Tattoo und MRSA

Allgemeines zum Thema Tattoo

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Beitragvon Marie.Melancholie » 23.04.2010 19:06

Meinung? Welche Meinung denn? Hier wurde ja bisher kaum eine echte Meinung geäußert.

Ein reißerischer und in höchstem Maße einseitiger Link wird einem hier hingeknallt, der keinesfalls wie behauptet einen guten Überblick für Laien darstellt, sondern zur überzogenen Panik was MRSA betrifft beiträgt, dann kriege ich noch zu hören ich hätte in einem Studio nichts verloren und ich würde meine Gesundheit und die anderer gefährden.

Was meine Gesundheit betrifft ist die Sache ja geklärt und was die Gefährdung anderer betrifft ist das schlicht faktisch falsch.

Das hat ja mit Vertrauen ins hier gesagte oder dem fehlenden Willen dazu nichts zu tun. Ich hätte mir eine konstruktivere Aussage oder Diskussion erhofft, zumal der Laden hier mir als eines der besten Tattooforen empfohlen wurde.

Um dem ganzen dann mal nochmal ne Richtung zu geben: Hätten denn die (anderen?) Tätowierer unter euch Bedenken mich zu tätowieren? Wenn ja weshalb, wenn nein weshalb nicht?
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Beitragvon K-ink-Man » 23.04.2010 19:38

Man muss bei jedem Kunden davon ausgehen, dass er alle Seuchen der Menschheit in sich trägt. Gar nicht mal, weil alle im Anamnesebogen lügen um an ihr Tattoo zu kommen, sondern es kann genausogut sein, dass der Kunde gar nicht weiß, was er so mit sich trägt.
Genau deshalb veranstaltet man ja das ganze Hygienebrimborium.
Ich hätte kein Problem einen (wissenden) MRSA-Träger zu tätowieren. Habe ich bestimmt auch schon dutzende, nur die wussten es nicht oder haben es nicht angegeben. Und schlichter SA-Träger ist doch bestimmt jeder dritte Kunde, mindestens.

Was bei dir wichtig ist: Falls du Medikamente nimmst solltest du dahingehend nochmal deine Ärztin fragen, ob die auf den Tätowierprozeß oder den Heilverlauf Einfluß haben.
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Beitragvon LÖö » 23.04.2010 19:41

@Marie: schau mal bitte in dein Postfach.
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Beitragvon Marie.Melancholie » 23.04.2010 20:48

Schön zu hören..aus den von dir genannten Gründen würde es mich auch ehrlich entsetzen, wenn mir jemand sagt, er wolle mich wegen des Keims in seinem Studio nicht haben. Dort würde ich mich folglich niemals stechen lassen wollen.

Wer sich als Tätowierer - wie es dann der Fall wäre- der Sterilität seiner eigenen Arbeit nicht gewiss ist, kann mir als Kunde umgekehrt folglich auch nicht die notwendige Sicherheit garantieren.

Ansteckung erfolgt nicht nur eine Richtung - die Medaille hat immer zwei Seiten. Daher seh' ich übigens auch keinen Grund, den MRSA vor dem Inker zu verheimlichen. Wurde ja irgendwo vorher mal angesprochen.

Das mit den Medikamenten ist auch 'n wichtiger Hinweis, Danke.Da dürfte es -zumindest momentan- keine Probleme geben. Gut dass du's nochmal erwähnt hast.
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Beitragvon magicofart » 24.04.2010 0:08

hallo alle zusammen,
erst mal will ich sagen, das ich dich Marie persönlich nicht angreifen will, und es tut mir leid das du dieses problem hast. ich habe mir zeit genohmen und dein link zu mrsa so weit durchgelesen. also fast ihmmer heißt es auf die frage "darf ich? " - "natürlich" aber später werden ausnahmen aufgeführt, wie z.b. hier:
frage
Ob ich anderen Personen die Hand geben darf wenn ich MRSA habe

antwort
Natürlich!

anmerkung
Für gesunde Menschen ist das Risiko sehr gering(ALSO NICHT AUSZUSCHLIESSEN), dass sie sich mit MRSA infizieren (mit anderen Worten: durch MRSA krank werden).

Ein erhöhtes Risiko Besiedlungen oder Infektionen durch MRSA zu entwickeln besteht allerdings für bestimmte Risikogruppen: Dazu gehören z. B. Immunsupprimierte Patienten oder Patienten mit Risikofaktoren wie

•Verwendung von Antibiotika
•Hauterkrankungen, wie Wunden, Ekzeme, Schuppenflechte
•Drains, Katheter, Gefäßkatheter

mich würde interessieren, ob der infizierte wirklich ihmmer einen nach allen diesen krankheiten fragt bevor er demjenigen die hand drückt.
aber das war nur eine nebenfrage.

was ich zum ausdruck bringen wollte, ist: ich als tätowierer wünsche mir kunden mit solchen krankheiten nicht unbedingt in meinem studio, noch mal, nicht persönlich gemeint! ich versuche mein standpunkt zu erklären, obwohl das nicht in der zeit, was mir zur verfügung steht, machbar wäre.

in dem moment, als Du ins studio reingehst, bist du ein risikofaktor.
du bedingst dich an der theke und nihmst dir ein glas wasser, oder ne tasse kaffe. nach dem du die flasche mit wasser zurück auf die theke gestellt hast, ist ein kunde mit neurodermitis ins studio gekommen, und hat sich auch ein glas wasser gegönt...
meine schwester räumt die tasse weg, dabei hatte sie ihren finger zuvor bei nagelmodelage mit einem fräser verletzt...
nach dem wir alles geklärt haben, und das motiv steht fest, nihmst du platzt auf dem stuhl, ich setze die nadel an und du erschrekst dich (zuckst, bekommst ein anfall, krämpfe oder was weiß ich...) resultat, ich jage mir die nadel in den finger(ich glaube, jeder tätowierer, krankenschwester, altenplegerin... hat das schon erlebt)
3 infezierte!
was dann?
klar gibt es immer risiko, bei jedem kunden, und sollche fälle kann man nie ausschließen, aber man sollte versuchen dieses risiko zu minimieren. das klingt sehr egoistisch, und wenn ich es lese, sehr hart. aber ich habe viel vor, und will meinen kindern etwas geben, und für sie da sein. seit dem ich selbständich bin erlaube ich mir kein fußball, ich steige nicht auf das gartenhäuschen um es zu reparieren, ich hebe keine schweren sachen, und so weiter, hauptsache ich werde nicht krank; verletzt und kann weiter arbeiten und für meine familie sorgen.
das ist meine erliche meinung, bin mir sicher, dass viele von euch mich dafür hassen werden, aber ich kann's nicht endern. noch mal Marie, (so heßt meine 3,5 jahrige tochter) nichts gegen dich, und es tut mir sehr leid, dass ausgerechnet du diese 2 schrekliche krankheiten haben musstest... aber überlege es dir genau, willst du deine gesundheit und die von anderen aufs spiel setzen, um dir dieses tattoo , was die mehrheit letztendlich bereut, zu haben.
ps sorry, für alle fehler, ich hab mein bestes gegeben.
http://www.tattoo-osnabrueck.de
Den Künstler muß nach jedem vollendeten Werk die Angst überfallen, er könne sich nicht mehr übertreffen.
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Beitragvon Chris Kay » 24.04.2010 1:57

Word, Alex, word.
Ich verkneife mir das Rollerblade,um meine Hände zu schützen.
Marie, Du wirst sicher ein Studio finden das Deinem Wunsch entsprechen wird. Bitte sei so fair, im Vorfeld die Tatsachen auf den Tisch zu legen, um die ausführende Person selber entscheiden zu lassen. Wir haben keine Tätowierpflicht.
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Beitragvon HaiTaucher » 24.04.2010 9:18

Was hier noch niemand angesprochen hat.. was ist denn mit dem dann frisch gestochenen Tattoo an dir? was machst du wenn sich das entzündet.. na dann prost Mahlzeit... Du riskierst dann ganz ganz schlimme Entzündungsverläufe..

Ganz ehrlich wenn jemand schon Mukuvizidose hat... sollte man evtl. ruhig halten und den Tag geniessen.. besonders wenn man z.Z beschwerdefrei ist ect.

Ich hoffe man versteht was ich sagen will...

@Alex,Chris.. ich denke man versteht euren Standpunkt.. ich übrigens auch. Andererseits hat K-ink-Man auch nicht ganz unrecht.. denn ich glaub schon das jeder Tätowierer so einen Fall von MRSA bei sich auf dem Stuhl hat sitzen hatte.. nur weiss er bis heute nix davon...

Tja komplizierte Sache..

Gruss
Stephan/HT.
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Beitragvon Marie.Melancholie » 24.04.2010 11:13

Schön dass sich doch noch ne Diskussion entwickelt :-)

Also erstmal vielen Dank für Eure verschiedenen Meinungen.
Ich kann eure Bedenken natürlich irgendwo nachvollziehen. Es geht schließlich um Eure Existenz.

Das Thema wird aber sehr immer auf Panik gebürstet statt sachlich angegangen, und das ist für mich als Betroffenen ziemlich frustrierend.
Es wird nicht rational angegangen, sondern was man in den Medien und im Internet reißerisches aufschnappt als Tatsache akzeptiert. Infolgedessen wird der Patient behandelt als sei er aussätzig.
Tatsache ist aber, dass rigide Vorsichtsmaßnahmen und Isolation nur in Krankenhäusern und gegenüber Schwerkranken empfohlen werden.
Die Praxis sieht so aus, dass der Träger wenn er nicht krank ist, und das ist er meist nicht, ganz normal in seinen Alltag entlassen werden darf, normalen zwischenmenschlichen Kontakt pflegt, Schwimmbäder besucht, zur Arbeit geht usw.

Kurz zur Definition, falls es nicht allen klar sein sollte: MRSA ist ein stinknormaler Staph Aureus, der gegen die gängigen Antibiotika Resistenzen enzwickelt hat. Er verhält sich ansonsten genauso, ist nicht agrressiver, ansteckender und macht auch nicht häufiger krank.
Ihr könnt daraus ableiten, wie das zahlenmäßige Verhältnis von symptomfrei und meist kurzzeitig Besiedelten und ernsthaften Infektionen (Entzündungen) aussieht.


Um mal der Reihe nach auf alles einzugehen:

mich würde interessieren, ob der infizierte wirklich ihmmer einen nach allen diesen krankheiten fragt bevor er demjenigen die hand drückt.


Vermutlich nicht - wie mehrmal erwähnt: Viele wissen nichtmal dass sie den Keim auf der Haut tragen. Infiziert ist auch nicht gleich besiedelt! Ganz wichtiger Unterschied!!
Ich persönlich gebe aber davon ab schon lange niemandem mehr die Hand. Nicht nur um andere zu schützen, sondern auch in meinem eigenen Interesse. Viele Keime die für andere ungefährlich sind, können bei mir schwere Komplikationen auslösen.

in dem moment, als Du ins studio reingehst, bist du ein risikofaktor.
du bedingst dich an der theke und nihmst dir ein glas...


Wie oben erwähnt, ich weiß zufällig von meiner MRSA Besiedelung und bin etsprechend vorsichtig, fasse nur das nötigste an, desinfiziere mir vor Betreten einer Bahn, anderen Wohnung und deines Studios immer die Hände mit Sterilium. Der Kunde nach mir, auch MRSA-besiedelt, weiß nichts von seinem Glück und macht dies alles nicht. Du siehst, jeder ist ein Risikofaktor und sollte so behandelt werden. ich bin viell sogar das kleinere Risiko weil sehr vorsichtig, wer weiß :lol:
Aber mal im Ernst - nicht jeder Kontakt zu MRSA-Patienten ist ansteckend.

3 infezierte!


Das ist unwahrscheinlich - Übertragung bedeutet nicht, dass mein Gegenüber direkt krank wird. Auch nicht, wenn Risikofaktoren vorliegen.
Dazu das MRSA-Net:


MRSA wird meistens durch direkten Haut-auf-Hautkontakt übertragen, aber manchmal auch über die Luft oder durch Stoff. Oft verschwindet MRSA wieder von der Haut, ohne dass eine Infektion aufgetreten ist. Wenn jemand sehr krank ist und ein schwaches Immunsystem hat, kann MRS jedoch häufiger Infektionen verursachen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass MRSA auf der Haut eines Menschen dauerhaft siedelt ist erhöht, wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen (u.a. Wunden, Verwendung von Antibiotika, Katheter, etc.). Da Patienten in einem Krankenhaus oft mehrere Risikofaktoren erfüllen, wird MRSA am einfachsten unter Krankenhauspatienten übertragen.

In aller Deutlichkeit: MRSA ist nicht bei jedem Kontakt von Mensch zu Mensch übertragbar! Für eine effektive MRSA-Übertragung müssen meist folgende Faktoren anwesend sein:

Eine ausreichende Anzahl von MRSA auf der Haut des MRSA-Trägers
Direkter und wiederholter Kontakt (Aussetzung) mit bestimmten Körperoberflächen des MRSA-Trägers
Übertragung von ausreichenden (vielen) MRSA’s von den einen auf den anderen Patienten
Die MRSA’s müssen die Haut/die Schleimhaut erreichen während des Kontaktes
Vermehrung und Siedeln des MRSA’s auf der Haut der Kontaktperson
Anwesenheit von Risikofaktoren bei der Kontaktperson (Antibiotika, Wunden, Katheter, etc.)
Man sieht, dass die Übertragung von MRSA bei einmaligem Kontakt unwahrscheinlich ist. Das Risiko einer Übertragung steigt bei regelmäßigem und intensiven Kontakt oder wenn aufgrund einer medizinischen Maßnahme eine große Anzahl von MRSA Bakterien freigesetzt wird, wie beispielsweise beim Absaugen der Luftwege oder bei einer Bronchoskopie. Darum sind spezielle Schutzmaßnahmen in einem Krankenhaus notwendig.



Für den Neurodermitispatienten oder deine Schwester besteht also ein verschwindend geringes Risiko.
Klar, jetzt sagst du wieder es ist nicht ausgeschlossen. Aber sowas lässt sich nunmal nie völlig ausschließen, auch am Haltegriff der Bahn kannst du "kontaminiert" werden ohne es zu merken.

Näherer Kontakt besteht zwischen uns beiden, wenn du mich tätowierst.
Hier beugst du aber sicher durch steriles Arbeiten und Einhalten der Hygienevorschriften einer Übertragung, gleich von welcher Seite vor, oder nicht?
Im MRSA-Net ist übrigens auch erwähnt, was selbst von MRSA besiedelte Piercer und Tätowierer unternehmen sollten:
Was ich als Piercer/ Tätowierer tun sollte, wenn ich MRSA habe
Antwort
Es sollte Dekontamination (Sanierung) angestrebt werden. Auf gute Hygienepraxis und steriles Arbeiten ist genau zu achten.


Also selbst da scheint ein normaler Studiobetrieb kein Problem zu sein.
Ich bin auch geneigt dem zu vertrauen. Die Seite wird betrieben von einem grenzübrschreitenden Netz niederländischer und deutscher Universitäten, einem Laboratorium und einem Gesundheitsinstitut. Und Gerade die Niederlande sind sehr weit vorne dabei, was die Bekämpfung von MRSA angeht.

es tut mir sehr leid, dass ausgerechnet du diese 2 schrekliche krankheiten haben musstest...

Danke. Ich möchte aber nochmal betonen, dass der MRSA keine schreckliche Krankheit ist...nur ein Keim der unangenehmerweise bei mir wohnt, aber sonst keinerlei Schäden verursacht.




Bitte sei so fair, im Vorfeld die Tatsachen auf den Tisch zu legen, um die ausführende Person selber entscheiden zu lassen.

Natürlich. Weiter oben schon erwähnt, weshalb.


Was hier noch niemand angesprochen hat.. was ist denn mit dem dann frisch gestochenen Tattoo an dir? was machst du wenn sich das entzündet.. na dann prost Mahlzeit... Du riskierst dann ganz ganz schlimme Entzündungsverläufe..


Darum ging's ursprünglich :D Festgestellt wurde ja, dass das Risiko einer Entzündung nicht größer ist als dass von jedem anderen. Kann natürlich trotzdem passieren. Der Entzündungsverlauf ist auch nicht anders als bei einer normalen Staph Aureus-Infektion, nur die behandelung ist teuerer.
MRSA ist ein Sammelbegriff, da gibt es auch verschiedene Stämme. Meiner ist nicht ganz böse und mit relativ vielen Ersatzantibiotika behandelbar. Lässt sich also notfalls in den Griff kriegen. Aber ich vertrau' da auf die Statistik, ordentliche Pflege und die Erfahrung mit meinen anderen Tattoos.


Ganz ehrlich wenn jemand schon Mukuvizidose hat... sollte man evtl. ruhig halten und den Tag geniessen.. besonders wenn man z.Z beschwerdefrei ist ect.


Ganz ehrlich? Nö! Ich lebe mein Leben so wie ich das möchte, gerade weil es kürzer ist als das anderer. Ich werde früh genug eingeschränkt sein, momentan bin ich es nicht und benehme mich auch nicht so.Punkt.Da brauchen wir auch nicht weiter drüber reden.


Andererseits hat K-ink-Man auch nicht ganz unrecht.. denn ich glaub schon das jeder Tätowierer so einen Fall von MRSA bei sich auf dem Stuhl hat sitzen hatte.. nur weiss er bis heute nix davon...

Tja komplizierte Sache..


In der Tat ein interessantes Thema. das wird Eure Branche denke ich zukünftig auch immer stärker betreffen.
Es gibts ja aber nicht nur einen Keim sondern unzählige, die man ihren Trägern nicht ansieht. Wie schützt ihr euch vor denen?

Mir drängen sich zwei Fragen auf:

a) Reichen die bestehenden Hygienevorschriften nicht aus, um den Kunden und euch selbst vor möglichen Übertragungen zu schützen?

b)Reagiert ihr mit einer unangemessenen weil übertriebenen Panik?
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Beitragvon HaiTaucher » 24.04.2010 11:22

Da du ja sagst das du dein Leben leben willst wie es dir passt und du der Krankheit nicht zu grossen Raum gibst, muss ich sagen, dann lass dir doch nen Tattoo stechen.. wenn es schiefgeht kannst du dann auch niemanden Verantwortlich machen... Um es halt mal auf den Punkt zu bringen.. Jetzt ist nur noch die Frage ob du nen guten Inker findest der sagt.. Ok komm vorbei für mich ist das Risiko überschaubar...

Viel Glück ;)
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Beitragvon Marie.Melancholie » 24.04.2010 11:39

Wenn schiefgeht ist das eben dummgelaufen, aber niemandes Schuld. Lediglich eine Folge der von mir in Kenntnis der möglichen Konsequenzen getroffenen Entscheidung.

Leute die im Nachhinein einen Verantwortlichen für ihr Unglück suchen find ich doof!

Hab auch schon ein, zwei im Auge, mal sehen was die dazu sagen..Daumen drücken, wa? :)
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Beitragvon upsidedown » 25.04.2010 0:02

Hallo Marie.

Ich sehe hier erstmal einen generellen Widerspruch bei Dir. Entweder Dein MRSA ist nicht zu erAdizieren, dann würde ich davon ausgehen, dass Du eher kein MRSA, sondern einen VRSA hast, denn ein MRSA ist sanierbar. Oder eine Eradikation ist bei Dir kontraindiziert aufgrund Deiner chronischen Erkrankung. Alleine dieser widersprüchliche Umstand Deiner Schildung würde von meiner Warte aus dagegen sprechen, Dich zu tätowieren.

Zum anderen wird in einem Tätowierstudio an offenen Wunden gearbeitet. Oft arbeiten mehrere Tätowierer an mehreren Kunden. Ein MRSA-Träger bedeutet offenbar auch unter klinischen Bedingungen, die weder in einer Arztpraxis noch in einem Tätowierstudio unter üblichen Bedingungen gegeben sind, ein Restrisiko. Von jährlich bis zu 500.000 MRSA-Infektionen in Kliniken sind nur bis zur Hälfte auf Fehlverhalten des Klinikpersonals zurückzuführen. Und die andere Hälfte ist statistisch betrachtet nicht einfach mit ungetesteten Personen wegzuwischen. Denn es gibt einfach ein Restrisiko. Dadurch gelten in Kliniken bei MRSA-Träger besondere Regeln für Personal und Ablauf. Beispielsweise gehört dazu, dass MRSA-Träger generell alleine untergebracht werden und alle Untersuchungen außerhalb des Patientenzimmers an das Ende des Schichtablaufes oder in besondere Zeitfenster gelegt werden um die besondere Vor- vor allem aber Nachbereitung der Behandlungs-/Untersuchungsräume zu gewährleisten. Für Dich bedeutet das, sofern Deine chronische Erkrankung eine Sanierung zunächst ausschließt, dass die besonderen Hygienevorkehrung für den Zeitraum der Behandlung andauern. Es ist mitnichten so, dass die auf hohem Standard befindliche Hygiene eines Tätowierstudios reicht um diese besonderen Risiken ausreichend auszuschließen.


Ein Arzt hat zumindest eine moralische Behandlungspflicht. Ein Tätowierstudio hat die moralische Pflicht andere Kunden zu schützen. Dazu gehört, Risiken zu erkennen und auszuschließen. Und na klar, das ganze Leben besteht aus verdeckten Risiken (Floskeln: ...jeden Tag kommen Leute mit irgendwelchen nicht mitgeteilten Infektionen ins Studio"). Das ist allerdings keine Grundlage dafür, als Tätowierer zusätzliche, bwußte Risiken zu entschuldigen.

Zu den zusätzlichen Risiken Deiner chronischen Erkrankung mag ich nur sagen, dass nicht nur Du die Verantwortung für Deine Gesundheit trägst. Es gibt in diesem Leben nicht nur juristische Verantwortungen, sondern auch moralische. MIR, und möglicherweise anderen, reicht es nicht aus zu wissen, dass Du diese Risiken hinnimmst. Es gibt Menschen, die auch mit Einwilligungen an einem verfrühten oder schlimmeren Krankheitsverlauf anderer nicht Schuld sein wollen!

Und zuletzt, aber das wohl Wichtigste:

Es wird ganz klar bei MRSA-Trägern bis zur Sanierung, sofern möglich, Abstand von inversiven Maßnahmen gehalten. "Sofern möglich" bedeutet in der Abwägung, sofern sonst nicht anderer, größerer Schaden von Dir abwendbar ist.

Warum zur Hölle und in aller Welt, sollte man Dich, sich und andere für eine medizinisch gewiß nicht indizierte Tätowierung irgendwelchen auch noch so kleingeredeten Risiken aussetzen?

Aber vielleicht bist Du eine philosophische Instanz und hast eine Antwort? Ich persönlich würde insbesondere von jemandem mit einem so besonderen Leben mehr Verantwortungsfähigkeit erwarten.
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Nachtrage: um fair zu bleiben, habe ich die mir zugrundliegenden Informationen auch in Deiner Quelle gegenrecherchiert.
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Beitragvon K-ink-Man » 25.04.2010 11:58

Es geht hier um Risikobeschränkung und Verantwortung, sich selbst und den Kunden gegenüber.
Kunden auschließen (was natürlich unser gutes Recht ist) ist ein Weg.
Wenn die eigene Gesundheit des Kunden gefährdet ist mache ich das auch, das ist richtig und gut so.
Wenn für den Kunden kein erhöhtes Risiko besteht und der Grund für den Ausschluss alleine in der eigenen Angst liegt, läuft meiner Meinung nach was falsch.

Und na klar, das ganze Leben besteht aus verdeckten Risiken (Floskeln: ...jeden Tag kommen Leute mit irgendwelchen nicht mitgeteilten Infektionen ins Studio"). Das ist allerdings keine Grundlage dafür, als Tätowierer zusätzliche, bwußte Risiken zu entschuldigen.


Die Leute geben in den Anamnesebögen nur "gesellschaftlich anerkannte" Dinge wie Heuschnupfen, Hausstaubmilbenallergie, Nickelallergie, Diabetes an.
Es wäre naiv zu glauben, dass bei der Menge an Kunden niemand dabei gewesen wäre, der Hepatiden, HI, Geschlechtskrankheiten oder auch nur einen fetten Nagelpilz mit sich bringt.

Ich lebe auch "risiokominimiert", mache keinen Sport, gehe nicht Kegeln, trinke nicht usw. Zudem gebe ich im Geschäft niemandem die Hand und ich habe nie direkten Hautkontakt zu Kunden, fasse selbst beim Aufmalen keinen ohne Handschuhe an. Es ist immer nur ein Kunde dran, die Arbeitsbereiche sind getrennt und es erfolgt danach eine Reinigung. Eine umfassende Reinigung.
Das ist arbeitsintensiv, kostet viel Zeit und Geld.
Voraussetzung ist eine umfassende Evaluation aller Abläufe und Handgriffe, und der darauf aufgebaute Hygieneplan. Und natürlich dass man sich auch daran hält.
Alle im Laden bekommen Schulungen (intern und extern), und man muss ständig feilen, kontrollieren und optimieren. Das macht nicht unbedingt Spaß, gewohnte Handgriffe müssen umtrainiert werden, aber der Gegenwert ist wieder ein etwas kleineres Risiko.

Aber ich kann mich wann ich will hinsetzten und selbst tätowieren, an dem gleichen Arbeitsplatz und mit dem normalen Arbeitsmaterial ohne besondere Vorkehrungen, ohne Angst haben zu müssen.

Auf jedem Laden, jeder Webseite steht Hygiene drauf. Was die jeweils darunter verstehen und wie es tatsächlich hinter den Kulissen aussieht ist eine andere Sache.

a) Reichen die bestehenden Hygienevorschriften nicht aus, um den Kunden und euch selbst vor möglichen Übertragungen zu schützen?
b)Reagiert ihr mit einer unangemessenen weil übertriebenen Panik?


Zu a)
Nein, weder die Landeshygienevorschriften noch die Richtlinien der Berufsverbände reichen aus.
In den Landeshygienevorschriften werden wir mit Kosmetik und Fußpflege gemeinsam abgehandelt, demnach wäre es theoretisch hier in NS erlaubt z.b. Nadeln nach Aufbereitung mehrfach zu benutzen. Veraltet und indiskutabel.
Die Richtlinien der Berufsverbände sind aktueller und besser als die der Länder, aber trotzdem eher auf den "kleinsten gemeinsamen Nenner", also nach unten orientiert und reichen meiner Meinung nach auch nicht aus.
Zu b)
Ja.
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Beitragvon Alois » 25.04.2010 12:32

Word!
Ich würde auch ablehnen. Schon alleine weges des Risikos einer Kreuzkontamination. Die Rechnung würden nachfolgende Kunden zahlen, und das kann nicht sein.
Man kann nicht den kompletten Arbeitsbereich sterilisieren, nur desinfizieren. Daher ist das Risiko ganz einfach zu hoch. Schlimmstenfalls wäre der Arbeitsplatz danach im Sinne der Eingriffssicherheit schlicht und einfach unbrauchbar...
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Beitragvon upsidedown » 25.04.2010 15:55

@k-Ink-Man: Du bist also der Auffassung mit den bei Dir gegebenen Hygienevorkehrung bewußt einen Kunden im Studio tätowieren zu können, der MRSA-Träger ist?
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Beitragvon Marie.Melancholie » 25.04.2010 21:01

AArgh- gerade nen ewig langen Text geschrieben und dann stürzt das Programm ab :x

Nochmal die Kurzfassung:
Ich sehe hier erstmal einen generellen Widerspruch bei Dir.

Nee, kein Widerspruch. Es handelt sich ganz klar um nen MRSA. Die Entfernung dessen aus der Lunge ist aufgrund der besonders zähen Schleimzusammensetzung schwierig bis unmöglich. Tut aber auch eigentlich nix zur Sache.

Andere Sachen die du schreibst sind wichtiger und können so nicht stehen gelassen werden. Du beschreibst die Maßnahmen, die im klinischen Bereich durchgeführt werden. Das ist aber mit einem Tattostudio nicht gleichzusetzen, auch wenn in letzterem mit offenen Wunden hantiert wird.
Um gerade in dem Moment die Wunde mit Keimen zu kontaminieren, muss man doch schon fahrlässig sein, oder nicht? Wir reden immerhin nicht von Flöhen, die sich von allein bewegen.
Im Krankenhaus befinden sich einfach Menschen, bei denen oft mehrere Risikofaktoren zusammentreffen und die daher besonders infektionsgefährdet sind. Für normal gesunde Menschen gibt es durch MRSA keine Folgen oder Gefahren. Sogar wenn du als Tätowierer selbst MRSA hast ist das kein Problem, sofern du auf gute Hygienepraxis und steriles Arbeiten achtest - das sagt eigentlich schon alles.


Von jährlich bis zu 500.000 MRSA-Infektionen in Kliniken sind nur bis zur Hälfte auf Fehlverhalten des Klinikpersonals zurückzuführen. Und die andere Hälfte ist statistisch betrachtet nicht einfach mit ungetesteten Personen wegzuwischen.


Woher du die Zahlen hast weiß ich nicht. Dazu aber folgendes Beispiel: In Holland ist es gängige Praxis, das erstmal alle neuen Patienten so behandelt werden, als hätten sie MRSA. Erst wenn der Nachwies erfolgt, dass dem nicht so ist, werden sie aus dere Isolation entlassen. Bei uns ist es umgekehrt, mit dem Resultat, dass in Holland der MRSA-Anteil unter den Staph-aureus-Stämmen bei etwa einem(!) Prozent liegt, bei uns bei 25. Die ungetesteten Personen tragen also schon ihren Teil bei.

(Floskeln: ...jeden Tag kommen Leute mit irgendwelchen nicht mitgeteilten Infektionen ins Studio"). Das ist allerdings keine Grundlage dafür, als Tätowierer zusätzliche, bwußte Risiken zu entschuldigen.


Floskel?? Also entschuldige mal, das ist ne Tatsache. Und der Kunde mit Problemkeim kein bewußtes, sonder das übliche, alltägliche Risiko, das auch ebenso behandelt werden sollte.

zusätzlichen Risiken Deiner chronischen Erkrankung
Kannst Du nicht beurteilen. Davon ab setzt du bei jeder deiner Arbeiten den Kunden einem gewissen Risiko aus. Da jetzt so moralisch zu kommen find ich daher schon etwas heuchlerisch.Aber egal.

Es wird ganz klar bei MRSA-Trägern bis zur Sanierung, sofern möglich, Abstand von inversiven Maßnahmen gehalten. "Sofern möglich" bedeutet in der Abwägung, sofern sonst nicht anderer, größerer Schaden von Dir abwendbar ist.
Joa, inversiv. Ne Tätowierung is aber doch kein Piercing oder Implantat, sonder allenfalls minimalinvasiv. Oder nüsch? Davon ab sollte immer der individuelle Fall beurteilt werden.

Warum zur Hölle und in aller Welt, sollte man Dich, sich und andere für eine medizinisch gewiß nicht indizierte Tätowierung irgendwelchen auch noch so kleingeredeten Risiken aussetzen?


Kann ich beantworten und hat auch garnix mit Philosophie zu tun. Mein Risiko ist so groß wie das jedes x-beliebigen Kunden, Deines ist nicht erhöht wenn du steril arbeitest und andere sind nicht tangiert, sofern du den Arbeitsplatz und dein Werkzeug sachgemäß reinigst.

Wenn für den Kunden kein erhöhtes Risiko besteht und der Grund für den Ausschluss alleine in der eigenen Angst liegt, läuft meiner Meinung nach was falsch.


Die Ängste resultieren aus einem Halbwissen. Vergleichbar mit der früher vorherrschenden HIV-Hysterie. Viele dachten, man könne sich über benutzte Bettwäsche, Händeschütteln usw. infizieren. Dank umfassender Aufklärung wissen wir es heute besser. Daher nochmal für alle Interessierten der Link zum durchklicken. Die Quelle ist auch mitnichten verharmlosend sondern sehr seriös.:

http://www.mrsa-net.nl/de/zoeken.php?type=1

Ich würde auch ablehnen. Schon alleine weges des Risikos einer Kreuzkontamination. Die Rechnung würden nachfolgende Kunden zahlen, und das kann nicht sein.
Man kann nicht den kompletten Arbeitsbereich sterilisieren, nur desinfizieren. Daher ist das Risiko ganz einfach zu hoch. Schlimmstenfalls wäre der Arbeitsplatz danach im Sinne der Eingriffssicherheit schlicht und einfach unbrauchbar...


Erstmal: Kreuzkontaminationmit was? Was du schreibst, liest sich, als würdest du dein Werkzeug und den Arbeitsplatz nicht reinigen. Das kann ich mir ja fast nicht vorstellen.
Zum sterilisieren: Keine Panik. Das ist absolut nicht notwendig!! Eine Desinfektion der erreichbaren Oberflächen reicht völlig aus, auch im Krankenhaus wird das nach entlassen eines MRSA-Patienten nicht anders gehandhabt.


@k-Ink-Man: Du bist also der Auffassung mit den bei Dir gegebenen Hygienevorkehrung bewußt einen Kunden im Studio tätowieren zu können, der MRSA-Träger ist?


Was soll nur immer diese Unterscheidung zwischen bewusst und unbewusst?
Das Risiko ist und bleibt das gleiche. Wenn ihr euch der unzureichenden Wirksamkeit eurer hygienischen Maßnahmen so sicher seid, wieso wird der ganze Aufwand dann eigentlich betrieben, weshalb setzt ihr euch der immerwährenden Gefahr für die paar Kröten aus und wieso lässt sich überhaupt noch jemand was stechen, wenn das ganze Gerede von Hygienemaßnahmen nur Blendwerk ist, dass im Ernstfall versagt? (Mal überspitzt gefragt)

War jetzt nicht wirklich kurz, sorry.
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