"geh zum tätowierer deines vertrauens..."

Allgemeines zum Thema Tattoo

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"geh zum tätowierer deines vertrauens..."

Beitragvon -chris- » 07.08.2007 21:09

...den satz liest man hier im forum recht häufig bei anfragen zu motivwünschen.

nun muss ich allerdings mal meinen senf abgeben und eventuell
einige dinge ins licht rücken, die bei derartigen aussagen leider
oft im verborgenen bleiben und somit keine beachtung finden.

durch die zeit, die man so im studio verbringt, bekommt man doch so einiges mit, was den blick von solchen aussagen mal wieder richtung realität schwenkt.


"der malt dir das motiv, welches du möchtest..."

...wann?
ein tätowierer lebt nicht davon, in seinem laden auf kundschaft zu warten.
um lebensunterhalt etc zu verdienen muss er tätowieren.
die ganze arbeit des tätowierens nimmt enorm viel zeit in anspruch und die person ist zeitlich oft voll eingespannt.
wo soll er dann also noch die zeit her nehmen, die oft angesprochenen wunschmotive der kunden anzufertigen?
zwischen tür und angel geht das nicht, soviel sollte klar sein.
die zeit im studio ist ausgebucht mit terminen.

somit müsste sich der tätowierer abends (also in seiner freizeit) hinsetzen, und motive malen, welche sicherlich nicht in einer halben stunde fertig gestellt sind.
dazu kämen einige stunden arbeitszeit (vorlage erstellen), wobei der tätowierer im endeffekt nicht weiss, ob er den kunden für sich gewinnt und letztendlich auch zum tätowieren kommt.
dass das einfach einer person nach einem arbeitstag nicht zuzumuen ist, möchte vielen personen nicht in den kopf.

heute wieder erlebt:
18:30 : mein termin ist abgehakt, innenarm bunt. ich bin hinüber, mein tätowierer geschafft vom gesamten tagespensum.
vorne im laden warten allerdings noch kunden.
nach einem kurzen gespräch werden grob die gewünschten motive zur vorstellung auf die körperstelle skizziert, danach sucht sich die kundin jedoch weitere motive.
auch hier wird gewünscht, die motive doch 'mal eben' aufzukleben etc.

wo bleibt da das verständnis der leute?
auch die kommen von der arbeit heim und sind froh, den tag geschafft zu haben, hier wird jedoch von einer person -die nicht weniger geleistet hat- erwartet, weiter mit elan der sache nachzugehen.
später dann der preisvorschlag der kundin:
'...so etwa 200 euro'
anmerkung: es handelte sich um ein cover bzw eine erweiterung eines tribals am oberschenkel. 6 faustgroße blüten incl tribalranken. die größe umfasst den gesamten äußeren oberschenkel...
viel mehr, außer der kundin völlige realitätsfremde zuzuschreiben möchte ich da nicht...

mit solchen sachen schlagen sich tätowierer tag für tag rum, müssen oftmals die klappe halten, um nicht den kunden zu verlieren, der geld bringt, denn so rosarot wie der job oft dargestellt wird, ist er nicht.
und immer wieder wird erwartet, dass man doch noch zeit für den kunden hat, für ein aufklärendes gespräch etc.


bei meinen terminen gehen eigentlich regelmäßig zeitabschnitte flöten (~ 1 std), bevor man zum eigentlichen tätowieren kommt.
das deswegen, weil mein tätowierer ERST DANN die zeit hat, sich intensiv mit mir hinzusetzen und eventuelle änderungen etc zu besprechen.

aufgrund oben genannten dingen sollte man sich den vielleicht vorschnellen satz 'geh zum tätowierer...' doch noch mal überlegen und nachdenken, was hinter diesem job steht und das dies nicht damit getan ist, wunschmotive für die kunden anzufertigen, sondern der tätowierer meist allein vom eigentlichen tätowieren lebt, was sowohl den tag wie auch seine kräfte in anspruch nimmt...
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Beitragvon madmaxx » 07.08.2007 21:18

Naja Tätowierer machen eben Customsachen, ist so. Und die zeichnen sie auch, ist so. Man muss sich da eben schon selbst hinterhängen um den Tätowierer zu erwischen, mag schwer sein, aber irgendwann im Tattooentstehungsprozess muss man das eben. Und da wird das auch passieren, oder hast du vor deinem Termin nie irgendwelche Skizzen gesehen?

Nicht alle Tätowierer machen das so wie du sagst. Bei einigen ruft man vorher an und vereinbart einen Besprechungstermin und dafür nimmt sich der Künstler dann eben auch Zeit und skizziert es dann vor Ort, so wie Gerhard z.B..
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Beitragvon Hellsink » 07.08.2007 21:29

Sorry,aber dann ist Dein Tätowierer total überlastet und er sollte sich dringend Hilfe besorgen !!!

Natürlich muß man den Kunden Bilder zeichnen oder Änderungen an Bildern vornehmen das gehört zum Beruf auch wenns manchmal stressig ist !!!
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Beitragvon D00m » 07.08.2007 21:49

Also es tut mir leid verstehe das auch absolut null.Ich meine keiner zwingt die diesen Beruf auszuführen.

Es gibt doch eine menge Leute die auch Arbeit mit nach Hause nehmen müssen um ihr Pensum zu schaffen.

Und wenn man mit Menschen also Kunden zu tuen hat ist es nunmal so das der Kunde König ist.Bedeutet man muss einen Kunden nett und freundlich behandeln.Und Skizzen und Gespräche muss jeder führen.

Ich selber bin Dachdecker schreibe für Kunden angebote telefoniere mit denen Stundenlang und treffe mich mit denen um Sachen zu klären und wenn die das Angebot nacher aus welchen Gründen auch immer nicht annehmen ist das auch deren Sache und ich muss damit Leben obwohl ich vll 8 Std Arbeitszeit hineingesteckt habe.Aber so ist halt das Berufsbild.
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Beitragvon Phantasie » 07.08.2007 21:59

Ich denke viele/jeder Beruf hat seinen Stress ich/wir sind selbstsändig mit vielen interntseiten browserspiel und übernehmen Programmierarbeiten ales von zu hause aus.. meinste da nimmt jemand rücksicht das *bürozeiten* existieren?..... da klingelt das telefon rund um die uhr weil irgend jemanden was einfällt. und wir machen auch noch sie 99999 veränderung obwohl es nur schimemr wird und der kunde es erst nach dem 1000 mal merkt und die erste version nimmt:(

Und ich denke es geht vielen so rettungssanis die um 17 uhr schluss haben bekommen 16.55 noch nen auftrag und schwubs iss es 19 uhr ehe sie zu hause sind....

im restaurante kommen noch menschen kurz vor schluss und sitzen sich den po breit bei einem glas bier.

Klar schade für deinen oder jeden tattovierer aber wer nimmt rücksicht auf andere berufe;) ich denke wenn es sich machen lässt muss man es besser organiesieren oder kunden auch mal sagen es dauert .. GUT DING WILL WEILE HABEN:-) und wer was gutes will muss halt warten:)

Also ich denke jeder BEruf hat seine schönen und schlechten seiten... schau dir internetseiten von studios an ..öffnungszeiten ...Montags *ab und an* dienstags ab 12,
klar sie machen abends länger und morgens iss bürokram .... aber das sehen viele nicht;) vielleicht ist das einzigst schöne man kann sein eigener cheff sein;)

also eine minute an alle hart arbeitenden menschen denken egal welche richtung ;)
*~*Hunger, Pipi,Kalt........SO sind Mädchen halt*~*
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Beitragvon upsidedown » 07.08.2007 22:05

Ich seh das Problem nicht. Alles im Leben hat seinen Preis, das Erstellen einer individuellen Vorlage natürlich auch. Wer das nicht zahlen kann oder will, muss halt auf Vorhandenes zurückgreifen oder einen freundlichen Zeitgenossen finden. Der Durchschnittstätowierer greift zur Pause und verbindet allenfalls vorhandene Elemente mit eigenem Zierrat.

Ich seh da son gewissen Trend, der nich nur Tätowierungen betrifft, sondern alle Lebenslagen. Man hat ne Frage oder nen Wunsch und bevor man sich auch nur drei eigene Gedanken gemacht hat, wird in ein Forum gerannt und um Hilfe gerufen, irgendwer wirds schon richten, am Besten für UMSO. Social network hin oder her.

Ich find nich, dass es zum Berufsbild des Tätowierers gehört, sich mit jedem Kunden patientenartig hinzusetzen, gar sein Leben durchzukauen, das in Entwürfe umzusetzen, vielleicht noch über Machbarkeit zu streiten, oder nach besonderen, noch nie dagewesenen Motiven zu fahnden. Damit wärn wir dann wieder bei der Traumfabrik Fernsehen -> Miami Ink. Diese Träume haben nämlichen ihren Preis!

Um zum Baubeispiel mal nen passenden Vergleich zu fügen. Sucht Euch mal unter der Masse der selbstständigen Architekten einen heraus, der wirklich in der Lage ist, ein aussergewöhnliches Traumhaus zu kreiern. Damit mein ich nich n zusätzlichen Flügel oder n paar Fenster mehr, sondern ne aussergewöhnliche Architektur. Da wird im Preis schnell klar, wo das "Mehr" an Leistung liegt.
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Beitragvon Candice » 08.08.2007 7:14

Ich kenne ein Studio, dass es früher so gehandhabt hat, dass man für die Vorlagen bezahlen musste und wenn man sich tatsächlich dort tätowieren lässt, wird es einem gutgeschrieben.
Inzwischen machen sie es sogar so, dass man die Vorlagen erst am Tätowiertag zu sehen bekommt. Wenn sie einem nicht gefallen, hat man Pech gehabt und muss auf einen neuen Termin warten, an dem man neue Vorlagen bekommt.

Vielleicht solltest du diese Methoden deinem Tätowierer mal vorschlagen. Wenn sein Terminplan so voll ist, sind seine Kunden bestimmt bereit, für die Vorlagen zu bezahlen.

Ansonsten denke ich auch, dass Stress, Überstunden und schwierige Kunden einfach dazu gehören. Ich hab fast 10 Jahre als Hotelfachfrau gearbeitet und da fällt mir Mitleid mit deinem armen Tätowierer wirklich schwer.
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Beitragvon corvidae » 08.08.2007 8:23

Mein Inker hat dies wie folgt gemacht.

Ich habe angerufen und wollte mich allgemein erkunden, wann Termine sind, ect. pp.

Mir wurde gesagt, ich solle doch mal vorbei kommen, dann kann man das Motiv grob aufzeichnen und dann mehr sagen (z.b. Preis, Dauer, usw.).

Ich bin dann am nächsten Tag hingefahren und der Inker hatte wohl gerade keinen Kunden. Hat sich dann über ne Stunde Zeit genommen und ist mit mir mein Motiv durch gegangen.
Dabei hat er es grob auf den Arm mit nem Stift gezeichnet. Am ende wurde die "Vorlage" mit einer Folie abgezogen.

Ich machte dann einen Termin, 4 Wochen später, und musste 50 EUR anzahlen für den Termin (und wohl für die Vorlage), welche ich aber gutgeschrieben bekam.
Als ich dann 4 Wochen später hinkam, war die Vorlage soweit fertig. Leider hat der Koi von der Größer her nicht gestimmt, also hat der Inker nen neuen Koi dort gezeichnet. Bevor es also ans Konturenstechen ging, verging nochmal gut 1,5 Stunden bis das Motiv perfekt saß.

Die fertige Vorlage habe ich also auch erst am "Stichtag" selbst gesehen und konnte aber noch Einfluss auf die Arbeit nehmen.

Ich sehe die Arbeit aber auch als Kunst an, und da hat der Künstler IMO eine gewisse Freiheit. Ich habe nur grobe Richtungen gegeben in welche ich das gerne hätte.
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Beitragvon dobermann » 08.08.2007 9:03

Auch wenn es manchmal stressig zugeht und man sich manchmal auch mit gewissen kunden rumschlagen muss,man keine wirklich geregelten arbeitszeiten hat von urlaub kaum zu sprechen so kann ich mir keinen besseren job wünschen.Bin jetzt kein tätowierer aber ich erleb es jeden tag was da abgeht.Ich denke dann immer an die zeit zurück wo ich meinen alten beruf ausübte und dann weiss ich wieder wie gut es mir geht :D Und stressen lassen sollte sich auch kein tätowierer,dann gibts das tattoo eben erst paar wochen später,wenn der kunde nicht warten will....sein pech!Schließlich hat er es für immer und gute arbeit braucht eben seine zeit!
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Beitragvon astrogirl » 08.08.2007 9:05

Ich bin selbstständige Graphikerin - d.h es kann vorkommen das ich bin morgens früh am Rechner sitze oder unsere Kunden aus anderen Zeitzonen Änderungen mailen wenn wir am Wochenende von Parties wieder kommen - das muss dann auch noch gemacht werden :roll:
Arbeit is nun mal hart - aber der Kundenservice darf nicht zu kurz kommen.
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Beitragvon snafu » 08.08.2007 9:15

hm, ich versteh das Problem nicht! In den Läden die ich kenne ist es ganz normal Besprechungstermine auszumachen! Es kommt jemand in den Laden, sagt kurz was er will, Tatowierer hört sichs an, es wird n Termin zur Motivbesprechung ausgemacht. Meistens so gegen Feierabend, also wenn nix mehr zu tätowieren ist. Is doch eher n Problem der Kunden, is doch logisch das ein tätowierer nicht wartend im Laden sitzt bis einer kommt um sich dann zwei stunden über ein Motiv zu unterhalten. Und klar müssen Vorlagen gezeichnet werden, sicher auch oft abends, aber die meisten tätowierer die ich kenne machen vor 12.30-13.00 Uhr keine Termine aus, da is quasi ein halber Tag Zeit Entwürfe zu machen.
Ich denke das ist ein ganz normaler Job mit zw. 8 und 10 Stunden arbeit am Tag.
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Beitragvon dobermann » 08.08.2007 9:39

snafu hat geschrieben:Ich denke das ist ein ganz normaler Job .


Naja so ganz "NORMAL" würd ich es nicht bezeichnen :mrgreen:
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Beitragvon snafu » 08.08.2007 9:51

ja is schon klar, aber in dem Sinne dass man halt arbeiten muss und das nicht zwei Stunden am Tag...
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Beitragvon Bad*Kitty » 08.08.2007 10:36

Haha, astrogirl, ich bin auch selbstständige Grafikerin und hab auch gedacht: was beschwert der chris sich, ich würde sofort mit jedem Tätowierer tauschen (habe noch nie gehört, dass jemand einen Grafiker so verteidigt hätte *lol*)!
Ja, auch ein Tätowierer ist in erster Linie Dienstleister und es gehört zu seinem Job, den Kunden zu beraten und zu bedienen. Natürlich hat das alles seine Grenzen, schon klar, aber ich darf mich auch nicht beschweren, wenn ein Kunde die 25. Korrektur wünscht und dann immernochnicht zufrieden ist (schließlich muss ich ja bloß 2 Knöppe auf meim Rechner drücken und ferdich ist die Laube!)... das muss ich vorher in meiner Preisgestaltung berücksichtigen :wink:
Es liegt an jedem Tätowierer selbst, wie er mit seinen Kunden umgehen will, mancher ist geduldiger, mancher weniger und entsprechend wird sich die Kundschaft dann auch wieder zusammensetzen.
Und wie bereits gesagt wurde gibt es Möglichkeiten, ein Ausgenutztwerden oder sinnloses Zeichnen und Entwerfen zu vermeiden!
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Beitragvon corvidae » 08.08.2007 10:47

aber ich darf mich auch nicht beschweren, wenn ein Kunde die 25. Korrektur wünscht und dann immernochnicht zufrieden ist
... und beim Tätowieren ist dies noch wichtiger. Immerhin kann man da nicht mit einem Kopfdruck das Motiv wieder wegmachen oder abändern. ;)
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