Gesellschaftliche Wahrnehmung von Tätowierungen...

[Laurinsdad]

Habs mal ausgefüllt. Wirklich schwer gegen die AGG-Hemmschwelle anzuklicken.
Hab ich den verpasst oder gabs beim Kindergarten keinen männlichen tätowierten Bewerber ?

[ReginaM]

Es ist eine Zufallsauswahl - die Kombinationen aus tätowiert/nicht tätowiert, Geschlecht und Beruf variieren.

Ich danke dir

[METAHOLIC]

Ich habe mir die 5 Minuten (sehr knapp bemessen!) Zeit genommen, es dann aber doch nicht ausgefüllt. Für mich ist diese Umfrage völlig an der Realität vorbei! So läuft eine Bewerbung einfach nicht ab... Nur weil ich Tattoos mag, heisst das nicht, dass ich mich deswegen für oder gegen ein bestimmte Person entscheide. Hat Nanun eh schon geschrieben. Die Fragen sind schlicht schlecht gestellt und ich weiss nicht, was die Umfrage beantworten soll...

Das Thema Tattoos ist so breit und interessant, aber für wissenschaftliche Arbeiten sind immer nur die selben langweiligen Klischees relevant!

[Laurinsdad]

Dachte ehrlich gesagt auch da käme am Ende noch mehr/was interessanteres.

[ReginaM]

Was die Personalentscheidung angeht - klar, das ist völlig fern von der Realität, das weiß ich. Aber es ist, wie schon geschrieben, eine hypothetische Situation. Relevant ist dabei für mich, wie weit eine Tätowierung die Entscheidung für oder gegen eine Person beeinflusst, wenn das einzige Unterscheidungsmerkmal, neben dem Geschlecht, eine offensichtliche Tätowierung ist.

Ich denke auch, dass es viele unfassbar tolle Themen gibt, sei es kunsthistorisch oder ähnliches, aber ich bin nun mal im Bereich der Soziologie unterwegs und da stehen Faktoren des menschlichen Zusammenlebens im Mittelpunkt. Ich interessiere mich vor allem für die Frage, was macht eine offensichtliche Tätowierung im Alltag - werden diese Menschen anders wahrgenommen und wenn, wovon hängt es ab, dass sich das Bild der Person ändert und in welche Richtung verändert es sich. Ich finde, dass das durchaus interessante und vor allem relevante Fragen sind.

[DannyM3]

Aber genau dann ist doch entscheidend ob der gegenüber ein gescratchtes ACAB oder z.B eine samohin-rose auf den Unterarm hat

[LÖö]

Ich bin ja mal gespannt auf den gemeinsamen effekt von Tattoo und Geschlecht, vor allem vor dem Hintergrund der jeweiligen Stelle. Allerdings gibt es die Fantasie zweier identischer Kandidaten nicht - und offensichtliche Tätowierungen bei einem Vorstellungsgespräch fallen ja schon in die Kategorie "sehr krasse Randerscheinung". Zumal die Vorstellungen der Befragten Hinsichtlich der besseren Eignung ja auch nur auf Stereotypen beruhen.

[Laurinsdad]

Die Situation Vorstellungsgespräch ist eben auch etwas merkwürdig finde ich.
Alltäglichere Situationen wären eventuell aussagekräftiger.
Und wie meine Vorredner schon sagten eine Unterscheidung zwischen üblen Anker oder HASS auf den Fingern und nem absolutem Brett von Tätowierung wäre ebenfalls interessant.



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[Macavity]

Relevant ist dabei für mich, wie weit eine Tätowierung die Entscheidung für oder gegen eine Person beeinflusst, wenn das einzige Unterscheidungsmerkmal, neben dem Geschlecht, eine offensichtliche Tätowierung ist.

Dann ist es aber ganz schön ungeschickt, die Umfrage so einzustellen, dass es scheinbar völlig zufällig ist, wie Geschlechter und Tätowierungen gegenüber gestellt werden... denn ich darf jetzt bei Frage 1 wählen, ob ich einen nicht offensichtlich tätowierten Mann oder eine nicht offensichtlich tätowierte Frau einstellen würde... verrate mir doch mal, was genau meine Antwort jetzt über meine Einstellung gegenüber Tattoos aussagt?

[LÖö]

Dann ist das Geschlecht eben das tatsächlich einzige Unterscheidungsmerkmal - und allein das ist ja schon ausschlaggebend genug für Stellenbesetzungen.

[ReginaM]

Guten Morgen
Ja, in dem Fall ist es dann das einzige Unterscheidungsmerkmal. Die Auswahl, die jeder Befragte erhält, ist zufällig. Dann kann es passieren, dass eben diese Kombination, in der sich einzig das Geschlecht unterscheidet, auch vorkommt. Ich muss aber wirklich alle Möglichkeiten abdecken - es kann ja auch den Fall geben, dass es jemanden gibt, dem Tätowierungen komplett egal sind, aber der generell keine Frauen/Männer einstellen würde. Und auch das muss in einer Beantwortung möglich sein. Es ist ja leider kein Wunschkonzert, wie jemand denkt und entscheidet.

[LÖö]

Es ist soziologisch aber einfach zu kurz gedacht, dass die letztendliche Entscheidung an solch extrahierbaren Faktoren hängt. Das ist doch wesentlich komplexer und je nach Unternehmen/Teamstruktur unterschiedlich...

[ReginaM]

Ich weiß, dass es komplex ist und abhängig von vielen Faktoren ist, wahrscheinlich gibt es sogar regionale Unterschiede. Aber - es geht mir dabei nicht um die Entscheidung in einer speziellen Situation (da hätte ich besser eine offene Frage draus gemacht und gefragt, bis zu welchem Grad es in Ordnung ist, wenn jemand in diesem Bereich wie tätowiert ist. Und selbst das wäre nicht so leicht so beantworten gewesen, es gibt immer Faktoren zu bedenken und es ist eine Einzelfallentscheidung).
Ich weiß, dass es stark reduziert ist und ich eine Entscheidung einfordere, die nicht leicht zu treffen ist. Aber: im Ergebnis will ich wissen, ob es einen Einfluss gibt und das bekomme ich damit am ehesten.
Die Realität sieht zum Glück anders aus, das wesentlich mehr Faktoren herangezogen werden. Aber mich interessiert, ob die Tätowierung ein soziales Stigma ist und bei gleicher Eignung die nicht tätowierte Person bevorzugt wird. Oder ob es keine Rolle spielt.
Die Befragteneigenschaften sind hier besonders, da ich davon ausgehe, dass die meisten hier selbst tätowiert sind, bzw Tattoo-Anhänger sind. Aber dir Befragung ist ja auch an alle anderen gerichtet. Und glaubt mir, da sehen die Antworten schon arg anders aus.

[upsidedown]

Am Anfang kurzen Prozess gemacht. Lähmend. Ist nicht die erste Umfrage hier. Vorweg, die Fragen sind so plakativ, dass man sofort den Braten riecht.

Mir widerstrebt zudem zwischen einem tätowierten und einem untätowierten Bewerber zu unterscheiden. Zum anderen bin ich als Personalchef der Linie meines Arbeitgebers verpflichtet, unabhängig von meinen persönlichen Freiheitsempfindungen. Und in letzter Konsequenz bin ich das sogar als Firmeninhaber gegenüber meinen Kunden. Diversity Management will erstmal durchgehalten sein.

Zum dritten habe ich von Umfragen langsam die Schnauze voll. Die soziologischen Untersuchungen haben nicht den geringsten Einfluss auf unsere Gesellschaft.

Und in einer Zeit wo prekäre Arbeitsverhältnisse zunehmen, die Medien die Gesellschaft zunehmend spalten, ne Zeit wo ein internationaler Brausehersteller die Wasserreserven in indischen Landstrichen nachhaltig vernichtet und verseucht, während das gleiche Indien in Südamerika riesenhafte Agrarflächen kauft, was weitere Rodung von Wäldern zur Folge hat, eine Zeit wo Weizen an Börsen spekuliert und verschifft wird, während er bei uns in Biogasanlagen gestopft wird, in einer Zeit wo wir unseren Elektroschrott in Afrika abwerfen, während in deren Minen die Rohstoffe für unseren Schrott unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut werden ...

... mache ich mir um so eine Scheisse einfach keine Gedanken mehr!

Zur Umfrage nochmal... ich glaub, dass das Ergebnis mehr als irrelevant ist. Nur 30% würden einen Tätowierten als Polizeibeamten sehen wollen? Oder 50% oder vllt doch 70%? Tätowierte werden wohl eher den tätowierten Bewerber tolerieren? Aber vllt im Einzelfall eine subjektiv berufliche Notwendigkeit akzeptieren? Und dann? Na und!!! Das ist doch nichts Neues?!

(Im übrigen gibt es PR-Agenturen die einigen Aufwand betreiben um Internetumfragen zu manipulieren)

[monkima]

Danke Boris !