Zivilcourage

"Phoenix roxx the house" - Offtopicgerödel

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Beitragvon fridalein » 11.09.2008 16:36

rrrrrrrrrrrr, reg ich mich auf: habe gestern vor wut noch stundenlang gezittert, aber hier vielleicht erst mal die story:

gestern nacht, ich fahre mit der tram und die hält zu nem sammelanschluss. so ca. 5 min aufenthalt.
draußen ein verwirrter, besoffener, pöbelfreudiger... was auch immer: er schimpfte vor sich hin und laberte vielleicht auch in die ein oder andere richtung. konnte ihn nicht die ganze zeit beobachten, da er während seiner fäkalsprache umher gehen musste...

irgendwann war er dann genau neben meiner bahn und wurde von einem anderen mann verprügelt. getreten, gegen die bahn gedrückt, geboxt usw.
ich saß ganz vorne in der bahn, konnte alles genau sehen und wendete mich dann an den tram-fahrer, der die ganze szene auch in seinem rückspiegel beobachtete, ja sogar einen feigen schulterblick riskierte um dann die türen zu schließen, damit "pack" nicht noch seine bahn ruiniert.
habe ihn dann unmissverständlich laut angesprochen und gebeten, die polizei zu rufen. da wusste er auf einmal gar nicht wofür, sagte dass er nicht zuständig sei und überhaupt keinen notruf absenden könne, da er nur funk hat...

habe dann erst mal polizei gerufen...

dann weiter mit tram-fahrer beschäftigt. ich war so sauer...
die krone kommt ja noch: sagt der an der nächsten haltestelle doch glatt zu mir, es hätte da ja eh den richtigen getroffen.... hallooooo??? hackts??? wie weit sind wir denn schon, dass wir jetzt anfangen gewalt zu unterteilen: in gewalt, die leute verdienen.... man man man

auf offener straße geschehen so viele übergriffe, die opfer haben es mit sicherheit verdient!!!

na und: wenn die trulla ihrem heinz das leben zur hölle macht, ihn anschreit, dumme fragen stellt: ist das jetzt eine rechtfertigung, wenn er ihr einen "ordnungsbatsch" überzieht?????


in der bahn entbrannten dann ähnliche diskussionen. floskeln alla: pack schlägt sich, pack verträgt sich.....

gucken wir jetzt alle weg? es ist ja anscheinend viel "peinlicher" eine situation "falsch" zu erkennen und zwischen eine (vermeintliche) schlägerei zu gehen als wirklich anderen menschen in einer schwächeren lage bei zu stehen.

zum kotzen, die einstellung. begegnet einem immer häufiger. passanten gucken sich erstmal einen gewaltübergriff an, weil sie zögern, obs nu wirklich "so schlimm" ist, dass man die polizei holen muss.

unmöglich, sowas.


über den fahrer werde ich mich auch noch beschweren.
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Beitragvon Bad*Kitty » 11.09.2008 16:43

Da könnt ich auch immer k***en. Ich würde zwar nicht selber dazwischengehen, weil heutzutage einfach zu viele Schwachmaten bewaffnet sind und die Aggressionsschwelle stetig zu sinken scheint, aber die Polizei bemühen würde ich jederzeit, und wenn's falscher Alarm ist, egal, ist schließlich deren Job, oder?
Gewalt mag ich in keiner Weise tolerieren, genausowenig wie Ignoranz.
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Beitragvon AndyakaDirtyJones » 11.09.2008 16:49

Im Zeitalter des Handys kann ja wohl jeder die Polizei rufen, man muss sich ja nicht selbst in Gefahr begeben. Sind einfach zuviele Paranoide on Tour... :roll:
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Beitragvon Bouri » 11.09.2008 17:29

ja solsche situationen kenne ich auch...und ich habe auch leider die erfahrungen gemacht das sich alle leute raushalten.
ich bin auch immer derjenige der die polizei ruft weil kein anderer was unternimmt...bei schlägereien geh ich nich mehr zwingend dazwischen...weil auch wenn man es gut meint...teilweise dann noch zum mitschuldigen gemacht wird...



und das es keinen interessiert ksieht man ja schon ....wenneinem in der fußgängerzone die tasche geklaut wird...alle leute sehen es, gucken aber nur blöd...

oder aber bei einer schlägerei..(z.B. auch in der fussgängerzone) und das einzige das passiert ist das sich ein kreis von schaulustigen bildet...

ich reg mich dabei auch imemr so extrem auf...!!! :evil:
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Beitragvon Yvaine » 11.09.2008 19:02

Bin leider einer der Deppen, die dazwischen springen....*seufz*... Hilfe von aussen gibts dann immer noch keine, aber wenn mir die Situation zu lebensbedrohlich wird ( Tritte gegen den Kopf, Würgen,etc ) dann kann ich nicht anders als dazwischen zu gehen und den Anruf bei der Polizei weiter zu delegieren. Ich werde nicht daneben stehen, wenn jemand tot geprügelt oder tot geschlagen wird! Bei so ner Aktion wurde mir aber auch leider einmal das Nasenbein gebrochen...aber ich hab ein gutes Gewissen!
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Beitragvon olds79 » 11.09.2008 19:12

Das ist eine Psychologische Sache, hab letztens nen Versuch dazu gesehen. Keiner traut sich, aus Angst im Mittelpunkt zu stehen macht aber einer den ersten Schritt entscheiden sich auf einmal Spontan etliche dazu auch zu helfen.

Ich geh auch dazwischen wenn es die Situation erlaubt, wenn nicht ruf ich die Polizei oder spreche rumstehende laut an. Alles schon gemacht, nen weg gibts immer außer blöd rumgaffen. Und es scheint ja in Mode zu sein verwahrloste zu vermöbeln. Tritt leider in letzter Zeit öfter auf... :roll:
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Beitragvon ichfindkeinnick » 11.09.2008 23:28

die psyhologische Sache nennt sich "diffusion der Verantwortung", wenn genug rumstehen könnten die ja auch helfen, also bin ich weniger verantwortlich.Das Phänomen tritt schon auf wenn nur eine zweite Person anwesend ist. Andererseits gibt es noch die Neuinterpretation der Situation, wenn ich also jemanden auf dem Boden liegen sehe (also den Unfall o.ä. nicht selber gesehen hab) und ich dann auch merke, dass keiner hilft wird es wohl daran liegen, dass ich die Situation falsch wahrgenommen habe und das Opfer keine Hilfe braucht.
Was der Tramfahrer in dem Augenblick gemacht hat war eine Abwertung des Opfers, er hat quasi eine Kosten- Nutzen- Analyse seiner Hilfe gemacht, da das Opfer in seinen Augen es selbst verschuldet hat verprügelt zu werden, weil er besoffen war oder so, war das Opfer es nicht wert das ihm geholfen wird.

(Sorry für die langen Ausfürhungen, hab mich schon kurz gehalten, habe da letztens eine Examensklausur drüber geschrieben...)

Alles nicht toll, aber anscheinend ticken wir Menschen so und umso besser ist es wenn nicht alle wegschauen, sondern helfen und zum Telefon greifen, denn wie olds 79 schon schrieb wenn dann erstmal einer hilft helfen auch andere eher...
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Beitragvon Panda » 12.09.2008 3:00

Willkommen in der Realität. Ich war schon oft selbst in Notlage. Das schlimmste, z.B. zweimal in zerschrotteten Autos gelegen und keine Sau hat geholfen. Wer hilft und wer nicht hilft zieht sich durch alle Schichten. Vom Schüler, der Hausfrau, schicke Bankangestellten, Chefs, Omas, große Kerle.
Da wird man echt kritischer mit seiner Umwelt.

Ich bin jemand der nicht umbedingt scheut wo dazwischen zu gehen, ich bin halt ein sehr forscher Mensch und geh lieber in die offensive als einen Schritt zurück. Das man dadurch mal selbst was aufs Maul kriegen könnte, das Risiko ist sehr hoch, ja, aber was solls :roll: Wer schonmal richtig in Notlage war weiß wie es ist, wenn einem nicht geholfen wird. Und das Gefühl ist sehr übel. Und ich kanns ehrlich gesagt nicht sehen und mit angucken wenn Kinder, Frauen oder Omis auf der Straße blöd angepöbelt oder bedrängt werden. Da könnt ich echt alles um mich vergessen. :evil:
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Beitragvon Lenchen » 12.09.2008 11:37

Anscheinend fängt es ja schon bei "harmlosen" Dingen an, daß alle wegschauen.

Fall Ingolstadt:

Ein 12!!! jähriges Mädchen ist auf einem Spielplatz zusammengeklappt, als sie eine Flasche Schnaps getrunken hatte. Es gab Augenzeugen.

Warum hat keiner was gesagt???
Liebe Grüße
Elena
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Beitragvon AndyakaDirtyJones » 12.09.2008 13:54

Sowas ist unglaublich. Wenn ich jetzt einer der Augenzeugen gewesen wäre, und das Mädchen wäre gestorben, man, ich glaube, damit würde ich nicht klar kommen.
Wenn man alles versucht, es aber trotzdem nicht reicht, ok, aber tatenlos zusehen und nix machen? Aber der Egoismus setzt sich anscheinend immer mehr in der Gesellschaft durch. Frei nach dem Motto: Besser die/der als ich!
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Beitragvon fafnir » 12.09.2008 16:15

Da kenn ich auch eine, für mich prägende geschichte.
Mit ner Freundin in der Disco, kommt ein 2x2meter Schrank von kerl und redet mit ihr, beschimpft sie als lügnerin... Ich hab gedacht vielleicht auch gewusst, dass das seinen grund hat - ich hab mich ruhig verhalten.
Dann einer von unserm tisch auf und sagt ihm er soll abhauen. Der Schrank beschimpft ihn, zieht die hand auf. in dem moment hats klack bei mir gemacht und ich bin hochgeschnellt und hab auch aufgezogen. da war er so überrascht, dass er einfach ging. (zur info, ich bin 1.70 und hab ca 60kg)
ne stunde später ich steh irngendwo, dreh mich um und krieg eine verpasst, dass es mich halb hingehauen hat. der kerl schlägt auf mich ein bis ein unbekanntes mädchen dazwischen geht. der hammer war, ein türsteher und die freundin von mir standen daneben und haben zugesehen.

aber es geht ned immer nur um gewalt, hilfsbereitschaft ist in jeder situation keine selbsverständlichkeit.
beispiel: ich fahr mim moped eine bundesstraße lange, ordne mich zum links abbiegen ein und seh am rechten straßenrand einen alten tranporter (baustellenfahrzeug) der fahrer (der genauso zusammengeschunden aussah) winkt mich an. ich fahr zu ihm hin. der diesel ist ausgegangen... gibt mir nen fünfziger, ich fahr in ein paar kilometer in die nächste tankselle. mit dem kanister zwischen dem beinen eingeklemmt komm ich wieder bei ihm an. der mann total dankbar, weil er über eine halbe stunde da stand und keiner für ihn anhielt, obwohl er gewunken hat. zum dank gibt er mir nen 10er.

Für mich ist sowas selbsverständlich. Man muss ned bei der feuerwerhr, der wohlfahrt sein, muss kein geld spenden muss sich nicht besonders sozial angagieren um die welt zu verbessern. einfach ein bisschen hilfsbereitschaft...
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Beitragvon AndyakaDirtyJones » 12.09.2008 17:34

Aber das kann auch anders laufen, da auf der Bundesstrasse. Da hält man an, und zack, kommen von irgendwo her noch paar Typen, klatsch klatsch, und rauben dich aus oder lassen dich aus Spass durch. Ich weiss nicht, ob ich angehalten hätte, ganz ehrlich. Hut ab vor dir, fafnir.
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Beitragvon fafnir » 12.09.2008 19:26

Hast ja eigtl recht. so betrachtet war es leichtsinnig. Aber es ist immer ein abwägen des eigenen risikos, bevor man jmd hilft. Es gibt menschen, für die ist jedes risiko zu hoch - sie schauen lieber weg. anderen ist kein risiko zu hoch - z.B. feuerwehrmännern.
Ich muss zugeben ich hatte zuerst auch ein ungutes gefühl, aber dann dachte ich "ich könnte jetzt an seiner stelle sein".
mfg
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