von tattoogermane » 04.02.2009 11:12
ich bin als kind mit gewalt aufgewachsen. schläge im elternhaus waren an der tagesordnung. meine mutter bevorzugte die "sippenhaft". heisst nichts anderes, als dass mein zwei jahre älterer bruder in einigen situationen auch schläge einstecken musste, wenn ich irgendwelchen mist nicht gestand. da er mir körperlich überlegen war, gab´s logischer weise hinterher für mich noch eine abreibung im gemeinsamen kinderzimmer.
durch diese abläufe hasste ich prügel. aber wie das leben so spielt, hatte ich genau dadurch keine angst davor, denn irgendwann verliert man diese. das ging so weit, dass es ein kick wurde. adrenalin. so suchte ich mir als junger mensch mit ca.14 kahren ein umfeld, in dem gewaltbereitschaft das normalste der welt war. zu DDR-zeiten war das der fussball. zumindest das, was in der "dritten halbzeit" abging. hört sich für einige vielleicht hirnrissig an (aus meiner heutigen sicht allerdings auch), aber ich freute mich die ganze woche wie auf weihnachten, wenn es samstags zum auswärtsspiel ging. das ging so weit, dass ich für die gesamte zone stadionverbot erhielt. kümmerte mich allerdings weniger, denn es ging mir ja nicht um´s spiel als solches.
nach der wende gab´s hier bei uns durch den wechsel der gesetze und der polizei eine zeit der gesetzlichen grauzone. da war gewalt das einzige mittel, seine konflikte zu lösen. waffengewalt gehörte ebenso dazu, wie prügel und dergleichen. einen baseballschläger hatte jeder im auto. die meisten sogar schusswaffen aller kaliber.
zu dieser zeit stand ich an türen von grossdiscos und veranstaltung jeglicher art. allein dadurch hatte man stündlich mit körperlicher gewalt zu tun. in dieser szene rutschte man auch mal ganz schnell in sachen rein, die teilweise unkontrollierbar wurden, denn nachts treffen sich die leute, die von arbeit am tage so gar nichts halten.
irgendwann bemerkte ich allerdings, dass ich nicht jünger werde und die mühlen des gesetzes zwar langsam, aber stetig mahlen. da gab´s vor etwa elf jahren für mich nur eins - taktischer rückzug. seit dem lebe ich quasi gewaltfrei. naja, fast. impulsiv bin ich in der ein, oder anderen situation immer noch. allerdings kontrolliere ich mich heute, bis auf sehr wenige kleinere ausnahmen. prügeln musste ich mich allerdings schon jahre nicht mehr und gehe, soweit das möglich ist, diesen situationen aus dem weg.
wäre ich in einem anderen umfeld aufgewachsen, hätte mein leben auch anders laufen können. jeder, dem dies erspart blieb, sollte froh sein, jedoch sich nicht anmaßen, sich über die dinge zu stellen und sein eventuell gewaltfreies leben verallgemeinern, denn das wäre vermessen.
meine kinder habe ich noch nie geschlagen und werde dies auch niemals tun, denn durch meine eigene kindheit weiss ich, dass prügel bei der erziehung von kindern gar nichts bewirken, ausser trotz.
mein junge musste sich mit seinen fast 16 jahren noch nie prügeln. ein grund dafür ist die erziehung, die er durch mich und meine frau erfährt.
ich war nie der mensch, der wehrlose mitbürger, oder wahllos irgendwen verprügelt hat. die leute, mit denen ich damals zu tun hatte, waren von meinem schlag und wollten dies, wie ich. aus heutiger sicht würde ich vieles anders machen, aber nicht alles. ich lasse mich beispielsweise nicht blöd anmachen, denn wer dies tut weiss wie reaktionen darauf aussehen. falls nicht ist das halt ein lernprozess, der bewirkt, dass er sich das beim nächsten mal besser überlegen wird.