edith: ich beziehe mich hier auf "wahllose schwarze schnörkel" .. nicht auf traditionelle polynesische, maori o.ä. stammestätowierungen... wobei dafür eigentlich auch ähnliche kriterien gelten und die diskussion, ob man die als nicht-stammesmitgleid überhaupt tragen sollte, ist eh wieder ne andere.
Mit diesem Thread sind ja die "wahllosen schwarzen Schnörkel" gemeint. Das ist das, was so allgemein unter dem Begriff Tribal in unseren Breitengraden verstanden wird.
Ganz genau genommen haben die aber auch ihre Wurzel in Stammestätowierungen, aber erst nachdem Zulueta diese Formen etwas abgewandelt hat begann Anfang der 90er der Siegeszug.
Mitte der 90er gab es durch "From Dusk Till Dawn" dann einen richtigen Boom. Millionen Männer wollten wie Clooney aussehen... und damit nahmen die "wahllosen schwarzen schnörkel (+Zacken) ihren Lauf.
Wer weiß, vielleicht wäre diese Diskussion gar nie entstanden, wenn damals der Maskenbildner ein wirklich gutes, angepasstes Tribal aufgemalt hätte...
die meisten tribals, die gezeigt werden, sind eben auch qualitativ in den 90ern anzusiedeln.
Technisch gesehen werden Tribals heute nicht anders gemacht als damals. Die Anforderungen sind genau die gleichen. Es gab damals qualitativ schlechte und es gibt heute qualitativ schlechte. Aber was damals qualitativ gut ausgeführt wurde, das ist auch unter heutigen Standards immer noch qualitativ gut. Nur die Masse entspricht dem leider nicht, denn
Wirklich gute Tribals sind halt keine ganz einfache Sache. Die leben von einer perfekten Anpassung an den Körper - und eine saubere Linienführung sowie richtig deckend schwarze Flächen sind eben auch alles andere als einfach.
Ich glaube, Tribals waren halt allzu oft "Spielwiese" für Leute, die glaubten, nur für ein wenig Schwarz müsse man nicht soooo richtig tätowieren können und das hat sie (grundsätzlich zu Unrecht) in Verruf gebracht..
Ich habe die Zeiten ja mitbekommen. Mein Eindruck war, dass die meisten Träger das einfach unterschätzt haben: Mal eben schnell zack-zack.
Heute bedauere ich vor allem, dass der Tätowierernachwuchs auf breiter Front Tribals Verachtung entgegenbringt. Dabei halte ich die Dinge, die man beim Stechen von Tribals lernt, für unendlich wertvoll für alle weiteren Stile. Viele täten sich leichter, wenn sie diese Facette nicht einfach übersprungen hätten.
Ich persönlich steche sie nun nicht mehr, weil sie den Löwenteil der Coveranfragen ausmachen. Mittlerweile habe ich sicher annähernd so viele gecovert, wie ich damals gestochen habe... und deswegen habe ich einfach ein persönliches Problem damit. Aber ich wende jeden Tag in allen anderen Arbeiten an, was ich durch die Tribals gelernt habe, und die seltenen Situationen, in denen man mal ein gut gemachtes Tribal vor die Augen bekommt, erfreuen auch mich.
Ist Biomechanik nicht das moderne Pendant zu den Tribals der 90ern?
Das sehe ich nicht so. Giger war auch schon Ende der 80er/Anfang der 90er ein großes Thema. Zeitgleich haben sich aus den Zulueta-Tribals andere Variationen entwickelt, die Tribals wurden schattiert, dann räumlich ineinandergedreht... und letztendlich hat das alles zusammen zu dem geführt, was heute unter "Biomech", "Bioorganic" und "Fraktal" läuft.
verhält sich ähnlich wie die sache mit den "blümchen & schnörkeln". insgesamt ne lahme, ausgelutschte sachen - kann aber durchaus überzeugen, wenns entsprechend qualitativ hochwertig angelegt & umgesetzt wurde!
Das sehe ich auch so. Eigentlich gibt es da die gleiche Problematik wie bei den Tribals: Es erscheint den zukünftigen Trägern zu simpel. Eben weil man es so häufig sieht. Und das, was man häufig sieht, ist i.d.R. schlecht, schnell und lieblos draufgeballert. Fälschlicherweise wird dann erstmal angenommen, "dass das immer so aussehen muss". Genau wie bei den Tribals.
Wenn Tribals auch Maori beinhalten, dann sind für mich Tribals die neuen Tribals
Das kann ich auch bestätigen. In den letzten ein/zwei Jahren geht der Trend in den Nachfragen wieder zu den indigenen Wurzeln. Sowas will ich auch nicht machen, weil ich schlicht das entsprechende Hintergrundwissen nicht habe, was man meiner Meinung nach für so etwas braucht... aber das ist wieder eine andere Sache.