Gesellschaft / Umgang / Normale Gewalt?

"Phoenix roxx the house" - Offtopicgerödel

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Gesellschaft / Umgang / Normale Gewalt?

Beitragvon upsidedown » 31.01.2009 18:40

Wir hatten das Thema im "Was würdet Ihr gegen Scratcher machen". Dabei kam die Frage auf, ob eine körperliche Reaktion legitim oder gar legal sein könnte. Ich füge hier mal einen Link der juristischen Fakultät der Universität Augsburg an:

http://www.jura.uni-augsburg.de/prof/em ... _Nr__5.pdf

Im Arbeitspapier wird im Sachverhalt eine Beleidigung durch eine Ohrfeige unterbrochen, in der Subsumtion wird darauf erkannt, dass es sich nicht um eine Körperverletzung, sondern um eine legale Notwehr handelt.

Verfasst in der AG von Dr. Bernd Scharinger mit Lehramt an der Universität Augsburg.

Meine Meinung:
Ich, sowie einige jener die sich im Thread geäußert haben, die ich persönlich kenne, stehen mit Sicherheit nicht auf Gewalt. Jeder von uns lebt am liebsten in Ruhe. Es lebt sich wesentlich leichter, wenn sich alles mit Worten regeln lässt. Aber das funktioniert nicht immer.
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Beitragvon tattoogermane » 31.01.2009 22:14

ich bin ja eigentlich der personifizierte liebreiz schlechthin, aber es gibt momente im leben......

bin halt mensch.
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Beitragvon artground » 01.02.2009 23:23

Also wenn ich jetzt zu nem Tätowierer gehe, der mich dann tätowiert und ich merke "oh, der kann das ja nicht richtig", haue ihm also eins auf die Glocke und gehe dann, oder wie darf ich das verstehen?

Also irgendwie verstehe ich noch nicht ganz worum es geht, weil es wirklich so banal ist, wie von mir beschrieben, dann ist die Antwort doch ganz klar: "Nö, du darfst ihm keine vor die Glocke hauen"...
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Beitragvon changling » 02.02.2009 1:07

upsidedown hat geschrieben:Es lebt sich wesentlich leichter, wenn sich alles mit Worten regeln lässt. Aber das funktioniert nicht immer.

is das ne allgemeingültige these/aussage - soll heissen: beziehst du eine solche aussage auch auf zum beispiel erziehungssituationen (eltern-kind/lehrer-kind)?
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Beitragvon upsidedown » 02.02.2009 2:53

artground hat geschrieben:Also wenn ich jetzt zu nem Tätowierer gehe, der mich dann tätowiert und ich merke "oh, der kann das ja nicht richtig", haue ihm also eins auf die Glocke und gehe dann, oder wie darf ich das verstehen?

Es geht um eine Beleidigung, die durchaus legal mit einer körperlichen Abwehr zu beantworten sein kann.

Meine Sicht. Wer nicht den Wert seiner Haut begreift und sich uninformiert in die Hände eines schlechten Tätowierers begibt, verschuldet im gleichen Maße das Ergebnis.

is das ne allgemeingültige these/aussage - soll heissen: beziehst du eine solche aussage auch auf zum beispiel erziehungssituationen (eltern-kind/lehrer-kind)?

Schwierige Sache. Ich bin mir sicher, dass sich daran immer noch die Gemüter scheiden.
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Beitragvon artground » 02.02.2009 10:25

Ja aber man hat sich doch freiwillig auf den Stuhl von dem Scratcher gesetzt, also ich kaenne bisher keinen Fall wo jemand gegen seinen Willen taetowiert wurde...

Man kann sich ja vorher informieren und dann kann man sich das Tattoostudio angucken und dann kann man die Sitzung immernoch abbrechen...aber wer das alles nicht macht und danach ne Gurke hat...tja, selbst schuld, dann kannste nurnoch dir selbst in den Arsch treten, aber sicher nicht dem Taetowierer!
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Beitragvon dobermann » 02.02.2009 11:14

Ein bischen verantwortung gehört in dem beruf jedoch auch dazu!!!!
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Beitragvon hausschwamm » 02.02.2009 19:16

is das ne allgemeingültige these/aussage - soll heissen: beziehst du eine solche aussage auch auf zum beispiel erziehungssituationen (eltern-kind/lehrer-kind)?

Schwierige Sache. Ich bin mir sicher, dass sich daran immer noch die Gemüter scheiden.


Man sollte hier wiederum bedenken, das durch eine Ohrfeige z.B. nicht nur das Vertrauen zu dem Erzieher (ob Eltern oder Lehrer) verlohren geht, sondern einiges mehr und bleibende Schäden davon getragen werden können.
Zumal ein positives Lernklima (Lehrer/Kind Beziehung) wichtig fürs Lernen ist.

Es wird immer Gewalt geben, ob physisch oder mental. Es spielt denk ich aber auch eine Rolle, ob sie bewusst, absichtlich, aussversehn, durch reflex oder unbemerkt ausgeübt wird. Bin zwar kein Beführworter, jedoch denke ich das manche "Aufstände" übertrieben sind.
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Beitragvon upsidedown » 02.02.2009 19:37

@artground: so missverständlich kann ich doch nicht sein? Meine Antwort war: Meine Sicht. Wer nicht den Wert seiner Haut begreift und sich uninformiert in die Hände eines schlechten Tätowierers begibt, verschuldet im gleichen Maße das Ergebnis.

Da kann man lange gedanklich drauf kauen. Schlechte Tätowierer gibt es schon immer. Sie leben von dem begrenzten Geschmack den sie mit ihren Kunden teilen. Das wäre ja verschmerzbar. Denn i.d.R. bekommst Du diese Kunden auch nicht dazu, ein Mehrfaches für ihren Wunsch zu zahlen. Natürlich muss man aber auch sehen, dass die schwarzen Schafe mangels technischer Begabung keinen Einstieg in die Szene finden, also ihre Vorstellungen von Hygiene und Handhabung aus dem selben Nichts wie ihr Selbstbewusstsein ziehen. Sprich: da lauern eben auch andere Gefahren, wie üble Vernarbungen oder eben auch Infektionsrisiken.

Wo willst Du also ansetzen? Kunstfertigkeit als messbaren Indikator gibt es nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass dann bestimmte Stilrichtungen unter das Messer einer Mainstreamsicht geraten. Bleibt schlichte handwerkliche Fähigkeit, Lehren von Anatomie und Flow. Da gibt es mit Sicherheit im Wesentlichen eine gemeinsame Sicht. Dafür bedürfte es jedoch zumindest staatlicher Akzeptanz um hier eine Prüfung/Zulassung zu etablieren. Das sehe ich nicht kommen.

Eigene Zulassungen und Gütesiegel? Ich glaube nicht an den Wert. Man kann Kultur nicht erzwingen. Ich glaube, es ist gut wie es ist. Es gilt Hürden zu überwinden.

Der Schaden liegt freilich darin, dass der Hype der letzten Zeiten mit sich gebracht hat, dass es nicht nur mehr Kunden sondern auch mehr - nennen wir sie freundlich - Tätowierinteressierte gibt. Und damit auch mehr Risikoverbreiter. Die betroffenen Kunden, gänzlich merkbefreite ausgeschlossen, merken früher oder später, dass sie Murks am Körper haben. Die populistische Auffassung wird aber mit Sicherheit nicht eine differenzierte Betrachtung der Szene vornehmen, sondern diese Klischee auf alle anwenden. Genauso wird es vor allem für durch Scratcher verursachte, gesundheitliche Folgen gelten. Sie werden die Gesamtsicht auf die Szene prägen. Die Krankenkassen, deren Bestrebungen wir ja nun schon mitverfolgen, werden garantiert nicht unterscheiden ob die Infektion von einem Scratcher oder einem prof. Studio kam.

Und weil wir hier neulich so einen schönen Eiterpickel gesehen haben. Natürlich muss so eine Infektion nicht mal unmittelbar vom Scrachten kommen. Es reicht schon mittelbar, dass der Typ einfach keine vernünftigen Pflegehinweise gibt.
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Beitragvon colouredmanu » 02.02.2009 20:48

Ein jeder hat wohl eine andere Definition für "Gewalt"...

Aber zur Ausgangsfrage, die ich so verstehe "Ist Gewalt in gewissen Situationen gerechtfertigt?"...

Nö.
Gewalt, welcher Natur auch immer, darf niemals ne Option sein, da sie für mich Ausdruck von Schwäche und Hilflosigkeit ist.

Sich aber mit Stresssituationen und Konflikten ausseinanderzusetzen oder gar den inneren Schweinehund zu überwinden zeugt von Stärke. Coolness wird den Beleidigenden mehr beeindrucken als n billiger Hieb.

Ich kann jedoch nachvollziehen, wenn man in gewissen Momenten ne Rotphase hat und am liebsten draufhauen WÜRDE.
Die Realisierung steht da für mich jedoch noch aufm anderen Blatt.
Und ich bin ein sehr cholerischer und aggressiver Mensch ansich.
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Beitragvon upsidedown » 02.02.2009 23:36

colouredmanu hat geschrieben:Coolness wird den Beleidigenden mehr beeindrucken als n billiger Hieb.

Coolness beeindruckt viele Leute gar nicht mehr. Da draußen gibt es Merkbefreite die so lange an einem rumhüpfen bis man entweder weicht oder reagiert. Coolness benötigt jemanden, der cool genug ist zu verstehen, dass er gerad cool abgeledert wurde.
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Beitragvon Feelings-Tattoo » 03.02.2009 10:11

iss gewalt gerechtfertigt!?
iss ne frage die man nicht pauschal beantworten kann.....
ich denke, viele die sagen: gewalt? niemals!, sind einfach noch nie in die situation gekommen und/oder können es sich auch gar nicht vorstellen...

fakt bei mir ist:
bin in einem relativ gewalttätigen umfeld groß geworden.
zu hause und auch in meiner jugend und im erwachsenenalter....
selbst auseinandersetzungen mit schusswaffengebrauch waren darunter....

heute bin ich sehr ruhig und relaxt.
mich lässt es kalt wenn mich jemand verbal anmacht und rumpöbelt...

sollte jedoch jemand meiner frau, meinen kindern oder mir gewalt antun, dann iss schluss mit lustig. da sind mir dann auch irgendwelche evtl rechtlichen nachwehen ziemlich latte....

auch gehör ich wohl zu den leider wenigen menschen die sich einmischen werden wenn irgendwo ein "opfer" hilfe benötigt und nicht einfach wegschaun als obs mich nichts angeht.....
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Beitragvon KABA » 03.02.2009 10:29

devil0815 hat geschrieben:mich lässt es kalt wenn mich jemand verbal anmacht und rumpöbelt...

sollte jedoch jemand meiner frau, meinen kindern oder mir gewalt antun, dann iss schluss mit lustig. da sind mir dann auch irgendwelche evtl rechtlichen nachwehen ziemlich latte....


So würde ich das unterschreiben :wink:
if you judge a book by its cover you might miss out an amazing story
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Beitragvon colouredmanu » 03.02.2009 12:10

Naja, Boris - seh ich anders.
Coolness kann auch bedeuten, dass ich den anderen "sanft" beiseite schiebe.

Bin auch in nem Hamburger Ghetto aufgewachsen und war früher noch aggressiver als heute. Aber im Endeffekt ist n Ausraster oft ne Blamage und überzeugen tut mich damit keiner...
Zuletzt geändert von colouredmanu am 03.02.2009 12:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon boubou » 03.02.2009 12:27

die coolness, leute verbal entgegen zu treten, mag zwar auf dem blatt eine anzustrebende konfliktbewältigung sein, ist heute aber LEIDER fernab von jeder realität.
wenn du heute nicht bereit bist, dich auch körperlich zu erwehren, dann hast du verloren. und da hat es auch wenig sinn, von einem umfeld zu sprechen, das man meiden sollte, wenn man der konfrontation aus dem weg gehen will. beispiele wie der u-bahn schubser oder die zwei idioten, die den rentner fast tot getreten haben zeigen es doch deutlich: keinerlei angst vor bestrafung und konsequenz.

nein, das ist kein plädoyer für härtere restriktionen, sondern die ansicht, dass der spielraum, den gesetze in sachen strafmaß lassen, endlich auch ausgeschöpft werden muss!
auch die suche nach dem letzten fitzelchen gutem in einem menschen kann ich oft nicht nachvollziehen.

anderes thema: gewalt nach provokation - eigentlich fast der aulöser der zweiten runde in der angesprochenen diskussion: wenn es jemand durch sein verhalten oder seine aussagen provoziert, dann darf er sich auch nicht wundern und auch nicht darüber beschweren, wenn er eine fängt!
das ist natürlich keine legitimation, bei jeder unpassenden gelegenheit dem gegenüber eine zu zentrieren, aber für mich ein mittel, dem gegenüber die grenzen aufzuzeigen.

kinder schlagen ist kacke, es sei denn, ein 14-jähriger bedroht dich mit einem messer oder so...

ab man einen scratcher wegen seines nichtkönnens malträtieren muss: ich denke nein, denn hier ist die mitschuld des "opfers" nicht von der hand zu weisen!
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