gesetz noch gesellschaftliche Normen besonders große Bedeutung haben, also kam der erlösende Gedanke. DIY aka do it yourself. Mehr als ein bisschen Geld, Ebay, was zum draufsitzen und gute Freunde braucht man wohl nicht zum tätowieren.
Mittlerweile sind ich und viele Freunde Bekannte und Bekanntschaften stolze Besitzer mehr oder weniger schöner Tatauierungen.
Es ist so ein bisschen wie mit legalen und illegalen Graffitis, für mich hat beides eine Daseinsberechtigung, doch das illegale schnelle dreckige hat mich immer mehr angezogen.
Es geht mir nicht um Leute die verzweifelt versuchen zuhause das zu machen was Tätowierer im Studio machen und dabei kläglich scheitern weil ihnen Talent, Ausdauer und vor allem Selbstreflexion fehlen. Das ist einfach nur armselig
Es geht um Leute die sich ausleben, einen Fick drauf geben und einfach machen, Um Leute aus dem Knast, spontane Sessions...
Denkt daran woher Tattoos kommen, wie die Pioniere es gemacht haben.
Ich will nicht dazu anstiften es so zu machen es gibt immer ein Risiko, klar das Tattoo wird technisch nicht so anspruchsvoll sein,klar die Hygiene ist nicht so wie in einem Studio, dessen sollte man sich bewusst sein,doch ich würde mir wünschen dies nicht zum Tabuthema zu machen.
Gerade in einem so großen Forum gibt es sicher viele Leute die es interessieren würde, was andere für Erfahrungen gemacht haben.
Wenn dieses Thema aufkommt werden immer die gleichen Stimmen laut: unverantwortlich, hässlich, die Würde des Berufs blablabla.
Warum kann jemand nicht von seinen Erfahrungen in diesem Bereich berichten ohne beleidigt zu werden?
Meiner Meinung nach ist dies die Essenz, das Herz des tätowierens, das ausprobieren, das eben nicht der Norm entsprechende.
Vielleicht finden sich ja Leute die bereit sind Erfahrungen in dem Bereich, oder auch Bilder zu teilen, ich fände dies sehr interessant und würde mich darüber freuen.