Tattowierer als Ausbildungsberuf?!

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Tattowierer als Ausbildungsberuf?!

Beitragvon Aran » 23.01.2008 14:34

Mich würde interessieren, was die Pro's davon halten würden.

Wäre das in euren Augen sinnvoll?
Oder würde sich die "Zwänge" wie Ausbildungsplan, Prüfungen etc. nicht mit dem Selbstverständnis eines Inkers vereinbaren lassen?

Ich hatte ne interessante Diskussion in der Richtung und würde gern ein bißchen mehr Input haben.

Ich fasse mal kurz zusammen, was an Argumenten bisher so kam:

+ Theorie wie Grafik/Design, Anatomie, Hygiene, evtl. sogar Grundlagen der Buchhaltung, Steuerlehre etc. für Anfänger sicher sinnvoll
+ Rechtliche Absicherung der Azubis
+ Sicherheit für Kunden ( "Meisterbrief" o.ä. )
+ Weniger "schwarze Schafe"

- starke Verpflichtungen für den Ausbilder
- Theorie nur minimal wichtig
- Erschwernis für die Selbstständigkeit

Sicher, im Endeffekt ist entscheidend, was der Tattowierer drauf hat. Es gibt sehr viele Künstler, die keiner vorgeschriebenen Ausbildung bedurften, um geniale Bilder abzuliefern.
Aber wäre das denn wirklich hinderlich, den Anfängern auch Theorie "nach Lehrplan" zu vermitteln. Oder gibt's das schon intern in der Szene, eben nur nicht offiziell?

Ich kenn mich da leider nicht aus, bin selbst auch nicht interessiert ( für mich ) in der Richtung. Würde aber trotzdem gern wissen, was im Hintergrund steht, wenn sich einer "Tattowierer" nennt.

Falls das nicht in dieses Unterforum passt, bitte verschieben. Zu den "Kleinanzeigen" wollte ich's nicht packen, ist ja nicht wirklich eine ... oder wärs da doch besser???
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Beitragvon Alois » 23.01.2008 14:52

Was Du nicht vergessen darfst: es gehört viel mehr dazu als "toll zu zeichnen", nämlich grundlegende Dinge wie ein bisschen Dermatologie, der ganze Hygienebereich,.... usw, usw, usw.
In Österreich gibt es eine vorgeschriebene Ausbildung mit einer anschließenden 4 Teiligen Prüfung...

Leider kommt dabei die Praxis zu kurz! Wir hatten noch nie so viele Theoretisch herforragende und praktisch so schwache Tätowierer.... Hab erst gestern wieder ein Teil gecovert- verursacht von einer Nageltante mit Zusatzprüfung.

Bin aber sicher, dass sich hier noch einiges bewegen wird, auf EU- Basis. Ob das gut oder schlecht sein wird, wage ich noch nicht zu beantworten...
Zuletzt geändert von Alois am 23.01.2008 14:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon metalgirl1984 » 23.01.2008 14:56

MEiner MEinung nach gibt es in Deutschland eh so viele Berufe, für die es keine vorgeschriebene Ausbildung gibt: Denkt nur mal alle an die ganzen Naildesigner oder Vermögensberater, die hier durch die Gegend rennen?!

Mir wird schlecht wenn ich dran denke, dass es Leute gibt, die mal nen Wochenend-Seminar mitmachen und dann auf die Leute losgelassen werden.

In der Finanzbranche hat sich ja jetzt auch schon einiges getan. ich hoffe mal dass es im Tätowier-Bereich auch endlich mal konkrete Regelungen geben wird.
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Beitragvon Aran » 23.01.2008 15:08

Alois hat geschrieben:Was Du nicht vergessen darfst: es gehört viel mehr dazu als "toll zu zeichnen", nämlich grundlegende Dinge wie ein bisschen Dermatologie, der ganze Hygienebereich,.... usw, usw, usw.


ja genau! mein reden ;)
für viele ist der tattowierer ja auch der erste ansprechpartner, wenn sich mal was entzündet oder nicht so verheilt, wie's sein sollte. "bißchen" ( gerne auch mehr :mrgreen: ) hintergrundwissen wäre da wirklich gut.
es gibt mit sicherheit viele pro's, die sich in ihrer freizeit weiterbilden, bzw. von pro's lernen, die sich zurecht so nennen. aber die anderen .. *grusel*
deswegen denke ich, dass es für die guten, (aus)gebildeten inker klasse wäre, sich von den anderen auch auf dem papier unterscheiden zu können.

Alois hat geschrieben:Leider kommt dabei die Praxis zu kurz! Wir hatten noch nie so viele Theoretisch herforragende und praktisch so schwache Tätowierer.... Hab erst gestern wieder ein Teil gecovert- verursacht von einer Nageltante mit Zusatzprüfung.

das darf na klar nicht passieren :shock: es sollte schon die prüfungsurkunde an der wand nicht über das können in der haut hand hinwegtäuschen.

*g* ich stell mir grad ne praktische prüfung bei der IHK vor ... 3 prüfer, die dem zukünftigen gesellen über die schulter schauen .. wäre doch ne klasse sache .. wer sich da wohl als "opfer" findet :D

@Alois: In D gibts so ne Prüfung nicht, oder?

@metalgirl: ja, da sagst du was ... ich mein, wenn's nur um nen verhunzten fingernagel geht, ok ... aber wenn's dann der oma ans vermögen geht - oder sonst wem unter die haut .. da hört der spaß auf :?
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Beitragvon cloison » 23.01.2008 20:51

Ich finde es sollte in Deutschland so bleiben wie es ist. Gerade der Vartiationsreichtum und die erheblichen Qualitätsunterschiede zwischen den Läden empfinde ich als das Spannende in der Szene.

Hoffentlich wird "Tätowierer" nie ein Ausbildungsberuf wie Maler&Lackierer oder Schlosser sein. In diesem Fall könnte ich mir vorstellen, dass auch im Tätowierhandwerk Preisdruck und Marktüberschwemmung zur Tagesordnung werden und sich die Szene am Ende selbst zerstört.

Das ist jetzt zwar eine sehr emotionale Begründung, aber wenn ich "prüfung bei der IHK" im Zusammenhang mit dem Wort "Tätowierer" höre hab ich irgendwie ein komisches Gefühl im Magen. :?
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Beitragvon dobermann » 23.01.2008 22:17

cloison hat geschrieben:Ich finde es sollte in Deutschland so bleiben wie es ist. Gerade der Vartiationsreichtum und die erheblichen Qualitätsunterschiede zwischen den Läden empfinde ich als das Spannende in der Szene.
:?


Ja klar und das heisst jeder kann ein studio eröffnen und leute verschandeln geschweige ohne hygieneprüfung bissal hepatitis verbreiten.
Das find ich dann eher weniger spannend :roll:
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Beitragvon cloison » 23.01.2008 23:26

Nunja, die meisten dieser Läden können sich ja eh nicht lange halten. Soweit ich richtig informiert bin, finden ja auch regelmäßige Hygieneprüfungen statt. :?:

Außerdem ist ja wohl jeder halbwegs interressierte Kunde in der Lage die Läden miteinander zu vergleichen. Und wer einen guten Laden nicht von einer Pfuscherbude unterscheiden kann, der wird dann wohl auch mit nem schlechten Tattoo zufrieden sein...
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Beitragvon Alois » 24.01.2008 12:56

Der halbwegs interessierte Kunde merkt aber mit 100 %iger Sicherheit nicht, ob "sein" Tätowierer in z.B. Hygienischer Hinsicht überhaupt weiß, was er tut...!!! (Die meisten natürlich schon, aber da gibt´s Geschichten...)
Er kann den besten Steri rumstehen haben, wenn er aus Unwissendheit eine Schmierinfektion nach der anderen verursacht.... Es gäbe noch viel mehr Argumente, aber ich will hier drin keinen Krieg anzetteln.

Ich fände eine gesetzliche fachliche Prüfung ERGÄNZEND zur Ausbildung im Laden als echten Fortschritt! Es wird doch wohl keiner was gegen gut ausgebildete Tätowierer haben, oder...? :wink:

Muss nur sinnvoll durchgezogen werden...
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Beitragvon dobermann » 24.01.2008 13:24

cloison hat geschrieben:Nunja, die meisten dieser Läden können sich ja eh nicht lange halten. Soweit ich richtig informiert bin, finden ja auch regelmäßige Hygieneprüfungen statt. :?:
...

Ja diese prüfungen beziehen sich jedoch nur aufs studio und das studio kann in einem piekfeinen zustand sein....ob der tätowierer jedoch steril arbeiten kann und hygienemässig richtig arbeitet weiss man nicht.
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Beitragvon Feelings-Tattoo » 24.01.2008 14:35

halte ich alles für blödsinn....
was nützt die beste ausbildung wenn der tätowierer/piercer sich anschliessend in seiner arbeitsweise nicht daran hält...

in unserem studio war zur eröffnung im september 2000 das gesundheitsamt zur überprüfung. abgesehen davon das die gute frau null ahnung von der materie hatte, ist seit dem niemand mehr von dem verein hiergewesen....

und trotzdem versuchen wir immer besser zu werden in dem bereich.
ein gültiger sporentest für den autoklaven liegt genauso vor wie ne protokollierung der sterilisationsvorgänge....
zuletzt wasserhahn und seifenspender auf infrarotbetrieb umgestellt, zur verringerung der kreuzkontanimationsgefahr....
ich brauch kein papier wo drauf steht das ich weis was hygiene ist, bedeutet und wie sie angewandt wird....

besser fände ich eine aufklärung der kunden, damit sie sehen was sache ist.... somit wäre jedes studio gezwungen sauber zu arbeiten.
den meisten kunden kannste doch einen vom pferd erzählen, die wissen es halt nicht besser....
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Beitragvon dobermann » 24.01.2008 15:57

devil0815 hat geschrieben:halte ich alles für blödsinn....
was nützt die beste ausbildung wenn der tätowierer/piercer sich anschliessend in seiner arbeitsweise nicht daran hält...
....


Ja aber irgendwo MUSS er sich dieses wissen ja aneignen und da finde ich besser wenn das ein profi macht da sonst wieder die gefahr besteht das er müll lernt :wink:
Wenn er sich danach nicht dran hällt ist das aber wieder was anderes.
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Beitragvon Feelings-Tattoo » 24.01.2008 16:09

iss schon richtig....
nur sind hier die sogenannten "profis" halt das gesundheitsamt
und die haben halt wenig bis keinen plan von den arbeitsgängen in nem studio...

einen kurs in sachen hygiene, der von ärzten und tätowierern/piercern zusammen entwickelt und dann vor ausstellung eines gewerbescheins absolviert werden müsste, würde ich auch für gut befinden...
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Beitragvon dobermann » 24.01.2008 16:16

Werd heut/morgen mal mehr zu dem thema für/wieder ausbildung schreiben...momentan zu wenig zeit :wink:
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Beitragvon birmchen » 26.01.2008 15:32

Ich halte nicht viel davon, einen "ordentlichen" Ausbildungsberuf daraus zu machen. Wie viele 17-jährige wollen dann "cooler" Tätowierer werden, ohne eine Ahnung, worauf sie sich da einlassen? Zu guter Letzt gibts dann noch überbetrieblich an staatlichen Schulen ausgebildete Inker??? :?
Aber : für jede Fahrschule muß man einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren. Und gewisse Voraussetzungen muß man ja auch erfüllen bei einer Studio-Eröffnung. Da wäre es doch naheliegend, einen offiziellen Kurs über Hygiene, Wundversorgung ect. mit abschließender Prüfung zu entwickeln und zur Pflicht zu machen.
Mich wundert sowieso, wieso etwas in der Art nicht schon längst (intern)unter den Tätowierern üblich ist. Mund-zu-Mund- Propaganda ist nun mal leider für den Kunden nicht ersichtlich. Ein "Abschlußzeugnis" schon. (So bescheuert ich das persönlich finde,dass sowas nötig scheint, aber scheinbar unterliegen nicht alle Inker den ethischen Grundsätzen, die man persönlich voraussetzt)
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Beitragvon Alois » 26.01.2008 19:47

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Zuletzt geändert von Alois am 23.09.2008 14:37, insgesamt 1-mal geändert.
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