von Travelingmic » 01.09.2003 20:11
Nachdem ich mich mit Dutzenden von Tätowierern auf der ganzen Welt unterhalten habe, ist mir eines aufgefallen: Höchstens ein Viertel von denen hat eine "richtige" Lehre gemacht. Ging halt auch bis auf wenige Ausnahmen nicht. Meist wurde ihnen ne Menge Steine in den Weg gelegt, weil der Markt noch nicht gross genug war. Lehren waren hauptsächlich dazu da, billige Arbeitskräfte heranzuziehen. Da wird heute viel zu viel romantisiert ("Ich musste noch das Klo putzen!" - Tolle Leistung. Was für eine Verschwendung an Talent). Am Ende haben die ihren Traumberuf erreicht, die am meisten Durchsetzungsvermögen, Zähigkeit und manchmal auch Verzweiflung aufgebracht haben. Ich habe trotzdem ne Menge Respekt vor diesen Pionieren, schliesslich haben sie viel geopfert, um dort zu sein, wo sie heute sind, und den Anderen danach den Weg geebnet.
Die wirklich talentierten Künstler, von denen es Gottseidank heute ne Menge gibt, haben es auch früher zumeist alleine geschafft. Umso schöner, wenn sie jetzt, als Studiobesitzer, noch ausbilden, wo sie sich doch, ehrlich gesagt, meist damit ins eigene Fleisch schneiden. Wer heute Disziplin (das sieht man an den zahlreichen erfolgreichen Asiaten und Osteuropäern), Talent oder eine Zeichenausbildung hat, und gleichzeitig die Gelegenheit bekommt, in einer Lehre Technik und Hygiene vermittelt zu bekommen, kann ganz schnell richtig gut werden. Ich denke heutzutage braucht keine®, der die Veranlagung hat, sich später im härter werdenden Geschäft durchzusetzen, mehr als Autodidakt anfangen. Mit Können und Willenskraft bekommt man eine Lehrstelle.
Ach ja, lasst den Jungs (und Mädels) auf Conventions ihren Spass; deswegen gehen die meisten Tätowierer dorthin. Ernsthaft gearbeitet wird dann eher im Studio...und das mit den Groupies is auch nich mehr so easy...