von upsidedown » 20.08.2013 11:53
Dunkelbunt, lese bitte mal nochmal die ganze Überarbeitung. Ich hab es ja bewusst insgesamt von Dir wegformuliert. Ich hatte Deine Intention falsch verstanden.
Mit Geisteshaltung meine ich, dass Menschen allgemein gerne ihren Erfahrungshorizont zur Welt erklären. Alles was sie darin nicht erfahren haben, das also trotzdem existent ist, können sie nur schwer integrieren.
Daraus folgen Wahrnehmungen wie das aus der Mode gekommene Tribal, Tattooshops die es ablehnen und/oder nicht gerne machen, das gute Shops jene sind die es nicht (gerne) machen. Etc.
Diese Folgerungen bilden sich aber nur durch Wahrnehmung einer eingeschränkten Realität.
Soviel dazu. Und das eben auch nur aus dem begrenzten Blickfeld meiner Augen.
Am Ende ist das Tribal besser als sein Ruf und seine Interessenten genauso schlecht oder gut wie die jeden anderen Stils. Wenn dann leidet das Tribal wie jedes andere Tattoo unter zwei typischen Kundenwünschen (die den typischen Tattookunden da draussen wesentlich von uns hier unterscheidet): es darf nicht zu groß sein und es soll aber trotzdem viel darin passieren.
(Das führt dazu, dass man nur schlecht den Flow der Körperform aufnehmen kann und eine Form hat, die nicht mit dem Körper, sondern nur in sich auf dem Körper lebt. Meist ist es damit so in sich abgeschossen, dass es nur mühevoll nach außen geöffnet und nur unzureichend in eine Körperform geführt werden kann. Das gilt aber eben für jede andere Tätowierung auch.)
Die selbe Empfindung habe ich, wenn ich die mittlerweile auch ein paar Jährchen alten, zusammengestoppelten Oldschool"sleeves" sehe, wo ein Kinkerlitz an den nächsten genagelt und die Einzelmotive willkürlich miteinander verbunden werden mussten.
Ich kann die Studios und Tätowierer gut verstehen, die sich auf Stile spezialisiert haben, die ohne jede Diskussion im Regelfall mehr Fläche benötigen, von ganzen Flächen leben. Und ich kann verstehen, dass man die Hände über dem Kopf zusammenschlägt wenn etwas hereinkommt, dass die typischen alten Diskussion mitbringt (wobei es die immer geben wird).
Um noch weiter abzuschweifen... das Problem ist im Umkehrschluss für nicht spezialisierte Studios, dass man (über)leben will (es ist ja manchmal ganz erstaunlich wer da mit welcher Qualität richtig Kohle macht). Wenn da einer reinkommt und ein Tribal am Oberarm will (so wie wir es jüngst gesehen haben hier im Forum), hat der die Ambition, dass sich auf der kleinen Fläche möglichst viel bewegen soll. Wenn Du dem mit Flow und Körper kommst, sieht der vor Augen einen Oberarm mit drei "Geschnörkseln" und findet kein Sättigungsgefühl. Der Wunsch nach "Erweiterung" kann direkt angesprochen werden und wird glattweg ignoriert, entsteht aber nach sechs Wochen wunderlich ganz von selber. Am Ende machen viele Studios diese Arbeiten so wie es der Kunde wünscht.