Motive mit zweideutigem/missverständlichem/NS-hintergrund

Diskutieren und Suchen von Motiven!

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Beitragvon Buddha_Eyes » 04.06.2010 12:26

Holisch, danke erst mal für ne wirklich gute Antwort - wohltuend, ganz ehrlich!
Und ein guter Punkt, diese Diskussion evtl. wirklich zu einem sinnvollen Ende zu führen.

Zum einen: Ich bin meir sehr wohl des Umstandes bewußt, daß hier eine Diskussion über ein extrem schwieriges Thema geführt wird, welches - in diesem Fall - unmittelbare Auswirkungen auf einen bestimmten Tätowierer zu haben geeignet ist. Deshalb ist da natürlich auch ein gewisses Maß an Sensibilität gefordert - keine Frage. Wir werden wahrscheinlich in der Bewertung dieser spezifischen Arbeit kaum überein kommen - aber das müssen wir auch nicht - Konsens kann etwas ziemlich langweiliges sein. Mir geht es mittlerweile einfach nur darum, daß ich zumindest - und soweit ich es nach mehrfachem Lesen dieses Threads nachvollzogen habe - auch niemand sonst Heiko irgendeine Fraternisierung mit rechtem Gedankengut unterstellt habe. Ich gehe davon aus, daß ich der spezifischen Sensibilität, die das Thema eben für den Werkschaffenden hat, durchaus gerecht geworden bin - und das war mein genereller Eindruck von all den Kritikern. Im Gegenzug kommt dann aber fast nur "bullshit", "attention-whores", "ekelhaft", "absurd" usw. Sorry, aber das ist doch keine Gesprächskultur.

Ich bin nun wirklich der letzte, der Bock auf p.c. hat - da halte ich nun wirklich nichts von. Sich aber fortwährend des Vorwurfs erwehren zu müssen, man habe " auf dem Ruecken eines Taetowierers eine sehr sensible Diskussion gefuehrt" wo dies m.E. gerade nicht geschehen ist, finde ich einfach lästig.
Und um Deine Frage betreffend die von Dir geposteten Bilder zu beantworten: nein, ich glaube selbstverständlich nicht, daß den Tätowierern der betreffenden Werke eine inhaltliche Identifizierung mit ihren Werken „vorzuwerfen“ ist (das ein- oder andere finde ich persönlich völlig unproblematisch, das KKK – Teil würde mir indes ziemlich zu denken geben). Eine völlig andere Frage (die ja auch kurz angeschnitten wurde) ist sicherlich, ob man jeden Auftrag annehmen kann und darf – aber da lasse ich auch fast jede Meinung gelten.

Dein Beispiel im Hinblick auf meinen Job hat mir extrem gut gefallen, denn selbstverständlich lasse ich mir ständig Vorwürfe gefallen, wie ich denn Kinderschänder, Mörder und Vergewaltiger (und die wenigsten sind unschuldig) verteidigen könne – was eben mein täglich Brot ist. Natürlich mußte ich mir dafür auch über meine Berufsethik Gedanken machen und muß sie auch konstant „verteidigen“ und „rechtfertigen“ – und nicht selten hadere ich selbst mir ihr. Du kannst mir glauben, daß man da ziemlich oft an Punkte kommt, bei denen man sich fragt „Kann ich das vor mir verantworten?“.
Nur: Wenn mich jemand mit diesem derart heiklen Thema – in welchem ich sicher teils sogar „angreifbar“ bin - konfrontiert, dann bemühe ich mich um Erklärung und versuche Leuten begreiflich zu machen, warum meine Entscheidungen aus meiner Perspektive richtig sind. Natürlich könnte ich mich auf den Standpunkt stellen, mich nicht erklären zu müssen und Kritikern meiner Tätigkeit einfach sagen, sie sollen sich verpissen. Ich mache so etwas aber nicht (und führe lieber die selbe Diskussion zum 120sten Mal), weil ich denke, es lernen evtl. alle (auch ich) etwas daraus. Ich habe rund 14 Jahre Studenten und Referendare ausgebildet – was meint Du, wie oft mir sinngemäß gesagt wurde: „Wie kannst Du nur – pfui“? Wenn ich etwas mache, was eine moralische Grenze tangiert, dann finde ich, bin auch verpflichtet, mich zu erklären.
Soweit würde ich hier gar nicht gehen, denn ich gehe immer noch davon aus, daß Heiko gar keine Grenze berührt hat, denn er hat das Teil „nur“ gestochen (und das extrem gut) und wahrscheinlich eine Idee des Kunden umgesetzt (deren Art des Zustandekommens ich ebenfalls nicht kenne).
Gerade weil das Bild aber nach meiner festen Überzeugung an sich diskussionswürdig ist (auch das kann man natürlich anders sehen und mir ist z.B. auch klar, daß man dem Bild ohne die Kenntnis des betreffenden Plakats, welches hier gezeigt wurde auch genau so gut eine sozialistische Arbeiterästhetik hätte „vorwerfen“ können) finde ich es einfach bedauerlich, wenn man als „Kritiker“ des Werks (erneut: nicht des Umsetzenden) „weggebissen“ wird.

Wenn es z.B. (um meinen Job noch mal aufzugreifen) tatsächlich vorkäme daß ich jemanden z.B. wegen nur Körperverletzung verteidigte und im Prozeß käme heraus, daß die Tat rassistisch motiviert war, würde ich sicher meinen Job richtig mit ganzer Kraft weitermachen, meinen Freunden und Bekannten beim abendliche Bier in der Kneipe aber sicher sagen: „Sorry – das hab ich nicht gewußt – ich hätte die Sache sonst möglicherweise nicht angenommen“ .

So, sorry für den Roman – das waren auch nun wirklich meine abschließenden Worte. Solange hier niemand mehr etwas schreibt ,was eine Erwiderung von mir erbittet, ist das Ding für mich wirklich gegessen. Ich beende die Diskussion nach wie vor nicht im Unfrieden mit irgendeiner Person hier – ich hätte mir halt nur einen anderen Umgang mit diesem – inhaltlich und persönlich – schwierigen Thema und letztlich auch denjenigen Personen gewünscht, die hier nicht die offensichtliche Mehrheitsmeinung („ist doch alles easy – was soll die Diskussion denn“) vertreten haben. Ich persönlich kann verbale Angriffe ab – sie zu tätigen und einzustecken ist Teil meiner täglichen Beschäftigung (gegen ne atmosphärisch schwierige Hauptverhandlung ist das hier ne nette Kaffeehausrunde).. aber das mag ja hier nicht allen so gehen. Und selbst wenn sie sich hinter einem Nick „verbergen“ verdienen sie eine sachliche Auseinandersetzung mit ihren Positionen und Meinungen.
Zuletzt geändert von Buddha_Eyes am 04.06.2010 13:11, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitragvon tattoogermane » 04.06.2010 12:47

der konsenz des ganzen ist quasi: man kann sich jeden scheiss schön, oder hässlich reden. jeder, wie er´s braucht. erinnert mich ein wenig an die damen und herren, die in berlin sitzen und tun, als würden sie im sinne des volkes entscheiden.

mal ganz ehrlich, ich schicke beispielsweise mindestens fünf kunden pro woche aus meinem studio, weil sie irgendeinen scheiss tätowiert haben wollen, den ich nicht vertreten kann. dazu gehört selbstredend jedwede form von radikalem gedankengut, wobei mir egal ist, ob es sich dabei um rechte, linke symbolik , oder andere gesinnungsgenossen handelt, die für mich nicht alle am sender haben und keine jugendlichen unter 18.
dabei belasse ich es aber nicht, denn ich tätowiere auch keine hälse, gesichter, hände, oder ähnliche stellen bei leuten, die nicht eh schon vollgeballert sind. dadurch geht mir wöchentlich einiges an gutem geld verloren, weil die meisten beratungsresistent sind und nicht wiederkommen.
so sieht mein berufsethos aus.
ich könnte beispielsweise niemals einen kinderschänder, oder dergleichen krankes gesocks verteidigen. da würde ich selbst als anwalt auf die kohle verzichten. fehler kann jeder mal machen und hat wahrscheinlich auch schon jeder gemacht, aber genau bei diesem thema wär bei mir der punkt erreicht, wo mein gewissen siegen würde.
www.myspace.com/eastside_heiko
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Beitragvon Muschelschubser » 04.06.2010 22:31

WOW
Sieben Seiten Bullshit und Unterstellungen wegen einem Guten einzigartigen Tattoo was nicht dem Mainstream entspricht.
Übrigens Extremismus entsteht zumeist aus Intoleranz, die man hier im Thread zu Massen erlebt.
Schönen Gruß Stefan
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Beitragvon Itschy » 06.06.2010 14:46

Dazu sage ich einfach mal nur Autobahn 8)
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Beitragvon Ghostdog_06 » 07.06.2010 15:43

Ich finde es echt schade, dass einige von euch den tattoogermanen bzw. seinen Kunden so angreifen. Meiner Meinung nach muss man echt mal davon abkehren, alle Symbole der deutschen Vergangenheit zu stigmatisieren, weil sie mal missbraucht wurden im Dritten Reich.

Arbeit auf dem Felde ist ein uraltes Gewerbe, die Schriftart ist Ausdruck von etwas Tradtitionellem. Insofern passt das schon.... klar, man kann in alles etwas hineininterpretieren... aber hey, dann sind Elfen nur was für Pädophile, Horrorfratzen nur was für Mörder und was weiß ich.... so geht das doch nicht.

Und ich denke, das wirklich allerletzte, was der tattoogermane ist: ein Nazi oder Nazisupporter zu sein. Das merkt man doch schon alleine an seinen Ausführungen. Also entspannt euch mal ein bisschen und genießt die Schönheit des Tattoos!
"»Glaube« heißt Nicht-wissen-wollen, was wahr ist." - Kapitel 52
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