Mit der Einführung des Wortes in die europäischen Sprachen war auch ein Diskurs eröffnet, der die Tätowierung zum Beobachtungsgegenstand machte. Von Mitte des 19. Jahrhunderts an bis etwa zum Ersten Weltkrieg erlebte die Tätowierung in Europa eine Hochzeit. Während der zwei Phasen einer regelrechten »Tätowierungswut« 1870-1880 und 1905-1910 war die Nachfrage so groß, dass sich erste Berufstätowierer etablierten. Aus dieser Zeit existieren keine ernstzunehmenden Statistiken, es wird aber davon ausgegangen, dass in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu 20 Prozent der Bevölkerung tätowiert waren – vornehmlich Angehörige der unteren Schichten, Seeleute, Hafenarbeiter, Soldaten, Fabrikarbeiter, Nichtsesshafte, Erntearbeiter, Marktfahrer, Hausierer und Jahrmarktsleute.
http://jungle-world.com/artikel/2010/37/41753.html