Urheberrecht

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Urheberrecht

Beitragvon Penny_Lane » 15.06.2011 7:08

Hallo Foris !

Vielleicht kann mir einer von euch weiterhelfen. Habe unter Suchen keine richtige Antwort auf meine Frage gefunden.

Es ja diverse Webseiten, wo man Graphiken, Fotos, etc. für Gebühr downloaden kann. Ich spreche wohlgemerkt jetzt nicht von Fotos von Tätowierungen ! Auf einer Seite davon, wo es ein Motiv gibt, das ich gerne abgewandelt nutzen würde (nicht originial, das ginge auch gar nicht) habe ich mich jetzt mal durch die Rechtsbelehrung gekämpft, englisches Fachchinesisch mit miesem Übersetztungsprogramm in deutsches Fachchinesisch übersetzt, teilweise völlig unverständlich. Es scheint aber, dass nur die Veröffentlichung oder geschäftliche Nutzung der Fotos als Mißbrauch gesehen wird - aber wie ist es jetzt, wenn ich mir das Motiv (in abgewandelter Form) tätowieren lasse ? Ist ja absolut private Nutzung. Andererseits verdient der Tätowierer Geld damit, also doch geschäftliche Nutzung ?

Es geht mir nicht darum, die Gebühr für das Motiv zu sparen. Und selbstverständlich habe ich Respekt vor dem geistigen Eigentum anderer Menschen ! Ich habe nur keine Lust, mich auf ´ner obskuren amerikanischen Seite anzumelden, dort meine privaten Daten zu hinterlegen, extra dafür eine Kreditkarte zu erwerben, und dann den Rest meines Lebens mit Werbemails von denen überschwemmt zu werden. :?

Wie abgewandelt muss ein Motiv sein, um kein Urheberrecht mehr zu verletzen ? Im Zweifelsfall lasse ich das mit dem Motiv lieber ganz bleiben.
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Urheberrecht

Beitragvon upsidedown » 15.06.2011 9:06

Tatsächlich ist es rechtlich betrachtet schwierig zu beurteilen. Es spielen Fragen aus dem (Kunst)urheberrecht eine Rolle, damit auch Begriffe wie Schöpfungshöhe. Einen expliziten, aktiven Schutz als Geschmacksmuster mal außen vor gelassen.
Die Kunstfreiheit lässt es zu, dass Bilder und Bildelemente zur Erstellung eines erkennbar eigenen Bildwerkes genutzt werden.

Rein moralisch gilt es als unfein, ganze Motive oder Motivelemente 1:1 zu kopieren. Um zu beurteilen, ob es sich bei Elementen ursächlich um freie Flashs/Sketches handelt, brauchts einiges an Erfahrung.

Insofern sollten vorhandene Motive oder Bilder von Tätowierungen als Inspiration dienen, auf Basis derer Dir ein Tätowierer ein eigenes Motiv erstellt.
(Die Änderungen sollten also deutlich sein und sich nicht nur auf die Änderung einiger Outlines beschränken.)
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Re: Urheberrecht

Beitragvon Kontrakreativ » 15.06.2011 11:06

Hier auch noch ein Artikel/Interview aus der TM zur Thematik:
WEM GEHÖRT MEIN TATTOO? - Tätowierungen im Licht des Urheberrechts (runterscrollen)
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Re: Urheberrecht

Beitragvon Penny_Lane » 15.06.2011 20:57

@ upsidedown:

Rein moralisch gilt es als unfein, ganze Motive oder Motivelemente 1:1 zu kopieren.

Mit gutem Grund ! Würde ich jemanden erwischen, der MEIN Tattoomotiv geklaut hätte (für das ich am Ende wirklich eine Menge Recherche, Nachdenken und Kritzeln investiert habe), würde ich ihm/ ihr höchstpersönlich einen schwarzen Balken drübertätowieren. Deshalb beschäftigt mich die Copyright-Sache ja auch so. Ideenklau kommt nicht in Frage, aber wenn man beispielsweise einen bestimmten Stil authentisch rüberbringen möchte (z.B. Jugendstil, Barock, Asia, Celtic... ) braucht man ja zwangsläufig Vorlagen, auch wenn sie am Ende nur dazu dienen, dem Tätowierer die Idee und den gewünschten Stil zu verdeutlichen, und er/ sie sie dann völlig neu interpretiert. Ich nehme auch stark an, das kein Inker, der was auf sich und seinen Beruf hält, wirklich Lust darauf hat, stumpf eine Vorlage abzupinnen.

@ Kontrakreativ:
Danke für den Link, ein interressanter Artikel ! Ein anderes Tattoo zu imitieren käme für mich aber ohnehin nicht in Frage ...
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Urheberrecht

Beitragvon upsidedown » 15.06.2011 23:48

Deine Frage ist nicht eindeutig zu beantworten. Die Gerichte legen als Maßstab den Kunstbegriff an und sprechen von Schöpfungshöhe. Regelmässig erkennen die Gerichte, dass Tätowieren ein Handwerk und keine Kunst sei. Damit ist die wesentliche Grundlage, nämliche die künstlerische Schöpfungshöhe, im Regelfall rechtlich nicht erreichbar. Das gilt jedoch auch für die Mehrzahl der kursierenden Bildwerke ohne hautfärbenden Zusammenhang. Die Gerichte interessiert nicht, wie "kunstvoll" (mit welch technischem Aufwand und handwerklicher Raffinesse) etwas erstellt wurde. Als Maßstab wird herrschende Kunstauffassung hergenommen. Da fällt vieles durch was anderen leicht gefällt.

Am Ende wirst Du Dich doch eher mit dem moralischen Aspekt beschäftigen und dort eine Grenze finden müssen. Juristisch gibts da kaum Substanz.

Nehmen wir den Sketch für ein stilisiertes Frauenportrait. Jemand kopiert nahezu 1:1 die Linienführung der Haare, nimmt die Handhaltung, aber spiegelt sie, aber verändert das Gesicht, vielleicht mehr oder minder unglücklich. Was ist berührt? Will man einen Urheberrechtsanspruch auf die Form der Haare erheben? Auf die Bildidee (welche?)? Trotzdem scheint das Werk kopiert und ist es vllt auch.

Wenn man etwas einmaliges haben will, sollte man sich nicht auf die Suche nach einer Vorlage machen, sondern sich einen Künstler suchen, dessen Stil (nicht nur auf der Haut) man schätzt, auf dessen Entwurf und Kreativität man vertraut. Dann hat man ein individuelles Kunstwerk, das eine Verwechslung mit irgendeiner Inspirationsgrundlage nicht fürchten muss.

(Der Artikel der TM bringt da im Übrigen gar kein Licht ins Dunkel. Im Gegenteil. Wer alte Künstler zu Lehrzwecken kopiert, muss seine Signatur darunter setzen, sonst setzt er sich rechtlichen Risiken aus.)
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Re: Urheberrecht

Beitragvon Penny_Lane » 23.06.2011 10:00

Hallo upsidedown !

Sorry, bin gerade im Streß und war nur sporadisch online, da habe ich diesen Thread hier völlig verdrängt. Aber besser spät antworten als nie ! :oops:

Danke, dass du noch mal so ausführlich auf meine Frage eingegangen bist. Große Worte fallen da, Schöpfungshöhe, das habe ich Banause ja noch nie gehört ! Zwar mag ich Kunst sehr, bin dabei aber mehr wie ein Kind: stehe davor und lasse es auf mich wirken, reagiere emotional: was sagt das Kunstwerk mir ? Erreicht der Künstler mich auf irgendeiner Ebene ? Ein Strichmännchen kann Kunst sein, und ein 10 Quadratmeter Ölbild es komplett verfehlen, Kunst zu sein. Warum also soll Tätowieren keine Kunstform sein ? Nur weil die Tradition auf arme Seeleute zurück geht und viele Leute noch ein Problem damit haben ? Aber mit Beuys haben auch viele Leute ein Problem, und trotzdem wird er in den größten Galerien der Welt ausgestellt.

Ich stelle fest, dass immer, wenn es um prinzipielle Dinge geht, wie z.B. Gerechtigkeit, Liebe, Moral, es viele große Worte gibt, aber nichts Greifbares. Wer will schon definieren, was Kunst ist ? Geht das überhaupt ?

Wenn man etwas einmaliges haben will, sollte man sich nicht auf die Suche nach einer Vorlage machen, sondern sich einen Künstler suchen, dessen Stil (nicht nur auf der Haut) man schätzt, auf dessen Entwurf und Kreativität man vertraut.

Das ist natürlich der beste Weg, und genau das werde ich auch tun.

Dir noch einen schönen Feiertag !
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