von upsidedown » 03.01.2014 21:40
Also... ganz in Ruhe, Tibo. Wenn jemand so von mir nichts auf Dir nichts aus der Existenz von Tätowierten ableitet, dass diese sich mit ihrem individualisierten Selbstgefühl über andere auf eine Art und Weise hinweghöben, dass man das schon "im Keim ersticken" sollte, leg ich Dir da nichts mehr in den Mund. Da ist sowohl Anlass als auch Massnahme deutlich überhoben.
Ich sehe in erste Linie erstmal nur tätowierte Menschen, die sich tatsächlich grob wahrgenommen kaum von untätowierten unterscheiden. Und davon habe ich in den letzten sechs Jahren verflucht viele gesehen und gesprochen. Ich hatte bei nur wenigen den Eindruck, dass ihre Tätowierungen dazu geführt hätten, dass sie sich als Individuen als etwas besseres wähnten, und im Zweifelsfalle auch nicht mehr oder weniger als jeder untätowierte Mensch. Es gibt auch keinen Pseudoindividualismus - es gibt nur einen einzelnen Menschen, der zu allererst sich spürt und spüren muss, sich gestaltet und gestalten muss. Er macht was er für richtig hält und fühlt sich damit individuell.
Wenn Du unsere Gesellschaft als wenig sozial verortest, kann ich Dir nur recht geben. Das hat aber erstmal weniger mit der Sozialisierung des Individuums (zu einem Individualisten oder Kollektivisten) zu tun, sondern mit der Oberfläche in der wir leben, in der Kollektivität allenfalls auf festgelegte Arbeitsprozesse beschränkt ist und dort durch Hierarchien und sog. Anreizsysteme eher auf einen egomanen Wettkampf angeschärft wird. Insofern wird Mensch in diesem System in einen gegenseitigen Wettkampf gestellt, der sich längst nicht mehr damit beschreiben lässt was man alles haben kann, sondern oft nur noch damit was man überhaupt noch behält.
Dass Mensch das nicht erkennt, erkennen will oder sich dieser Erkenntnis widersetzt hängt nicht damit zusammen, dass er ein verblendeter Egoist ist, sondern dass er zur Änderung das System loslassen müsste, dann aber alles verlieren könnte.